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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 5
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0167

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Kökoschkä, — abcr oben das
» Unlerlicgen« dcsSelbstporträts
in diesen und in weiteren Fällen
zeigt die Bedcnklichkeit des Vcr-
gleichcs an. Wolfradt

b

dcr

MALEREI DER ABSTRAKTEN
UND DEII SURREALISTEN
Das Z ü r c h c r Kunsthaus
zeigtc eine Ausstellung dieser
Gruppen, dic von wirklicher Bc-
deutung war. Es war muti
und voraushlickend v
Leitung des zentralen Schweizer
Museums, seine Iiaupträume
fiir diesen t lierlil !ck herzu-
geben. Als eigentlicher Initiator
dieser Schau, die inzwischen
auch in München im Graphi-
schen Kabinett gezeigt wurde
und die durch andere Städtc
wandern wird, ist Gicdion (Zii-
ricli) zu nennen, der die Not-
wendigkeit erkannte, gerade der-
art »unpopuläre« Gestalten
breithin zu zeigen. Hans Arp
(Paris) liatte meist die Arheiten
beschafft. Eine Auswahl, die in
Einzelheiten als subjektiv er-
scheinen mag, die aher die Ilaup l-
akzente gut verteilt hat. Ur-
sprünglich hatle Giedion um-
fassenderen Querschnitt geplant:

»die neue Optik«. Darunter
hatte man das neue Sehen und
Gestallen übcrhaupt verstehen
wollen, also neue Malerei, Pla-
stik, Architektur, neue Wohn-
gegenstände, ncues Gerät, heu-
tigen Autolyp usw. im Zusam-
menhange zeigen wollen. Ein he-
deutsames Thema, das nochmal
durchgeführt werden müßte,
damit klargestellt werde, wie
selir alle Gestaltwandlungen der
letzten Jahrc in unterirdischem
Zusammenhange stehcn, wie
wenig also das Iliesenrad der
Zeit zurückgedreht werden kann
von seiten offencr oder ver-
kappter Rcaktionäre.

Obgleich sclion Hartlauh (Mann-
lieim) vor Jahresfrist eine zusam-
menfassende Ausstcllung abstrakter Malerci gewagt
hatte, begegnete dasPublikum mit ziemlicher Oppo-
sition. Nicht minder diePresse, inZürichwieinMün-
chen. Obgleich beste Arbeilen von Delauney, Picasso,
Bracjue, Gris, Severini, Kandinsky, Klee, Leger, Mon-
drian, Lissitzky, Moholy, Schwitters, M.Ernst, Bran-
cusi,Ozenfant, Baumeister, Arp,Tanguy vcrsammelt

Schule von Reims. Mitte 15. Jahrh.
Aus der Ausstellung altfranzösiclier Plastik
in der Galerie Demotte, New York

Muttergottes mit Kind
Holz, bemalt. Höhe88cm

waren, wurdcn eine Menge der üblichen Vorwürfe
laut. Nun ist zwar aufs deullichste zuzugeben, daß
ntanche Arbeit bloßes Experiment darstellt und nur
als ungefähre Wegrichtung neuer Möglichkeiten,
kcinesfalls aber als »Kunst« aufzufassen ist. Je-
doch waren auch so viel standhaltende, wirk-
liche Gestaltungen vorhanden, daß man kcineswegs

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