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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 12
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Junius, Wilhelm: Friedrich der Grossmütige in der Gefangenschaft
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0360

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Brüssel, sowie in den späteren Inventaren des sächsisch-ernestinischen Kunstbesitzes
nach Angaben über das erwähnte Gothaer Bild Umschau hält.

In einem Briefe des Kurfürsten an seine Söhne in Weimar, wohl aus Antwerpen, vom
8. Februar 1549 heißt es:

»Nachdem wir auch his heute von Euern Liebden nicht bericht worden, ob unser
Konterfeit, davon wir E. L. jüngst geschrieben, zuWeimar angekommen und unserem
Befehl nach angeschlagen worden sei, so wollen E. L. uns davon Bericht tun. Und die-
weil Lukas Maler die Tafel mit den 10000 Rittern (von Albrecht Dürer) zugeschickt,
die E. L. durch Hieronymus Widmann zu Erfurt (Agent der Fugger) nach Antwerpen
bestellt, uns durch Ihr Schreiben zu erkennen geben, bei wem wir solcheTafel zuAnt-
werpen fordern lassen sollen. So verstehen wir auch, daß Meister Lukas Cranach dar-
neben noch 2 gemalte Tücher überschickt. So wollen E. L. mit dem einen darauf die
Hasenjagd ist, die Verordnung tun, daß es auf dem neuen Jagdhaus zu Wolfersdorf
(Jagdschloß »Fröhliche Wiederkunft«), wenn der Bau fertig, angeschlagen werde, und
wenn das andere Tuch in unserer Stube, darin E. L. nun fortan mit unserer Gemahlin
essen sollen, nicht konnte aufgeschlagen werden, Platzes lialber, dasselbige zu Wolfers-
dorf ingleichen aufschlagen lassen und mit dem Baumeister Nickel Gromann die Ver-
fügung tun, daß mit dem bewilligten Nachschuß des Baugeldes der Bau daselbst zu
Wolfersdorf folgend gefertigt werde, daß er auf denSommer gewißlich fertigsei. Usw.«
Auf das zu Anfang dieses Briefes erwähnte Konterfei des Kurfürsten dürften sich die
folgenden Rechnungsvermerke von 1547/48 beziehen:

»Ausgab XVfl. an X cronen dem MALER VON LOUEN (Löwen-Louvain) mein gst.
herrn zweimal abconterfeit.

II fl. III patzen an II Philippsfl. bemelten maler von Louen geschenkt zu verehrung, als
er die eine Tafel anders gemacht.

XV fl. anX cronen dem maler von Louen von der Tafel abzumalen, darin mein g. h.
und der spanisch hauptmann abconterfeit. Actum am Charfreitag.«

Ferner kommt in Frage die »Rechnung über alle Einnahmen und Ausgaben Herzog
Johann Friedrich d. A. während der Gefangenschaft von Peter von Konitz gehalten
1548/49 «, in der es heißt: »Ausgab auf Befehl 50 fl. X patzen an 20 französische cronen
dem Maler zu Brüssel vor zwei tafeln zu conterfecten, die eine m. g. herrn und den
hauptmann auf einer tafel, hat mein g. herr dem hauptmann geschenkt, und dann ein
klein täfelein, ist m. gst. frauen (der Kurfürstin Sibylle) geschickt worden.«

Interessant ist auch ein Brief des gefangenen Kurfürsten vom 15. Dezember 1550 aus
Augsburg an seinen älteren Sohn nach Weimar gerichtet: »Nachdem uns von unserem
Rentmeister Rat und lieben getreuen Jakob von Koseritz das Torgauisch Bier überschickt
istworden, so haben wir solch Geschirr mit zwei Fässern Neckarwein für unsere freund-
liche liebe Gemahlin und anderem Ding mehr und unter anderem mit einer gemalten
Tafel und Tüchern, auch etzlichen Gläsern lassen beladen. Und ist unser freundlich
Begehren, D. L. wolle berührte Tafel, darauf wir mitsampt dem Capitaneo, so
mit der Gewarde auf uns in unser jetziger Custodi verordnet und beschei-
den, abkonterfeit sein usw. gen Wolfersdorf alsbald verschaffen usw.«

Die Gemälde des Malers zu Brüssel und des Malers von Löwen werden noch einmal in
einem »Verzeichnis, was für Gerät und Materien in Herzog Johann Friedrich des
Mittleren zu Sachsen Schlafkammer zu Weimar befunden«, inventarisiert durch den
Notar Sebastian Steindörfer, erwähnt als: »der alte Kurfürst Herzog Johann
Friedrich und der Ilauptmann so seine kurfürstliche Gnaden verwahrt.«
Sodannin einem Inventar-Verzeichnis vom 4. September 1572: »EineTafeldorinnen
der Kurfürst zu Sachsen mit einem Spanier das Schachspiel zeucht.«

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