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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 2.1885

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Giefel, Joseph Anton: Zur Geschichte der Minoriten
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Vogelmann, Albert: Kirchenbauten am Ausgang des Mittelalters in Süddeutschland, [4]
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Geschichtliche Notizen über einige im Umfang des jetzigen Landkapitels Stuttgart gelegene Pfarreien, Kirchen und Klöster
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https://doi.org/10.11588/diglit.20206#0008

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4

dritte Orden der Brüder und Schwestern, auch coirtineirtsZ
8eu äs poeniteirtin genannt, der vom hl. Franziskus gestiftet
und vom hl. Stuhle schon längst bestätigt und mit verschie-
denen Privilegien ausgerüstet worden sei, ganz nach der oräi-
nutio Nikolaus IV. lebe. Trotzdem aber hätten einzelne
Prälaten und Pfarrer, hauptsächlich in Deutschland, als Cle-
mens V. auf dem Konzil zu Vienne die Beghinen, die keine
approbierte Regel annahmen, für ewige Zeiten verboten hatte,
dieses Verbot mit Unrecht auf die genannten Brüder und
Schwestern äs poeiritentiu ausgedehnt und denselben unter
Androhung der höchsten kirchlichen Strafen Ordens-Kleid und
Regel zu verbieten versucht. Johann XXII. erklärt nun,
daß die Coimtitutio Viennsimis sich durchaus nicht ans den
dritten Orden beziehe, und ordnet eine strenge Untersuchung
außerhalb Deutschlands gegen den Pfarrer von St. Stephan
in Konstanz an, der unter dem Vorwände der genannten con-
Ztitutio Clemens V. die dortigen Minoriten unrechtmäßiger
Weise bedrängt und sie öffentlich für exkommunizirt erklärt
hatte, und zwar dieß alles trotz des Einspruchs des Erzbischofes
von Besar^on, des Konservators der Minoritenprivilegien,
welcher behauptet hatte, daß der dritte Orden nur vor sein
als des Konservators Gericht gehöre. Dagegen appellierte
der Pfarrer von St. Stephan an den hl. Stuhl, welcher die
Untersuchung dem Abte von Reichenau übergab. Letzterer
verbot auf Betreiben des genanntem Pfarrers dem Guardian
und den Brüdern, sich irgendwie an den Erzbischof von Be-
san?on zu wenden. Gegen diese offene Ungerechtigkeit nun
wandten sich die Minoriten wieder an den hl. Stuhl, worauf
dieser den obengenannten die strengste Untersuchung der Sache
aufträgt. Der Abt von Weingarten, der wohl auch zu den
Gegnern des dritten Ordens zu zählen ist, war auf dem vom
Leutpriester und Cantor zu Zürich angesetzten Gerichtstag
nicht erschienen, weßhalb die letzten: auf Grund des vorlie-
genden päpstlichen Auftrages ihn zum zweitenmale aufforder-
ten, am 22. Mai im Kreuzgange der Kirche zu Zürich zu
erscheinen. Ob der Abt auf diese neue Vorladung hin in
Zürich erschien und was für Resultate -etwa dort erzielt wur-
den , ist uns leider unbekannt. Immerhin aber haben wir
aus dem ganzen Prozeß ersehen, daß gerade in unseren Ge-
genden die Minoriten in kurzer Zeit sich gewaltig ausgedehnt
und dadurch den Neid der anderen Orden und der Pfarr-
geistlichkeit auf sich gezogen hatten, die denn auch, wie wir
gesehen, aus genanntem Motive die Minoriten unter ein Dach
mit den Beghinen zn stellen versuchten.

Kirchrnbautrn am Nusgang des Mittelalters
in Süddeutschland, besonders in Württemberg,
als Monumente für die Lichtseiten jener Periode.
Von Professor vr. A. V.
(Fortsetzung.)
OA. N eres he im. „Der einfache gotische Taufstein
in der Kirche zu Dunstelkingen trägt die Jahreszahl
1517". In Ebnat wurde die Kirche 1480—1481 neu ge-
baut (der frühere Thurm blieb). Die dem hl. Veit geweihte
Kirche in Frickingen wurde 1515 mit Bewilligung des
Klosters Kirchheim von Berthold von Westerstetten erbaut.
Die Kirche zu St. Ulrich in Kleinküchen (jetzt Filialkirche)
ward 1517 (und wieder 1746) neu gebaut. Die Kirche zu
St. Ottilia in Kerkingen wurde 1472 in spätgotischem
Stil erbaut. Der Chor hat an einem seiner Ostpfeiler obige
Jahreszahl. Der jetzt abgerissene Krenzgang an der Kloster-
kirche zu Kirchheim war in hübschem spätgotischem Stile

gehalten. In dem großen ursprünglichen Frauenchor der
Kirche befindet sich an der Nordostecke ein spätgotischer Al-
tarschrank. In diesem stehen noch die Holzbilder der hl. drei
Könige, und hinter einem derselben liest man mit dem Pinsel
geschrieben: bastian Tayg maller zu nerdling 1514. „Ba-
stian Taig, ein Schüler von Hans Schäuffelin, ein talent-
voller, von den Venetianern beeinflußter Meister, war haupt-
sächlich in Nürnberg und Nördlingen thätig. Er ist der Ver-
fertiger auch dieses Altares, und namentlich rührt von ihn:
das vortreffliche, leider zum Theil zerstörte Predellabild her,
darstellend die hl. Ursula mit ihren Jungfrauen, und merk-
würdiger Weise benützte und verfeinerte der Maler die nebenan
an der Nordwand gemalten Motive der mehr als 200 Jahre
alteren Darstellung desselben Gegenstandes, und eine Ver-
gleichung beider, so weit noch möglich, ist äußerst anziehend."
Die jetzt protestantische Kirche zu St. Jakob daselbst hat fast
in allen Theilen spätgothische Formen; „hiemit stimmt auch
der an der Südseite der Kirche eingemanerte Sandstein mit
dem sehr schönen, das Kirchheimer Wappen haltenden Engel
und der Jahreszahl 1497"?)
OA. Nürtingen. In Frickenhausen stammt die
Pfarrkirche ans dem 15. Jahrhundert, in Grötzingen aus
der zweiten Hälfte desselben Jahrhunderts; die Pfarrkirche in
Oberboihingen ist um 1466 gebaut, in Unterboihingen
im Gottesacker eine Kapelle 1493 geweiht.
OA. Spaichingen. Die Pfarrkirche, ursprünglich
nur eine Kapelle (vgl. Neher Katalog 272) zu Bnbsheim
stammt ans dem Jahre 1451. Die große, dem hl. Michael
geweihte Kirche in Denkin gen ist spätgotisch (1488—1515).
Am nördlichen Ende des Dorfes steht auf einem Hügel bei
einer unralten Linde malerisch ein dem hl. Nikolaus geweihtes
spätgotisches Kirchlein. Es wurde im Jahr 1514 (also noch
ehe die große Kirche ganz fertig war!) erbaut (und 1855
restaurirt). N u splinge n. „In der sehr alten Friedhofskirche,
welche die Mntterkirche der jetzigen Pfarrkirche ist, steht im
Chor ein spätgotischer, noch ziemlich erhaltener Hochaltar.
Auf seiner Predella sind Christus und die zwölf Apostel sehr
schön auf Goldgrund gemalt. An der Nordwand des Chors
erhebt sich ein prächtiges spätgotisches Sakramentshaus aus
feinem Sandstein mit Astwerk und zierlicher Spitzsäule". (Es
ist dies nicht die einzige Dorskirche, welche damals so reichen
Schmuck erhielt!) _ (Fortsetzung folgt.)

Geschichtliche Notizen über einige im Umfang
des jetzigen Tandkagitels Stuttgart gelegene
Pfarreien, Kirchen und Klöster.
Mitgetheilt von Kaplan Brinzinger.
(Schluß.)
6) Die Pfarrei Altenb nr g- Cannstatt.
Im Jahre 1506 erhob das Domstift Konstanz, welches das
Patronatrecht der Stadtkirche besaß, zuerst Einsprache gegen
jene beabsichtigten Aufhebungen, ebenso das Stift zu Stutt-
gart, 31. Oktober 1506 aber bestätigte Bischof Hugo von
Hohenlandenberg „die Trennung der Gemeinde Cannstatt von
Usfkirch und Erhebung zur eigenen Pfarrei, und die Subor-
dination von Usfkirch unter die Pfarrei Cannstatt." I Die Alten-
burger Kirche aber blieb auch fernerhin noch Pfarrkirche, bis sie
circa 1511—16 unter Herzog Ulrich abgebrochen und in der

*,^O die Feuersbrunst, welche vor wenigen Jahren einen Teil
des Klosters K. zerstörte, oben genannte Kunstwerke verschonte, ist dem
Verfasser dieses Aufsatzes unbekannt. Die Beschreibung des Oberamts
Neresheim ist schon 1872 erschienen.
0 Freiburger Diözes.-Archiv 9. Band S. 133.
 
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