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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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[Heft 13/14]
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Marle, Raimond van: Ein Domenico Veneziano in der Sammlung Rohoncz
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0401

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Pierre Antoine Quillard
»Der Sommer«

Zu nebenstehendem Beitrag:
»Die Sammlung Schloß Rohoncz«

ETN DOMENICO YENEZIANO IN DEll
SAMMLUNG ROHONCZ

VON RAIMOND VAN MARLE

Eines der bedeutendsten italienischen Bilder der Sammlung auf Schloß Rohoncz ist
meiner Ansicht nacli die Figur eines hl. Mönches — möglicherweise des hl. Franziskus —,
die ich ohne Zögern dem Domenico Veneziano zusclireibe. Dieser bestimmt mit anderen
Meistern seiner Art wie Masaccio, Angelico, Paolo Uccello, einen Wendepunkt in der
Entwicklung der italienischen Malerei, der sich in Florenz vollzog. Trotzdem ist es
auffallend, daß — außer von Angelico — verhältnismäßig nur wenige Werke dieser
großen Zeit auf uns gekommen sind, und von diesen sitid die Schöpfungen des Domenico
Venezianobesonders selten,wenn auch außerordentlich typisch für diesengroßenKünstler.
Auch bei dem hier besprochenen Bilde tritt die meistervolle Behandlung des Reliefs
und der Perspektive überzeugend hervor. Besonders instruktiv aber dürfte ein Vergleich
des Bildes mit der Figur des hl. Franz auf dem Hauptwerk des Domenico, der Madonna
mit vier Heiligen, in den Uffizien sein. Durch diesen Vergleich wird offenbar, daß das
Perspektivische für Domenico von besonders eigenartigem Reiz gewesen sein muß. In
beiden Fällen nämlicli zeigt er uns den Kopf fast im Profil, obwohl ein kleiner Teil
von der abgewendeten Gesichtshälfte sichtbar bleibt. Ein weiterer Vergleich unseres
Bildes mit der Figur auf der Uffizientafel bestätigt die Zuschreibung dieses Bildes an
Domenico Veneziano. Wenn wir uns einen Augenbhck der Morellianischen Vergleichs-
methode widmen, so bemerken wir die auf beiden Bildern auffallendeÜbereinstimmung
der Form des Ohres, der Behandlung der Gesichtszüge (besonders der Schatten unter
dem Auge), der Formung der Lippen, des halb geöffneten Mundes, der Schatten auf

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28 Der Cicerone, Jahrg. XXII, Heft 13/14
 
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