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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 15/16
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Preetorius, Emil: Die Ausstellung chinesischer und japanischer Malerei: im Münchner Völkerkunde-Museum
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0460

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den wenigen Stücken, die mehr um ihrer historischen als um ihrer künstlerischen
Bedeutung willen ausgestellt sind. Das Berliner Museum bringt vor allem seine herr-
lichen Wildgänse, den grandiosen Buddha im roten Mantel und die schönstemFächer-
bilder, dabei allerdings eines, von Ma Lin, das wohl kein Original, sondern eher eine
frühe Kopie ist. Schöne Stücke zeigen alsdann die Museen von Köln, Freiburg und
München. Von privaten Sammlungen des Auslandes sind vor allem Eumorfopoulos
und Yamanaka, London, zu nennen und Del Drago, New York, mit dem ergreifen-
den Bilde eines kranken Pferdes vom Jahre 1521. Von deutschen Sammlungen treten
hervor: Breuer, Berlin — Fuchs, Tühingen (mit vorwiegend japanischen Bildern) —
Grosse, Freiburg — Preetorius und v. Schab, München. Trotz mancher Wünsche,
die auch diese wie jede Ausstellung unerfüllt läßt, und die sich hier vor allem auf den
japanischen Teil beziehen: als Ganzes ist die Darbietung eine in ihrer knappen, sorg-
fältig ausgelesenen IJbersicht bewundernswerte Leistung, doppelt bewundernswert in
diesen kargen, der Kunst abholden Läuften. Dem musealen Leiter Scherman, dem
Direktor des Museums, wie dem wissenschaftlichen Leiter Bachhofer gebührt der Dank
aller künstlerisch Interessierten.

So bescheiden und zurückhaltend, so leise diese Bildschau auch wirkt neben den anderen
prangenden Darbietungen dieses festlichen Münchner Sommers: sie gerade übt eine
besonders nachhaltige Anziehungskraft aus auf Künstler und künstlerisch Empfindende.
Es ist die Sparsamkeit, die einzigartige Transparenz der östlichen Bildmittel als Motiv,
Medium und Technik, die das Künstlerische an sich, die jenes geheimnisvolle, nur
schau- nicht sagbare Etwas, das alle Darstellung der Natur erst zur Kunst erhebt, so
eindrucksvoll deutlich macht, die in wegweisender Klarheit jenen tönenden Grundklang
wieder hören läßt, auf den jedes Werk bildnerischer Art zuletzt abzustimmen ist.

Bambus. Tusche auf Seide

China; bez. Mei-Tao-Yen, 14. Jahrh.

Musee Guimet, Paris
 
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