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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 10
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0309

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Jongkind Aus der Jongkind-Ausstellung in Holland -Landschaft

lingsluft zittert (Weg bei Saint-Andre vom
20. März 1881).

Jongkind ist nur Landschaftsmaler; die Figur, die
sich in seinen frühen holländischen Bildern oft in
etwas ungeschickter Weise vordrängt, spielt später
nur eine ganz untergeordnete Rolle und dient al-
lein nur der Staffage. Die Porsönlichkeit des
Ktinstlers tritt übrigens, wie bei allen Impressio-
nisten, ganz hinter seinen Schöpfungen zurück.
Jongkinds Ehrgeiz war nur ein klarer, durch Stim-
mungen ungetrübter Spiegel der Natur zu. sein.

M. D. II.

BERLINER AUSSTELLUNGEN

Akademie / Junge Pariser Maler / Otto

Mueller / Hans Baluschek

In der Akademie der Kiinste diefälligegroße
Frühjahrsbescherung. Yon ein paar schwer be-
greiflichcn Zulassungen abgesehen, ein besonders
gleichmäßiger Gesamteindruck, zu dem die Yer-
treter aller Generationen ziemlich paritätisch bei-
tragen. Das Niveau, der Anteil reizvoller und an-
sehnlicher Werke könnte sehr befriedigen, nur
vermißt man doch empfindlich die entscheidend
hervortrelende Leistung. Das Fehlen unbeding-
ter Merkpunkte verflaut einigermaßen den Erleb-
nisertrag der gewiß an Werten nicht armen Ver-
anstaltung. Sie wirkt, bei vorzüglichem Material,
besonders profillos, was zum Teil doch auch ein
Iiegieversagen bedeutet. Ich bin nun überhaupt der
Ansicht, daß die Akademie mit dem System der
freien Einsendungen brechen müßte und scharf
umrissene, möglichst persönlich redigierte Elite-
veranschaulichungen bieten sollte, die sich grund-
sätzlich von Sezession und Juryfreier unterschie-
den. Doch auch im jetzigen Rahmen wäre durch
markantere Anordnung manches zu erreichen.
Wenn freilich drei Säle der Mittelachse gleich drei

so unfruchtbaren Erscheinungen wie dem keines-
wegs mehr für uns zu rettenden, trostlos platten
Ludwig Knaus (Gedächtnisausstellung) und den
Bildhauern Cauer und Klimsch eingeräumt wer-
den, sind die besten Möglichkeiten schon unter-
bunden. Yom Einzelnen her gesehen, unvermerk-
bar viel Rühmenswertes. Liebermann präsidiert
mit nobelsten, selbstverständlichsten Porträts und
einem lichten, in duftende Sonne getauchten
Wannseegarten, dem ein schwerer gestimmter,
durchblauter Ulricli Hübners konfrontiert ist.
Dies flockige, aufrauchende Blau auch über seiner
Spreegracht, seinem Hapagriesen. Sprung über das
Ganze: Ringelnatz. Bizarre Kostbarkeiten die bei-
den Gelangweilten inmitten kahler Acker und das
vom Ilerbstregen triefende Paar, das durch den
Bach watet. Von Xaver Fulir vor allem ein »Fi-
scherboot«, zwingend hart und metrisch straff im
Gefüge von rotbraun ausgespanntem Nctz, Briik-
kenpfosten, Seestreifen. Ilasler, Lau, Netzband mit
einander verwandtcn kecken und graziösen Auf-
nahmen aus Konditorei, Fleischerladen und Scliuh-
geschäft. Das Malen appetitlicher Esswaren wird
überhaupt wieder beliebt. Eine Wand Cesar Klein
mit kalligraphisch und koloristisch raren Fassun-
gen. Jaeckel, im Porträt wie meist zu insistent, hat
einen Kalla-Krug vor blauem Shawl, eine Iland
voll Pfirsiche überaus fein, klar und schimmernd
dargestellt. Unter weit.eren Stilleben besonders der
Früchtekorb von Ilans Uhl, ein tonlich selir sub-
til abgewogenes Stück von Clemens Wieschebrink,
das liebenswürdige Formenbukett rings um eine
rosige Muschel von A. Povorina-Hestermann, die
halbabstrakte Formulierung von Albin Edelhoff.
Auch Wollheim gibt sich im Stilleben sympathi-
scher als im recht geschauspielerten Selbstporträt.
Und Purrmanns prangend bunt gesticktes Früchte-
bild mit persischen Utensilien. Und E. W. Nays

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