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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Het 21/22
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Huth, Hans: Möbel aus preussischen Schlössern in der Ausstellung der Akademie
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0577

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Kassel um 1780

Schloß Wilhelmstal

Armstuhl

ßerlin 1795

Armstuhl

Stadtschloß Potsdam

nahmen. Besonders zu beachten ist eine mit reichem Beschlag versehene Kommode
aus der Werkstatt Cressents (180).

Dem französischen Formenkreis entwachsen sind auch zwei Konsoltische (206, 209),
die sich jetzt in Schloß Brühl befinden, einst jedoch zur Ausstattung des von Pigage
in den sechziger Jahren des 18. Jahrhunderts erbauten Schlosses Benrath gehörten. Den
eigentlichen Brühler Dekorationsstil repräsentiert der reichgeschnitzte Ralimen des
1746 von des Marees gemalten Porträts des KurfiirstenClemens August von Cöln (205).
Die Möbel der Louis-Seize-Zeit kann man in zwei gegensätzlichen Reihen kennen-
lernen. In Berlin herrschte ein etwas behäbiger und schwerfälliger Geschmack, der
zwar seine Stilelemente von den reichlich am Hofe vorhandenen späten Möbeln
Roentgens (228, 222, 224) bezog, der aber von Roentgens in Berlin ansässigem
Schiiler David Hacker (216, 252, 255, 259) weitergebildet, schließlich am Ende des
18. Jahrhunderts in jenen Möbeln, mit denen Friedrich Wilhelm III. eine Flucht von
Staatszimmern im Potsdamer Stadtschloß einrichtete (258), seine charakteristischen
Repräsentanten fand. Stiihle (227) in der Art Hepplewhites, die sich Friedrich Wil-
helm II. aus England kommen ließ, sehen zwischen den übertrieben und zu groß
proportionierten Berliner Stiihlen fast gebrechlich aus.

In Kassel waren französische Vorbilder maßgebend, weiß- und golddekorierte Stiihle
und Sofas in der Art des Jacob mit prachtvollen Lyoner und Hanauer Seidenbeziigen
(Saal 8) wurden hier bevorzugt. Auf dieser Grundlage drangen dann auch sehr schnell die
Erzeugnisse des französischen Empire (Saal 9) ein und wurden in Kassel so gut aufge-
nommen und verarbeitet, daß die Kasseler Erzeugnisse nicht immer leicht von dem
französischen Import zu unterscheiden sind. Als hervorragendstes Werk Kasseler Möbel-
kunst erscheint ein Schreibtisch (523) des Bildhauers Wiechmann, der dem Künstler

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