Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

DOI Heft:
Heft 15/16
DOI Artikel:
Preetorius, Emil: Die Ausstellung chinesischer und japanischer Malerei: im Münchner Völkerkunde-Museum
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0459

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Der Fuji im Abendnebel. Tusche auf Seide

Japan; bez. Tanyu Hoin, 1602— 1674
Sammlung L. B., Miinchen

tastender Niederschlaa: der

bildneriscben Tdee, so

enthält und enthüllt das chinesische

Kunstwerk die Idee selbst, ist deren letzte, gefaßteste, aufs allerwesentlichste zusammen-

gezogene,

hauch-

hafte Niederschrift.

Die Ausstellung zeigt
Stücke aus China wie
aus Japan, aber die
beiden Kunstgebiete
sind, jedes in sich zu-
sammengefaßt, ge-
sondertdemBetrach-
ter vorgeführt. Hier-
durch wird die Ver-
schiedenheit beider
künstlerischenÄuße-
rungen überaus ein-

dringlich:

eme er-
Verschie-

l'

mmm

.



- ■ •-> * | •

staunliche
denheit, wenn man
bedenkt, wie sehr
Japan gerade imBild-
nerischen von seinem
kulturellen Mutter-
landeChina abhängt,
wie völlig es dessen
F ormensprache über-
nommen hat. Es ist
überall das Geistige,
bewußt Konstruk-
tive, das irn glänzen-
den aber auch im ab-
schwächenden Sinne
Artistische des japa-
nischen Bildners, das
dem Seelenhaft-Ge-
lösten, detn rninder
bewußten abermehr
gefühlsmäßig Siche-

ren des chinesischen
gegenübersteht. Ge-

Gegen-

»P’eng-Tzu«, verltörpertdas langeLeben(China;
bez. Hsiao-Hsien, um 1500). Tusche u. Wasserfarben
auf Papier Sammlung Preetorius, Müncben

rade dieser
satz macht es ver-
ständlich, warum Ja-
pan und nicht China
den tiefgehenden,
noch nie voll ge-
würdigten Einfluß
ostasiatischer Gestal-
tungsart auf das
künstlerische Sehen,
Bilden und Bauen
Europas seit dem Be-
ginn des 19. Jahr-
hundertsvermittelte,
warum Japan und
nicht China so schnell
und gründlich den
Anschluß fand an die
moderne, die west-
liche Welt.

U nter den öff ent-
lichen Sammlungen
ist in der Ausstellung
auch das Musee Gui-
met, Paris, vertreten.
Aus ihm stammen
neben anderen er-
lesenen die zeitlich
frühesten Bilder, die
BodhisattvasausTun-
huang, 10. Jahrhun-
dert, Fund der Ex-
pedition Pelliot. Sie
zählen allerdings zu

427
 
Annotationen