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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

DOI Heft:
Heft 19/20
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Friedländer, Max J.: Über die Anfänge des Malers Lucas van Leyden
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0528

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Lucas van Leyden

Loth mit seinen Töchtern
Paris, Louvre

des geborenen Malers, nämlich mit untrüglichem Gef'ühle für Tonstufung, für Raum,
Luft und Licht. Scheinbar im Widerspruche mit dieser Beobachtung zeigen die Ge-
mälde, die für seine ersten gehalten werden, Befangenheit der Pinselführung und
den zeichnerischen Vortrag des Kupferstechers. Dies trifft im besonderen zu für die
Schachpartie imBerlinerKaiser-Friedrich-Museum. Ungeschickt überfüllteKomposition,
unklare Raumvorstellung, schwerer und zäher Farbenauftrag, keine Herrschaft über
das Ganze. Jede Einzelheit ist hart ausgebildet, mit spitzem Pinsel hell auf dunkelem
Grund gepunktet und gestrichelt. Wenn irgendein Bild des Leideners, sieht dieses an-
fängerhaft aus. Früher als 1508 kann es schwerlich entstanden sein, und wir wundern
uns, darin p;ar so wenip; von der »Sehweise des veborenen Malers« zu entdecken. Die
Stiche scheinen von einem Maler, das Bild scheint von einem Stecher herzurühren.
Nun gibt es kein zweites Bild von so mühseligem Vortrage wie die Schachpartie. Die
dem Gegenstande nach ihr ähnliche Kartenpartie in Wilton House sieht beträchtlich
freier, tlüssiger und heller aus; sie ist ohne Zweifel einige Jahre später entstanden.

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