Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

DOI Heft:
Heft 7
DOI Artikel:
Marle, Raimond van: Ein Altarbild aus der Schule von Avignon
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0218

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Abb. 6. Johannes auf Patmos Teil des Altarbildes aus Valreas

Mit Genehmigung von Brimo de Laroussilhe, Paris

Aus stilkritischen Gründen ist es aber niclit möglich, daß der Maler dieser Bilder
wirklich ein Spanier war. Wenn wir die fünf Tafeln mit den Arbeiten des Lluis
Borrassä, mit denen sie die größte Ähnlichkeit zeigen, vergleichen, so finden wir immer
wieder eine Weichheit und einen Fluß der Linien, die eher französisch als spanisch
scheinen. Besonders auffallend ist das zum Beispiel bei der Figur der Magdalena unter
dem Kreuz (eine Figur, die außerdem in dem schon erwähnten spanischen Gemälde,
das viel Übereinstimmendes aufweist, fehlt), bei den sitzenden Zuhörern in der Predigt
des Täufers, und bei den Figuren des schreibenden Zacharias und des Evangelisten.
Ganz unspanisch sind auch gewisse Gesichtstypen, wie die der Frauen in der Wochen-
stube, und hier vor allem die, welche das Kind auf dem Schoß hält. Dieses Frauen-
gesicht wie auch das des Zacharias zeigen noch ganz deutlich die Nachwirkung der
sienesischen Richtung in Avignon. Sienesische Züge, die inspanischen Arbeiten dieser Zeit
nie vorkommen, findet man auch wieder in dem gekreuzigten Christus, der Magdalena,
dem ersten Reiter der rechten Gruppe und im Gesicht des schreibenden Johannes.

Ein Vergleich mit der Kreuzigung im Basler Museum macht den Ursprung der Tafel
aus Avignon nocli deutlicher. Daß es sich hier um eine französische Arbeit handelt,
wird wohl niemand anzweifeln 1, und es wird einem klar, daß dieses Gemälde und die
fünf Tafeln der Herren Brimo de Laroussilhe ein und derselben Gruppe angehören;

1 Die Kreuzigung ist abgebildet bei Guiffrey et Marcel, op. cit I. Taf. 18 und ig.

190
 
Annotationen