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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 30,3.1917

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Heft 13 (1. Aprilheft 1917)
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14297#0063

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Bierehrlichkeit sich alle andern bis
zum jüngsten (dem 6. Semester) ein
Beispiel nehmen konnten. Eine ganz
besondere Verschönerung des Festes
bedeutete die Anwefenheit zweier
hoher Offiziere, deren einer als alter
Korpsstudent erschien, der andre in
seiner köstlichen Frische und herz«
gewinnende» Fröhlichkeit gewisser«
maßen als Ehrenvorsitzender herzlich
begrüßt wurde. So verlief das Fest
wie die schönsten Kneipabende in
unsrer Studentenzeit. Linige Ab--
wechslungen ergaben sich aus den
veränderten Umständen, so zum
Beispiel, daß gelegentlich in An--
betracht der abnormen Kälte aus
Gesundheitsrücksichten ein Schnaps
eingeschoben wurde. Die Füchse
wurden hervorragend geführt. In
vorgerückter Stunde gingen sie so-
gar unter Führung ihres Fuchs-
majors schneidig zum Angriff ge-
gen einen alten tzerrn vor — es
kam zu einem Biergericht unter
Leitung des Ehrenvorsitzenden, das
bewies, daß jedem auch an der
Kneiptafel sein Recht ward."

Von den Einsendern begnügt
sich nur einer mit Ausrufungszei-
chen, die andern machen Kommen-
tare. „Ist das zu glauben?" „So
geschehn auf der tzöhe des Weltkrie«
ges!^ „Ein andrer Studentenver-
band hat beschlossen, für Kriegs-
dauer den Alkohol zu meiden.^
Auch mich berührte dieser Bericht
wie den, der darüber schrieb: „Ein
Gruß aus einer fremden Welt.^
Aber eben, weil uns diese Welt
fremd geworden ist, sollten wir uns
bemühen, sie ganz zu sehn —
gerade um der Wirksamkeit unsrer
Gegnerschaft willen. Es ist doch
nicht nur „Suff", was bei den Er-
i)rnerungsfesten an „alte Burschen-
herrlichkeit^ mitwirkt, es ist auch
Freude an der Iugend, Kamerad-
schaft bis zu echter Brüderlichkeit,
Vaterlandsliebe und noch manches

dabei, was Achtung verlangen, und
wenn sie verweigert wird, achsel-
zuckend sagen darf: Ihr kennt uns
eben nicht. Erst wenn wir das zu-
geben, haben wir ein Recht zu der
Frage: Könnt ihr euch denn nur
beim Trunke freuen, wie im Wal-
lenstein die vom Isolani-Schlage?
Es wäre wahrhaftig an der Zeit,
daß das so Ilnwürdige einer Rausch-
Seligkeit, welche die Freude nicht
im Ich erzeugt, sondern aus Fla-
schen und Fässern bezieht und mit
Katern bezahlt, auch in unsern S. C.-
Kreisen besser begriffen würde. A

Kleine Ergänzungen

er Großherzog von tzessen hat es
abgelehnt, die Ernst-Ludwig-Ga-
lerie für deutsche Kunst in Darm-
stadt, von deren erstaunlicher Vor-
geschichte wir im zweiten Märzheft
unter der Aberschrift „Umgekehrtes
Mäzenatentum" berichteten, anzu-
nehmen. A

u den Ausführungen über „Bar-
geldlose Zahlung« (XXX, 8)
sei noch bemerkt, daß auch die
Sparkassen sich diesem Zahlungs-
verkehr angeschlossen haben. tz

Äber Zeppelin

ieles Gewaltige gibt es, doch
nichts ist gewaltiger als der
Mensch!" Was der Dichter der
Antigone preist, den Menschen, der
das erste Pferd gezähmt, der zu-
erst das Meer befuhr, das sind
Dinge, die heute abgetan sind. Ans
ist es vergönnt, eine große neue
Sache zu erleben, von der wir frei-
lich nicht wissen, ob sie das Glück
der Menschen größer macht als in
früheren Iahrhunderten. Aber das
ist das Glück, daß wir den Mann
unter uns sehen, dem es gelungen
ist, die deutsche Seele wieder ein-
mal in Wallung zu bringen.

Adickes
 
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