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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 9
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0294

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Sammler und den Händler ist seine Fortsetzung
des Catalogue Ilaisonne von Smith, sein überall
angeführtes Kritisches Verzeichnis, das cr in dcn
Jahren 1907 —1928, zum Teil in den Ivriegsjahren
unter den erschwerendsten Umständen, mit seinem
Stabe deutscher Assistenten herausgegeben hat und
in dem alleGemälde der großenMeister des 1 7. Jalir-
hunderts in systematischer Reihenfolge, auch wenn
sie nur in kurzen und ungenauen Beschreibungen
alter Auktionskataloge vor-
kommen, verzeichnet sind.

Seine letzte wissenschaftliche
Leistung, die hoffentlich bald
im Druck erscheinen wird, ist
eine kritische Bearbeitung der
Üranier-Inventare, durch die
eine große Anzahl von Ge-
mälden der alten oranischen
Sammlung identifiziert wer-
den konnte.

Neben seiner wissenschaft-
lichen Tätigkeit, deren Resul-
tate außer in diesen Katalogen
in zahlrcichen Zeitschriftarti-
keln und inTausenden vonEx-
pertisen niedergelegt sind, muß
auch noch auf seine prak-
tische Tätigkeit als Sammler
hingewiesen werden. Scin be-
scheidenes Junggesellenhcim
am Lange Voorhout im Ilaag,
einige Iläuscr vom Palais der
Königinmutter entfernt, barg
eine kleine, wenn auch erlesene
Sammlung altholländischer
Maler, darunter verschiedene
Werke sehr seltener Meister,
wie Karel Fabritius, Ilerkules
Seghers, Ilerm. Dullaert, und
dann den vielumstrittenen
lachenden Kavalier von Frans
Ilals, an dessen Echtheit er
trotz der vernichtenden Gut-

achten anderer Fachleute und Chemiker in gutem
Glauben und mit fanatischer Zähigkeit festhielt.
Außer Gemälden sammelte de Groot seit vielen
Jaliren auch holländische Zeichnungen, und hier
ist es ihm gelungen, eine wirklich erstklassige
Sammlung zusammenzubringen, unter denen die
fast liundert Blätter von Rembrandt und ein
Viertelhundert von L. Doomer den ersten Platz
einnelimen. Von den Rembrandt-Zeichnungen sind
einige vierzig dem Amsterdamer Ivupferstich-
kabinett vermacht, das durch dieses großherzige
Legat eine der bedeutendsten und größlen öffent-
lichen Sammlungen von Rembrandt-Zeichnungen

Otto Dix

Linker Flügel des Triptychons
Aus der Ausstellung in Wiesbaden
im Nassauischen Kunstverein

wird. Ein anderer Teil seiner Zeichnungen fällt
samt seinen Gemälden seiner Vaterstadt Groningen
zu, der damit auch die moraiische Verpflichtung
auferlegt wird, eine für diese Schätze würdige
neue Behausung zu schaffen. Auch über einen
anderen, nicht minder wichtigen Teil seiner wis-
senschaftlichen Sammlungen, die etwa 3o 000 Re-
produktionen nacli Gemälden und Zeichnungen
holländischer Meister in fast 200 Bänden, die
vielen Auktionskataloge, zum
Teil mit seinen eigenen wert-
vollen Randbeinerkungen und,
last not least, sein gewaltiger
Zettelkataloginetwa 12 5 Papp-
kästen, ebenfalls auf die ge-
samte holländische Bilderpro-
duktion — hat de Groot schon
bei Lebzeiten verfügt. Dieser
cinzigartige wissenschaftliche
Apparat wird in den Besitz
des Rijksmuseums übergehen,
um dort im Sinne des Ent-
schlafencn systematisch weiter
fortgeführt zu werden.

M. D. H.

ALBERT LE COQ f

Prof. Dr. Albert A ugust von
Le Goq, der frühere Direktor
am Museum für Völkerkunde
in Berlin, ist am 22. April
im Alter von 70 Jahren ge-
storben. Urspriinglich Etlino-
loge, widmete er sicli bald
archäologischen Studien, die
ihn mehrfach nach Osttur-
kestan führten. Von den vier
preußischen Turfanexpeditio-
nen, mit deren reichen Er-
trägnissen und wissenschaft-
lichen Ergebnissen sein Name
eng verbunden ist, leitete er
die 190/i und 1913—igi4 unternommenen. Sein
Verdienst war es, daß die kunsthistorisch wie
künstlerisch gleich bedeutenden Funde, vor allem
an Skulpturen und Wandmalereien, die neues
Licht auf den künstlerischen Austausch der Spät-
antike und des Buddhismus warfen, im Berliner
Völkerkunde-Museum eine würdige Aufstellung
gefunden haben.

Die Ergebnisse seiner Studien und Reisen, von der
Chinaforschung arg befehdet, hat er in melireren
großen Tafelwerken niedergelegt, vor allem in dem
fünfbändigen Werke über die »buddhistische Spät-

Großstadt

antike iri Mittelasien«.

s.

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