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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 2.1885

DOI Artikel:
Schöttle, Johann Evang.: Album katholischer vaterländischer Geistlichen, welche milde Stiftungen gemacht haben in den letzten 100 Jahren, [4]
DOI Artikel:
Holzherr, Karl: Zur Geschichte des früheren Karmeliterklosters in Rottenburg a. Neckar, jetzt Priesterseminar, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20206#0042

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38

32. Der in den 1850er Jahren verstorbene Schulinspek-
tor Kaplan Pfarrer in Opfingen hat Stiftungen von min-
destens 10 500 fl. gemacht und zwar
1) zur Schule 2100 fl.;
2) zur Armenpflege und Kirche 4200 fl.;
3) zur Kirchenstiftungsflege 4000 sl.;
4) die Gottesackerkapelle ließ er aus eigenen Mit-
teln ganz bauen, die Gemeinde leistete freiwillig
die Fronen, zu 1050 sl. angeschlagen; sie kostete
ihn 2390 sl.
(Fortsetzung folgt.)

Zur Geschichte des früheren Karmeliter-Klosters
in Rottendurg a. Neckar» seht Priesterseminar.
Von Prof. Or. K. Holzherr in Heidelberg.
(Schluß.)
Unter den Wohlthätern des Klosters waren besonders
der hvhenbergische Landeshauptmann Konstantin von Ulm und
seine Gemahlin und die Pfarrgeistlichkeit der Umgegend, welche
mit den Karmelitern stets in bestem Vernehmen stand.
Prioren waren: P. Angelus vou 1700, früher Pro-
vinzial , P. V i k t o r von 1703, P. A n s e l m von 1706,
P. Wilhelm von 1709, P. Ferdinand von 1712,
P. Johannes von 1715, P. Rochus von 1718, P.
Cr eszent ins von 1724, P. Berthold von 1725, P.
Johann Baptist von 1730, P. Robertus von 1733,
P. Marquard von 1736, P. Robertus von 1739, P.
Clemens von 1742, P. Agapitus von 1745, P. Mel-
chior von 1748, P. Barnabas von 1751, P. Sigfrid
von 1754, P. Balthasar von 1757, P. Serapion von
1760, P. Johannes von Ne Po muck von 1763, P.
Thomas v. Aquin von 1766, P. Franziskus voll 1769,
P. Basilius von 1770, P. Willibald von 1771, mit
welchem die Chronik schließt. Die Wahl der Prioren geschah
seit der Einführung der verbesserten Ordensregel 1653 meistens
auf den Provinzialkapiteln, welche gewöhnlich alle 3 Jahre
gehalten wurden.
Noch waren seit dem Wiederaufbau des Klosters nicht
45 Jahre verflossen, da brach, als P. Robertus dem Konvent
Vorstand, 4. März 1735 in Rottenburg im Hause des Bürger-
meisters Kittete beim Silcherthor ein furchtbarer Brand aus,
welcher vom Ostwind mit rasender Schnelligkeit weiter ver-
breitet den größten Teil der Stadt mit der Kirche zu St.
Martin und 464 Häusern innerhalb 20 Stunden in Asche
legte. Auch das Karmeliterkloster wurde vom Feuer ergriffen;
kaum konnten Prior und Konventualen, welche die Bibliothek
und alles Wertvolle in die unterirdischen Gewölbe der Kirche
geflüchtet hatten, noch ihr Leben retten; das Kloster und die
Kirche (nur die Kapelle der schmerzhaften Mutter Gottes aus-
genommen) wurden vollkommen zerstört. Vorerst wurden der
Prior und mehrere Konventualen im Jesuitenkollegium gast-
freundlich ausgenommen und 16 Wochen verpflegt, die anderen
in mehrere Karmeliterklöster auswärts verteilt, einige sogleich
zum Eiusammeln von milden Beisteuern zum Wiederaufbau
des Klosters ausgesandt. Unter dem Prior P. Marquard
wurde 1736 mit dem Neubau des Klosters und der Kirche
in einem großartigeren Maßstabe begonnen; der Plan, der
ein freistehendes Quadrat mit drei Stockwerken darstellte, war
von dem Hofbaumeister in Hechingen, Hermann Schopf, ent-
worfen und von dem Laienbruder im Kloster, Modestus, einem
ausgezeichneten Künstler, im einzelnen ausgeführt worden.

Auch die neue Kirche, zu welcher der Landeshauptmann,
Marquard von Ulm, den Grundstein legte, sollte weit großen
und schöner als die frühere werden.
Die Altargemälde für 10 Altäre lieferte zuerst der Mack
Joh. Adam Melk aus Innsbruck; diese wurden aber bast
als weniger entsprechend wieder entfernt und in den Konvente
saal gebracht. An ihre Stelle kamen Bilder von den Malck
Joseph und Franz Unterberger in Brixen, aus einer berührt
teir Malerfamilie, welcher auch Ignaz f 1798 zu Wck
Christoph st 1796 zu Rom, und der Akademiedirektor Michas
Angelus zu Wien st 1758 angehörten, die durch ihre Weck
damals großen Ruhm erlangt haben. Auch der Laienbrrck
des Klosters, Sebastian, malte ein treffliches Altarbild, um
der obengenannte Bruder Modestus verfertigte die StatueM
kunstvolle Scbmtzereien an den Chorstühlen, an der Ka>ck,
und Orgel. Auch viele Reliquien wurden durch Gescheut
erworben, und für diese kostbare, kunstvolle Kästchen, ausck^
dem wertvolle Monstranzen, Gefäße, Leuchter, kostbare Pcck"
meine u. a. angeschafft. Die so, um mit den Worten ck
Chronik zu sprechen, „wie der Phönix ans seiner Asche hck
licher wiedererstandene Kirche" wurde vom 7. bis 9. Augm
1747 durch den Grafen Franz Karl von Fugger, Wem
bischof von Doimtiopolis i. x>. ins. zu Konstanz, feierlich
Ehren der hl. Triniiät eingeweiht. Die Kosten für den äMst
ren Aufbau des Klosters und der Kirche hatten ohne ck
vielen freiwilligen Leistungen 28 204 sl. betragen, einzeck
Altäre hatten über 3000 'fl. gekostet, und die mit so grofck
Anfwande wiedererstandene Kirche gehörte, wenn auch uck
an Größe und reinem Geschmack, so doch an prachtvoller 2lck
schmückung und Reichtum des Inhalts zu den anfehnlicheck
Süddeutschlands.
Das Klosterpersonal bestand 1747 aus 10 Patres oh>^
den Prior, 7 Laienbrüdern, von welchen mehrere bedeuten^
Künstler waren.
Im österreichischen Erbfolgekriege hatte das Kloster uck
derholt von feindlichen Erpressungen zu leiden. Am 6. Sck
tember 1744 schrieben die Franzosen unter dem Herzoge ck
Bellisle große Kontributionen aus; am 16. Oktober muck
eine neue vou 72 000 fl. von der Grafschaft Hohenberg ck
fordert; zu beiden mußte das Kloster außer den Nattck '
lieferungen bedeutende Beiträge zahlen.
Mit der österreichischen Landesregierung kam das Klock.
1765 in Konflikt wegen Steuerforderung. Zur Tilgung
Kriegsschulden wurde nämlich auf alles geistliche und weltlich
Einkommen eine außerordentliche Steuer von Ick für 100 st
ausgeschrieben; außerdem sollten die Klöster noch bestück',
je 2 fl. für jeden Jnsaßen bezahlen. Wiederholt wurdest^
Steuer eingefordert, aber vom Kloster nichts bezahlt. - ,
1. Februar wurde mit unfehlbarer Exekution gedroht, tick
die ausgeschriebenen Steuern nicht innerhalb 3 Tagen bezchst
würden. Man bat um Aufschub, um die Antwort der bischt
lichen Kommissäre, die zur Abwendung der Maßregel an
Negierung gesandt worden waren, abzuwarten. Und so „lck
es auch diesmal beim Alten." Die Klöster wußten wst)'
daß die strengen Anläufe der österreichischen Beamten höchst'
Orts bei gehörigen Vorstellungen nicht unterstützt wurden-
Leider schließt mit dem Jahr 1771 die Chronik.
Vermögensstand des Klosters in diesem Jahre belief sich st
mals nach einem oberflächlichen Überschlag aus etwa 12 000 l'
ausstehender Kapitalien, ferner aus bedeutenden Frnchtgefau^
in 22 Ortschaften, ans Weinzehnten in Rottenburg Ick
Hirschau im Betrag von ca. 30 Ohm. Eigene Güter deck
es an 15 Morgen Fruchtäcker, 8 Morgen Wiesen, 18 Mock
 
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