Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

DOI Heft:
Heft 7
DOI Artikel:
Kuhn, Alfred: Vier polnische Plastiker
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0226

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Xawery Dunikowski

Materialgerechtigkeit ist diese Kunst durchaus unplastisch, untaktil;, unsinnlich, genau
wie jene Dunikowskis. Was dieser durch die Ausdörrung des Fleisches erhielt, die
Spiritualisierung der Materie, das erreicht Szczepkowski durch Geometrisierung. Die
Welt der Erscheinungen verneinen beide zugunsten einer höheren, in der absolute
Herrscherin die Musik ist, uralte Kunst der himmlischen Sphären.

In starkem Gegensatz dazu steht das Werk August Zamoyskis, geboren 1895, der
in Paris lebt. Seine Kunst, in Deutschland und Frankreich gewachsen, hat nichts Pol-
nisches. Sie spiegelt den typischen Entwicklungsgang der Skulptur in Westeuropa
wieder: bis 1920 tastende kubistische Yersuche, neue prinzipielle Teilungen der Masse;
darauf, nach 1920 monumentale Stilisierung, Einfluß der Agypter und Primitiven, Zu-
sammenfassung der Einzelformen, Verbreiterung der Fläclien; beim Holz soll das Ma-
terial diktieren und das einfache Instrument seiner Bearbeitung. 1926 scheint Brancousi
mit seinen polierten Metallkompositionen Einfluß gewonnen zu liaben, die Tendenz
zur festgefügten Masse ist spürbar. Dann 1927 fällt eine wichtige Entscheidung. Der
Bildhauer wendet sich den harten Steinen zu, dem Granit, Diorit und Basalt. Er arbeitet
direkt aus dem Material. Schon auf seinem bisherigen Weg fand sich der Wille zur
Materialgerechtigkeit. Jetzt schenkt ihm der Stoff die Form, um die er sich ehrlich

198
 
Annotationen