Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

DOI Heft:
Heft 11
DOI Artikel:
Rundschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0352

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Therese, Lord und Lady Hamilton (bisher nur ein
idealisiertes Kopfbild bekannt), Mylord Bristol,
Prinz von Schwarzenberg, Fürst Aremberg, Frau
Skawronsky, Charlotte Campbell und als Zeichnun-
gen ITerder und der »Kunschtmeyer«. Hinweise,
wic diese Gemälde aus ilirer Yerborgenbeit hervor-
gezogen werden können, sind selir erwünscht. Das-
selbe gilt für die Bildnisse der Göltinger Gelehrten
Heyne und Blumenbacb (1800 bis 1801) und für
das 1782 in Zürich gemalte Doppelbildnis des Mei-
sters mit seinem Bruder Jacob im Atelier (viele
Bildnisse an der Wand, Diogenes nach Menschen
suchend auf der Staffelei), dessen Wiederbringung
sicherlich sehr wertvoll wäre. H. K.

WIENElt AUSSTELLUNGEN

Maria-Theresia-Ausstellung / Das hollän-

dische Sittenbild / Ausstellung derWiener

Fr au en kun st

Zum Gedenken des i5o. Todestages der glorreichen
Kaiserin veranstallete der Yerein der Wiener Mu-
seumsfreunde eine Maria-Theresia-Ausstellung im
Schloß Schönbrunn. Ob gerade die Wahl von
Schönbrunn als des bedeutendsten Denkmals der
theresianischen Epoche für die Unterbringung der
Ausstellung eine glückliche war, läßt sich in Zwei-
fel ziehen. Unleugbar ist es, daß sich die Ausstel-
lungsobjekte in den weiten Räumen verlieren, von
dem Prunk der Umgebung erdrückt werden. Auch
hat man, wohl um die lläumc nicht um ihre ur-
sprüngliche Wirkung zu hringen, von einer ein-
gehenden Veranschaulichung der bildenden Kunst
jener künstlerisch so fruchtbaren Zcit (dem Zeit-
alter der Daniel Gran, Troger, Maulpertsch, Krem-
ser Schmidt, von denen wir bloß einige Hand-
zeichnungen zu sehen bekommen) Abstand genom-
men. Gerade dadurch aber hat man die Schau um
ihre stärksten Wirkungsmöglichkeiten gebracht. So
ist aus dieser Ausstellung nur etwas Halbes ge-
worden.

Immerhin bietet der Querschnitt, den die Schau
von der Ära Maria Theresias gibt, dem Besucher
der Ausstellung eine ungefähre Vorstellung von
der Kultur der damaligen Zeit, von ihren Sitten
und Gebräuchen. Die in den Vitrinen ausgestell-
ten Urkunden geben uns einen Begriff von der
Pflege des Rechtes und der Wissenschaften unter
der großen Kaiserin, von der zeitgenössischen Mu-
sik und dem Theaterleben. Kleinkünstlerische Ar-
beiten, Edelmetallarbeiten für kirchlichen und
weltlichen Gebrauch (darunter auch das pracht-
volle Toilettesilber der Kaiserin), Porzellane aus
der Wiener Manufaktur vermitteln einen Eindruck
von dem hochentwickelten Wiener Kunstgewerbe
des 18. Jahrhunderts, dessen glänzendstes Zeugnis
die Inneneinrichtung von Schloß Schönbrunn ist
mit ihren seit alters dort befindlichen Reliquien
der theresianischen Zeit.

Bei Neumann & Salzer erhält man einen guten

Einblick in das holländische Sittenbild, der mit
manchem Interessanten aus Kunsthandel und Pri-
vatbesitz bekannt macht. So sieht man ein effekt-
voll komponiertes Gruppenbild von J. van Loo,
ein Bildnis Terborchs, eine in glutende Farben ge-
tauchte novellistische Szene des seltenen A. van den
Tempel, drei lebensprühende Bilder von JanSteen.
Von J. C. Drooch-Slot, A. Brouwer, Andries Both,
B. C. Cuyp, Adriaen und Isaac van Ostade sind
Bauernbilder vorhanden (von Isaac ein besonders
schönes, weiträumiges, lichtdurchflutetesBildeiner
Dorfschenke), Gastereien von P. S. Potter, Pieter
Codde, Palamedesz, Pieter de Hooch. An Koen-
dijks Zecher fällt die großzügige Auffassung ins
Auge. Von G. Metsu und Frans van Mieris d. Ä.
sind einige Kuppeleistücke zur Schau gestellt. Da-
neben ist noch eine stattliche Zahl anderer Künst-
ler, wie A. J. van der Croos, S. Koninck, L. dc
Jongli, Th. Wyck, Pli. Wouverman, Cl. l’. Ber-
chem, A. II. van Beyeren, G. Berckheyde, G.
Houckgeest, C. Netscher, P. C. van Slingelandt,
J. van Kessel, .1. Ochtervelt, J. B. Weenix — um
nur die wichtigsten zu nennen — mit charakteri-
stischen Werken ihrer Kunst vertreten.

*

In die Reihe der sehenswerteren Ausstellungen ge-
hört auch die Schau österreichischer Frauenkunst.
Freilich gehört das Beste, was da gezeigt wird, in
das Gebiet des Kunstgewerblichen (der eigent.lichen
Domäne der Frau), wie die Stoffe der Mathilde
Flögel, der Zweybriick und Likarz (von der aucli
entzückende Intarsien ausgestellt sind), die Gläser
der llottenberg. Oder es nähert siclr ihm durch die
dekorative Haltung des Kunstwerkes, wie das far-
benbunte, auf Zülowsche Anregungen zurück-
gehende Panneau von Schwarz-Hellberger oder
etwa die kolorierten Holzschnitte von Valerie Pet-
ter, die Holzschnitte von Schlangenhausen und die
anmutigen, an die Praeraffaeliten anknüpfenden
Zeichnungen von Sascha Kronburg. Weibliche Sen-
sibilität spricht auch aus den sehr empfundenen,
feinnervigen Frauengestalten der Mariette Lydis,
den eindrucksvollen Köpfen P. Weixelgärtners.
Ganz anders wieder muten die lebenstrotzenden
Arbeiten Frieda Salvendys an, ihre Bildnisse und
breitgemalten, farbensatten Aquarelle, denen eine
sehr persönliche maskuline Note eignet, wie sie
vergeblich von vielen der ausstellenden Künstle-
rinnen im Widerspruch zu ihrer eigenen Indivi-
dualität erstrebt wird. Poglayen-Neuwall

BERICJITIGUNG

Es wurde in Ileft 9 unter den Abbildungen Marc
»Vögel« und Dix »Großstadt« die Angabe »mit
Genehmigung der Galerie Neue Kunst Fides, Dres-
den« vergessen. Wir bedauern dies Versehen und
stellen es hiermit richtig.

522
 
Annotationen