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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 19/20
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0553

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Georges Braque Dieppe. 1950

Bes.: Frau Otto Henckell, Wiesbaden

Aus der Ausstellung Picasso, Braque, Matisse der Galerie Flechtheim, Berlin

allgemeinen, in dem die Bilder nicht als Selbst-
zweck, sondern als Teil eines Ganzen erscheinen,
das schlechthin das Rokoko heißt. Daß die Tisch-
bein, Graff, Demarees, Pesne u. a. nicht gegen die-
sen Watteau aufkommen, sagt nichts gegen ihre
Yollwertigkeit, im Gegenteil, man erlebt in dieser
Ausstellung wieder einmal den tieferen Sinn einer
letzten großen künstlerischen Gemeinsamkeit des
alten Europa, und es ist trotz der Prävalenz Frank-
reichs auf vielen Gebietcn festzuslellen, daß auch
Deutschland auf allen Feldern der freien und der
angewandten Kunst mit Leistungen aufzuwarten
hat, die den Rang hehaupten. Darüber wird im
nächsten Heft in einem größeren illustrierten Auf-
satz noch zu sprechen sein. Biermann

BERLINER AUSSTELLUNGEN

Courbet / Zügel / Picasso, Braque, Ma-
tisse / »Vision und Formgesetz« / Moderne
ostasi atische Malerei

Bei A. Wertheim in der Bellevuestraße, in den
Räumen, die vor einigen Jahren die schöne Ba-
rockausstellung umfaßte, sieht man nun in breiter
Fülle das Werk G. Courbets. Damit ist die uns
oft versprochene deutsche Courbet-Ausstellung
Tatsache geworden und der allgcmeine Eindruck
bestätigt auch liier jene Beobaclilung, die man im
vergangenen Jahre in Paris machen konnte, die
damals P. du Colombier in seinem Aufsatz an die-
ser Stelle (Cicerone 1929, ITeft 19) klug zusam-
menfaßte, als er wörtlich schrieb: »Diese Kunst
steht da wie ein Felsen, gerundet und fest, oline
Problematik und ohne Entwicklung. . . . Daher ist
Courbet ein Maler für Maler, abcr kein Maler für

Schriftsteller.« Der Aufbau der Ausstellung ver-
dient jede Ancrkennung. Stilleben, Figurenbilder
und Landschaften aus allen Epochen und darunter
viele Bilder aus Privatbesitz, die öffentlich noch

nie gezeigt wurden. B.

*

Den bevorstehenden achtzigsten Geburtstag Ilein-
rich von Zügels feiert der Yerein Berliner
Künstler mit einem ansehnlichen Aufgebot sei-
ner Werke. Sie mögen uns in ihrer auf Schafher-
den und Rinder spezialisierten Thematik und viel-
fach gerade durch ihr Riesenformat nicht immer
nahekommen. Aber auch eine jüngere und sehr
veränderte Zeit darf diesem durchaus tempera-
mentvollcn und an visuellen Gehalten schweren
Schaffen ihre Wertschätzung nicht versagen. Es
liegt keinerlei Altersstaub über diesen Bildern, die
durch gesammelte Wärme der Töne und oft durch
eine rhythmische Beschwingtheit des Pinselschla-
ges iiberzeugcn, wio er etwa aus der kräftig ge-
spannten Bewegung des Tierkörpers heraus das
aufgerührte Wasser leuchtend blau zersc'herbt
(»Schwemme«), in einem mächtigen Stück von
1928 mit pflügenden Zugtieren den von Licht-
nebeln überfluteten Ackerboden zu glimmenden
Brocken aufbricht, alles aus dem breiten Impuls
der Diktion heraus. ln den frühen Werken schei-
nen Troyon und Daubigny mit bedeutendem Kön-
nen verwertet. Ein Werk aber wie »Jungvieh an
der Furt« von 1898, tief in die laue Glut waldigen
Schattens gebettet, über dessen Samt ein paar ver-
stohlene Lichlflocken hinspielen, entwächst diesen
Zusammenhängen und besteht ganz für sich.

An gleicher Stelle außerdem Kollektionen K o n -
rad v. Kardorffs, der auf eine etwas unsichere

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