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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 6
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0191

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Constant Permeke c , w , Vesperzeit

öammlung VV. Klemberg, Antwerpen r

Aus der Permeke-Gedächtnisausstellung im Palais des Beaux-Arts, Brüssel

AUSSTELLUNG EXOTISCIlEll KUNSTGEGEN-
STÄNDE IN FRANKFURT
Das Völkermuseum hat die Sammlung entbreitet,
die Dr. Ernst Vatter von seiner diesjährigen Ex-
pedition aus Solor-Alor-Arehipel (östliches Nie-
derländisch-Indien) mitgebracht hat.

Das Gemeinsame all dieser Arbeiten ist, daß sie
trotz ihrer modernen Provenienz (aus den letzten
fünfzig Jahren) ganz im traditionellen, zum Teil
archaischen Stil gehalten sind. So zeigcn die We-
bereien in Ikatgewebe (einer besonderen Farbtech-
nik durch Einbinden) Ornamente, die zum großen
Teil auf altindische Motive zurückgehen, stilisierte
Tier- und Pflanzenmuster usw. Sie sind von dis-
kretem Reiz in der Flächendekoration und Farbe.
Außerdem: bemalte und unbemalte Holzschnit-
zereien, sehr seltene Nagafiguren (für Kult tmd
Opfer), Löffel und Trinkschalen aus Ivokosnuß
mit geometrischer Verzierung, IIolz- und Eisen-
waffen, reich dekoriert, Schmuck aus Elfenbein,
aus Perlen, Rronze, Silber und Muscheln in ver-
schiedenartigen Formen. Eine reiche Ernte.

*

Der Kunsthändler Carl bietet in seinen Verkaufs-
räümen eine Schau von Webereion aus Peru, prä-
columbisclie Ilandarbeiten aus zwei Privatsamm-
lungen. Die Fundorte dieser Gräberreste sind teil-
weise bekannt: Pachamac, Gajamarquille, Cancay.
Einige Gewebe wirken grobfädig wie koptische
Teppiche, andere wie feine Ilandarbeiten auf Eta-
mine und wieder andere weich und erhöht wie
Samt. Das Material: Wolle, RaumwoRe, Leinen.

Die Darstellung: geometrische Muster in horizon-
taler, vertikaler oder schräger symmetrischer Rei-
hung mit Zierleisten oder freie, mystische Motive,
primitive Köpfe oder andere Teile menschlicher
oder tierischer Gestalt. Einzelne Stücke haben
phantastischen Reiz wie zum Beispiel die Weberei
Nr. 6 aus zusammengesetzten Streifen mit gelb-
liehen, greifenartigen Tieren, die iiber die riesige
dunkelfarbige Fläche gleiten. In Nr. 28 zeigt der
Stoff durch die jahrhundertlange Lagerung in dem
Erdboden eine so warme Sättigung, eine so tiefe
Durchtränktheit mit Farbe, daß die Oberfläche wie
die Leimvand eines guten Rildes einen zauberhaft
verwobenen Zusammenklang gibt.

Sascha Schwabacher

LONDONER AUSSTELLUNGEN MODERNER
IvUNST

Das Wort »modern« wird in London für alle
Kunst gebraucht, die sich von den Werken der
Praeraffaeliten und Romantiker des 19. Jahrhun-
derts unterscheidet. Ob also ein Werk als modern
gilt, hängt vom Geburtsdatum seines Schöpfers
ab, nicht aber von der Auseinandersetzung des
Meisters mit den künstlerischen Problemen unse-
rer Zeit.

Und so hängt hier in Ausstellungen vieles, was der
Erwähnung nicht wert ist, da der Fluß der euro-
päischen Kunstentwicklung schon längst daran vor-
beigelaufen ist und das geringe Qualitätsniveau
des Ausgestellten keine Rerechtigung zu einer an-
erkennenden Rückschau gibt. Es ist wirklich über-
flüssig, sich all die Namen von Nächahmerinnen

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15 Der Cicerone, Jahrg, XXII, Heft 6
 
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