Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

DOI issue:
Heft 5
DOI article:
Rundschau
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0166

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Burgundisch, 14. Jahrh. Muttergottes mit Kind

Stein, polychromiert. Höhe 120 cm
Aus der Ausstellung- altfranzösisclier Plastik in der Galerie
Demotte, NewYork

ges Blatt und von schwimmendem Dännner er-
füllte Landschaften. Stark tritt Otto Griebel her-
aus, zumal in Zeichnungen. Ferner Kretschmar,

Lachnit. Skade, man kann es wieder doppelt fest-
stelien, ist unter Pariser Einfluß sehr abgeblaßt.

Im Künstlerbaus doch der reichere Eindruck, den

in erster Linie Willy Kriegel und Her-
tnann Teuber mitbestimmen, ferner die
Arbciten von Milo Ilarbich, W. Rudolph
und Ullrich Henke. Mit einem poin-
tierten Arztporträt interessiert Herbert
Seemann, mit einer »Ilandschuhnäherin«
Karl Hahn. Ein freches, saftiges Stück
von Ernst Dietsch. Man sieht die Lehrer:
die Dorsch, Feldbauer, Richard Müllcr.
Außerdem Plastik, allerdings sehr lücken-
haft. Wichtig die Statuelte »Flammen-
werfertod« von Kind, hervorragende Bild-
nisse von Albiker und Hermann Th.
Richter. (Von Dix übrigens hier nichts
und dort nichts.)

ImVcrlag Bruno Cassircr außer einer
herrlich leicht hingeworfencn Fassung
der »Rue de Berne« von Manet letzte
Werke Licbermanns, Gartenbilder von
eincm qucllendenSchimmerohnegleichen,
überlegenste Porträts. Ferner Bildnisse
Slevogts von ganz ähnlicher Art, noch
belebter in der Diktion, nie so absolut
überzeugend.

Im Lichthof dcs alten Kunstgewerbe-
museums veranschaulichen Masken,
Kostüme, Farbenholzschnitte und Photos
das japanische Theatcr. Es ist eine
kaum übersehbare, Blalt um Blatt fes-
selnde Schau, in der die Rollenbilder
der Toyokuni, Kunisada, Kuniyoshi und
Sliaraku, schließlidhdermodernenSchnitt-
meister Shunshi und Kampö dominieren,
ergänzt durch Darstellungen des Theater-
raums, Aufführungsbilder, Schmink-
bücher. Staunen und Bewunderung setzen
nicht aus.

Im Verlagshaus des »Kunstblatt« sind
unter der Devise »Gezeichnet oder
geknipst?« zahlreiche Vergleiche gra-
phischer und photographischer Bildnis-
kunst durchgeführt worden. Die Frage-
stellung ist insofern etwas gefährlich,
als sie die Auffassung fördert, eine Por-
trätzeichnung ctwa Kirchners sei in erster
Linie physiognomische Bestandsaufnahme
und als solclie dem Kamerabildnis un-
mittelbar kommensurabel. Der Vergleich
kann irnrner nur die gemeinsame por-
trätistische Leistung erfassen, die nun
aber weder den Wert einer Zeichnung
noch auch den einer photographischen
Gestaltung erschöpft. Ein künstlerisches
Bildnis, gleichviel in welcher Technik,
ist eben niemals nur Bildnis. Und dies unver-
gleichbare Außerdem wird vom Vergleich ignoriert,
Mit diesem grundsätzliclien Vorbehalt ist die Kon-

kurrenz gcwiß nicht unineressant. Hier schneidet
der Zeichner günstiger ab, dort der Photograph.
Ilugo Erfurth zumai »schlägt« Thoma, Corinth,
 
Annotationen