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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 7
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0231

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Eine fast aquarellistische
Technik, keck und flüssig,
der es nur nicht immer
gelingen will, das Flecken-
spiel restlos aufgehen und
verschmelzen zu lassen. Dic
ansprechenden Züge die-
ser unaufdringlichen Kunst
überwiegen derlei Ungelust-
heiten. Wolfradt

FRANKFURTER AUS-
STELLUNGEN

Kunstverein: Kubin,
Renee Sintenis, Ges-
ser / Trittler: Graphik
französischer Meister/
Schames: Rasmussen,

Werner und Photogra-
phien aus dem Atelier
Heß

Isaac Israels Hinter der Kulisse

Aus der Isaac Isracls-Ausstellung in »Asti«, Amsterdam

Im Kunstverein zeigt
K u b i n Zeichnungen und
Lithographien aus friilie-
rer Zeit: stimmungsstarke
Landschaften und chronik-
hafte Blätter mit heim-
licher Romantik, außerdem
neue Aquarelle, in denen
er nach strengerer, kornpo-
sitioneller Fügung im Sinne
der alten Meister sucht.

Naive und derbe Wirkungen
sind erzielt, doch die Un-
mittelbarkeit geht um einer
als eklektisch empfundenen
Stilgebärde willen verlorcn.

Renee Sintenis: Kraft, Zart-
heit und Instinkt fiir die
Reize des Materials in jeder
Arbeit, in dem großen knahenhaften Terrakotta-
kopf ihres Selbstporträts, in den kleinen Tier-
plastiken und den EinzelgestaRen der Läufer, Rin-
ger, Boxer. Das Wesentliche ist lebendig erfaßt, in
den winzigen Bronzestatuetten drolliges, naturhaf-
tes Dasein reizvoll eingefangen.

Gesser, ein Frankfurter, beherrscht die technischen
graphisclien Mittel, gibt Natureindrücken orna-
mentalen Rhythmus.

Trittler: eine intime Schau moderner, franzö-
sischer Graphik. Pissarro repräsentiert die Etappen
seiner Entwicklung: eine lladierung mit ähren-
lesenden, schweren Bäuerinnen, ganz im gläubig
naturhaflen und zugleich pathetischen Sinne Mil-
lets und ein Aquarell »Maisonettes« in winzigem
Format, beige Häuser vor fahlem Ilimmel mit ein
bißchen Rot und ein bißchen Blau auf den Dächern
und doch ganz süße Freude an Helligkeit und
I’arbe ä la Cezanne. Erdnahe ist auch Vlaminck
in seiner Landschaft »L’Oise ä Cergy«, die von
schwerer Pracht erfüllt ist. Darüber hängt Picassos

»llepas frugal«, einst in seinem rechteckigen, kan-
tigen Aufbau der Auftakt zur Neugotik der expres-
sionistischen Zeit und in seinem melancholischen
Sensualismus gemeinsam mit anderen Werken P:
cassos eine ganze Generation (siehe Ilofer und
seine Jünger) beeinflussend. Noch heute voll An-
ziehung wie auch das alte »Gastmahl bei Herodes«.
Eine Seltenheit in Deutschland eine Radierung
Maillols! Ein stehender, üppiger Mädchenkörper
mit geöffnelem, langem, wallendem Haar. Neo-
Cinquocento.

Zehn Lithos von Matisse: Bewegungsstudien sit-
zender Tänzerinnen. Die Körperformen ornamen-
tal zusammengefaßt. Von sicherem Sinn für deko-
rative Wirkung.

Das AquareR »Dans les Dunes« von Forain mit
seinem mattzarten Graugrün der sanften Fläche
voll innigem Zauber.

Eine einzige Zeichnung in der ganzen Scliau! Zwei
Tänzerinnen von Degas! Wie der starke Kontur
die Körper umreißt, Formen gestaltet und zu-

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