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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Het 21/22
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Göbel, Heinrich: Ein Cartel aus der Manufaktur des Jean-Joseph de Saint-Germain und seine Varianten: Ein Beitrag zur Frage des gekrönten C
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0581

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Cartel-Uhr Pariser Werkstatt um 1755

Stockholm, königl. Schloß

rungen schuf, ist noch nichts zu spüren. Guß, Ziselierung und Vergolrlung sind durch-
aus werkgerecht. Als Bekrönung erscheint die ruhende Diana — der Bogen in der
Linken war bei Aufnahme der Photographie nicht zur Stelle —, ein Windhund springt
der Schönen in den Schoß. Ihr zu Füßen schmiegt sich ein Putto in die schmale Spalte
unter dem gesplitterten Baumstamm. Schil I blätter und reiches Blütengewinde rahmen
seitlich die Uhr. Das Rocaillewerk setzt sich nach unten in elegantem Schwunge fort.
Die Pendelöffnung wird durch Blütenzweige diskret verdeckt. Ein kleiner geflügelter
Bursche kniet auf dem Geranke. Vögel sitzen auf den Ausläufern der Schnörkel. Ein
fein detaillierter Zweig bringt die Rocaillen zum Ausschwung.

Die Ruhe der Dianagestalt ist durch Blattwerk und Blumen mit seltenem Geschick in
die zierlichen Formen der Rocaille übergeleitet, in spielerisch elegantem Schwung ge-
löst. Die weiße Fläche des Uhrblattes tritt beruhigt zurück — in Wirklichkeit noch
weit besser als in der photographischen Wiedergabe. Das Maß des Goldenen Schnittes
(5:8, bzw. 1 : 1,6), das sich in Breite und Elöhe geltend macht, kehrt wieder in der
Proportion von Oberbau zu Unterbau. Der Durchmesser des Zifferblattes, im Vergleich
zu der Gesamtlänge des Cartels, verhält sich wie 1 :4.

Eine Wiederholung der Uhr Saint-Germains verzeichnet die Privatsammlung des Königs
von Schweden. Das Werk stammt diesmal von Mynuel 1, einem der bekanntesten Uhr-

1 G. H. Baillie, Watchmakers and Clockmakers of the World. London 192c). S. 265.

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