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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Het 21/22
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Göbel, Heinrich: Ein Cartel aus der Manufaktur des Jean-Joseph de Saint-Germain und seine Varianten: Ein Beitrag zur Frage des gekrönten C
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0580

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Cartel-Uhr. Werkstatt: Jean-Joseph de Saint-
Germain. Paris 1752 Deutscher Privatbesitz

Lazare Duvaux bezieht riesenhafte Summen für seine Lieferungen an die königlichen
Menus-Plaisirs — die große, in vier Abteilungen gegliederte Yerwaltung, die die Be-
schaffung von Möbeln, Silber, Wäsche, Kostümen usw. regelte, Zeremonien und Feste
veranstaltete —5 als kleiner Mann erscheint neben ihm Perrache (Peraches), der u. a.
1752 eine Uhr — das Werk geht 14 Tage — für die Salle des Menus-Plaisirs zu Ver-
sailles zur Ablieferung bringt.

Die beiden Namen —Peraches, auf der Messingplatte der Uhr-Innenseite, St. Germain
rechts seitlich auf dem Bronzerahmen — kehren wieder auf einem Cartel in deutschem
Privatbesitz, dessen Entstehung, der Formensprache nach zu urteilen, um die Mitte des
18. Jahrhunderts anzusetzen ist. Das Zifferblatt nennt Francois Dominice als Verfertiger
des Werkes.

Die Uhr, mit Saint-Germains Signatur, ist wahrscheinlich mit dem 1752 von Peraches
gelieferten Stücke identisch; sie teilte wohl das Schicksal so vieler Ausstattungsgegen-
stände von Versailles, das heißt sie wurde in den Tagen der großen französischen Re-
volution entweder gestohlen, verschoben oder verschleudert.

Das Cartel mißt in der Höhe 85 cm, in der Breite 50 cm. Die Vergoldung zeigt den
lebhaften Ton des »or moulu«; Guß und Ziselierung sind von einer Vollendung, die
auch mit den beglaubigten Arbeiten Caffieris oder Cressents sich messen können. Von
der Juweliertechnik der Imuis-XVI.-Zeit, die in so manchen Fällen den Bronzeguß mit
der Goldschmiedearbeit verwechselte, allzu kleinlich ziselierte, zu geleckte Montie-

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