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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Het 21/22
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0597

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eint tuid die plastische Modellierung
des Ganzen und der Details, gehoben
durch geschickte Gravierung, auf Grund
einer neuen, durch innerasiatische An-
regungen bereicherten schöpferischen
Einstellung orienliert. j. H. S.

DIE NEUOllDNUNG DElt NIEDER-
LÄNDISCHEN GEMANLDE DES
KAISER - FRIEDRICH - MUSEUMS
Die Übersiedlung der deutschen und
frühen niederländischen Gemälde in
den Museumsneubau hat eine Neu-
ordnung der Gemäldegalerie möglich
gemacht, die vor allem der nieder-
ländischen Malkunst des 17. Jahr-
hunderts zugute kam. Die Hängung,
die ein Kompromiß zwischen der Ord-
nung nach Kunststädten und clnono-
logischen Gesichtspunkten darstellt,
muß als glücklich bezeichnet wcrden.

Lediglich räumliche Unzulänglichkeit
einzelner Sälc läßt Wünsche fiir die
Zukunft offen. ßetritt man die nieder-
ländische Abteilung vom vorderen
Treppenhaus, dann eröffnet die Reihe
der Kabinette die Ilaarlemer Akademie
und die manieristiselie Malerei aus
der Frühzeit des 17. Jahrhunderts.

Den nächsten Baum bereits beherrscht
Frans Hals. Uni ihn gruppieren sicli
in einern Oberlichtsaal und in drei
Seitenkabinetten die Meister der von
Frans Hals abhängigen Ilaarlemer Ma-
lerei. Rembrandt sind die drei folgen-
den Räume mit äußerst günstigem Sei-
tenlichtvorbehalten. Siebilden nunmehr zusammen
mit dem großen Rubens-Saal den Mittelpunkt der
Neuordnung. Die nächsten Kabinette sind den füh-
renden Meistern der Amsterdamer und Delfter Mal-
kunst überlassen. Jacob van Ruisdael, Jan Steen und
Meindert Hobbema dominieren jeder in einem
Raum, während Vermeer und Pieter de ITooch ge-
meinsam zu guter Wirkung kommen. Den ungün-
stigen frülieren Rembrandt-Saal nimmt jetzt die
vlämische Malerei ein. Obgleich die italienische
Malerei im wesentlichen von der Neuaufstellung
unberührt blieb, konnten durcli freigewordene
Räume einige Verbesserungen angebracht werden.
So ist jetzt das Kabinett mit den Fresken Tiepolos
wieder freigelegt worden. Die italienischen Bilder
des 18. Jahrhunderts sind in den sehr günstigen
früheren Franzosensaal gebracht worden, und fiir
die französischen und englischen Gemälde ist ein
großer Saal neben dem italienischen Barockraum
neu geschaffen worden.

Durcli die Neuordnung erscheint vor allem dieliol-
ländische Malerei als harmonisch gescldossene Ein-
heit, als vielleicht allseilig gerundelste Abteilung
der Gemäldegalerie. Sie gewinnt in der jetzigen

Aufstellung vor allem durch weise Beschränkung
auf die qualitätvollsten Stücke, durch meist ein-
reihige Hängung und durcli eine Gliederung der
Bestände, die die Hauplbilder hervorhebt, und
ihnen eigenes Leben läßt. S.

MÜNCIIEN

Im R esi d en zm us e um wurden vor kurzem die
reichen Bestände an Polenteppiehen der Öffent-
lichkeit zugänglich gemacht. Damit ist eine Samm-
lung dieser kostbaren Teppiche erschlossen, die an
Zahl und Gtite fast allen anderen iiberlegen ist.
In Amerika, das vor kurzem seine Bestände an
Polenteppichen in einer Lcihausstellung des Me-
tropolitan Museum zeigte, ist zwar die Sammlung
J. Rockefeller jr. (mit 1 'i Teppichen) noch etwas
reichlialtiger, aber sie weist kein Sttick auf, das
dem Tierteppich in München ebenbürtig wäre. Die
Münchncr Stticke entstammen dem Heiratsgut der
polnischen Prinzessin Anna Katherina lvonstanza
anläßlich ihrer Verbindung mit Pfalzgraf Philipp
Wilhelm im Jalire i64o. Nur ein Teil, nämlich
dreizehn Stück, sind der Rcsidenz verblieben. Die
iibrigen bewahrt das Nationalmuseum auf,dasstän-

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