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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 30,3.1917

DOI Heft:
Heft 16 (2. Maiheft 1917)
DOI Artikel:
Schairer, Erich: Die Reformbedürftigkeit des Kleinhandels
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https://doi.org/10.11588/diglit.14297#0189

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korps in Berlirr dazu nötig ist, um Tabak zu verteilen.
Auf einem Grund und Boden, der von der jährlichen Mietsrente an-
nähernd mit Silber gepflastert werden könnte, sitzen Tag für Tag, Iahr
für Iahr ein bis zwei besser oder schlechter bezahlte jugendliche arbeits«
kräftige Beamte, die auf Kunden warten und ab und zu einem einzeln
oder packweise Zigarren oder Zigaretten verkaufen." („Probleme der Frie«
denswirtschaft", S. 37.) „Bicht die Schonung des Verbrauchers ist das
höchstzuerstrebende, noch die Bereicherung des tzändlers das Meistzusürch-
tende: sondern das überflüssige tzin und tzer der Ware, das übermäßige
und zinsraubende Ansammeln der Läger, das überflüssige Anbieten, Feil-
schen und Mäkeln zwischen den einzelnen Stufen des tzandelsweges, vor
allem das übertriebene tzegen der Bequemlichkeit des
Käufers, dem der Weg bis zur nächsten Straßenecke zu lang erscheint,
der sieben Detaillisten verlangt, wenn in einem tzäuserviertel ein ein--
ziger genügt, der spät, mehrfach gemahnt oder gar nicht zahlt. Diese
leicht zu beseitigenden Beibungen des tzandels erfordern einen ungemes-
senen Aufwand an nationaler Arbeit und Kapitalaufwendung, der er-
spart und der Landeserzeugung zugeführt werden muß.
Es ist nicht gleichgültig, sondern Sache der Nationalwirtschaft und Gesetz-
gebung, ob die Arbeitsleistung eines Armeekorps aufgewendet werden
darf, um die Verteilung des Labaks, des Schreibpapiers und der Seise
in einer Großstadt zu sichern." (»Von kommenden Dingen", S. (37 f.)

T

/Mer Anteil der im tzandel und Verkehr beschäftigten Personen an der
E^Gesamtzahl der Berufstätigen in Deutschland ist in den 25 Iahren zwi-
schen der Berufszählung von (882 bis zu der von (907 um 3,H v. tz. ge«
sLiegen (von (0 auf (3,H, während die Ziffer der Landwirtschaft um (3,9 v. tz.
zurückgegangen ist (von H2,5 auf 28,6). Im Warenhandel tätig war
im Iahr (882 je einer von 23 Deutschen, im Iahr (907 dagegen schon je
einer von 2( Erwerbstätigen. Wenn es richtig ist, daß das Vermögen
eines Volkes sich nur durch die Erzeugung von Gütern vermehren
kann, so versteht man nicht, wie sich Leute über diese Entwicklung sreuen
und in ihr sogar etwas wie einen „kulturellen" Fortschritt erblicken konn-
ten. Gercide das Gegenteil ist richtig. „Das Zahlenverhältnis zwischen
den im tzandel und den rn der Produktion eines Volkes tätigen Per-
sonen", sagt Riehn einmal, „ist Gradmesser auch seiner kulturellen Ent-
wicklung. Wachsender tzandel auf Kosten des Konsums und
damit auch der Produktion bringt kulturellen Nieder«
gang." (R. Riehn, Arbeiterkonsumvereine. Schriften der Gesellschaft
für soziale Reform, tzeft 9 und (6.) And Carl Ientsch findet noch
schärfere Worte: „Nur die Landwirtschaft ist, mit Cicero zu reden, ein
neidloser Erwerb (wenn sie nicht, wie leider heute vielfach geschieht,
kapitalistisch betrieben wird), der tzandel dagegen für den Nationalgeist
noch gefährlicher als für den Charakter des Linzelnen. Ansern Volks--
charakter aller seiner schönen Eigenschaften berauben, alle schönen Blüken
des deutschen Idealismus und der deutschen tzumanität ertöten, das er-
streben — natürlich unbewußt — die gescheiten tzerren, die auch uns zu
einem Krämervolke machen wollen." („Der Weltkrieg und die Zukunft
des deutschen Volkes", S. (96.)

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