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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 19/20
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Friedländer, Max J.: Über die Anfänge des Malers Lucas van Leyden
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0527

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Lucas van Leyden

Berlin, Kaiser-Friedrich-Museuni

Die Schachpartie

ÜBER DIE ANEÄNGE DES MALERS LUCAS

YAN LEYDEN VON MAX J. FRIEDLÄNDER

In der kunsthistorischen Literatur entwickeln sich die Maler mit einer beruhigenden
Logik, die eine Tochter der Unkenntnis ist. Bekommen wir einmal — ausnalimsweise —-
alle Daten, alle Monumente oder doch einen größeren Teil davon in die Hand, so ist
es mit der befriedigenden Folgerichtigkeit aus, und der Weg des Meisters spottet
unserer Ordnungsliebe. Wir gewinnen aus der Verfolgung der Bahn einiges Mißtrauen
gegen die schöne Geradlinigkeit, die in biographischen Darstellungen zumeist waltet.
Alles, was der Kupferstecher Lucas van Leyden geschaffen hat, überblicken wir und
können uns in bezug auf die zeitliche Ordnung kaum irren, da er fast jeden zweiten
Stich mit einer Jahreszahl versehen hat. Dadurch unvergleichlich stark gerüstet, gehen
wir siegesgewiß an die Gemälde heran, meinen sie, die zumeist unsigniert und un-
datiert sind, erkennen, ihre Entstehungszeit feststellen und so die Entwicklung des
Malers schildern zu können. Dabei ergeben sich unvermutete Scliwierigkeiten.
DerKupferstecherLucasbeginntals ein Wunderkind, erführtim Jahre 1508 — 14 Jahre
alt — die Platte aus, auf der Mohammed, der Soldat und der getötete Mönch dar-
gestellt sind. Vergebens hat man sich dagegen gesträubt, an Frühreife solchen Grades
zu glauben. Entscheidende Argumente gegen das überlieferte Geburtsdatum sind auf
keine Weise gewonnen worden. In dem 1508 datierten Blatte sowie in den undatierten
Stichen, die dem Stile nach auf derselben Stufe stehen, erscheint die Formenkenntnis
lückenhaft genug und passend zu der unbelehrten Jugend des Autors, hingegen ist
die Handhabung des Grabstichels von einer erslaunliclien und schwer erklärlichen
Sicherheit, und —■ das Seltsamste —: Lucas sticht von Beginne mit der Sehweise

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