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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 2.1885

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Roth, Rudolf: Die Einführung des Christentums im ehemaligen Nibelgau, [1]: die St. Martinskirche in Leutkirch, die Mutterkirche dieses Gaues und die Entstehung von Leutkirch
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Jost, Johann Baptist Dominik: Aegidius Gelenius
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https://doi.org/10.11588/diglit.20206#0066

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62

Der Nibelgau in politischer Beziehung.
Da die politischen und kirchlichen Verhältnisse des Nibel-
gaues so eng mit einander verbunden sind, so müssen wir
dessen politische Einteilung und Gerichtsverfassung in Kürze
hier einschalten.
Der Nibelgau war ein Untergau des großen Alp- oder
Allgäues, mit diesem aber auf das engste verbunden. Der
Nibelgau hat von dem in den Bergen zwischen den Orten
Kreuzthal, Buchenberg und Kirnach entspringenden Flusse
Eschach seinen Namen erhalten. H Der ursprüngliche Name
dieses Flusses hieß Nibel, eine Bezeichnung, die heute noch
auf das kurze Flußstück unterhalb Leutkirch angewendet wird,
wo der eine halbe Stunde oberhalb der Stadt sich trennende
Raunsfluß mit der Eschach sich wieder vereinigt und von da
an noch Nibel heißt, bis sich dieselbe mit der Wurzacher Ach
verbindet.
Der Nibelgau nahm nordöstlich seinen Anfang bei Aitrach
und Marstetten und erstreckte sich südlich diesseits der Iller
bis über Kempten nach St. Martinszell, Rechtens und Mem-
hölz. Da der alte Jllerlauf die Burghalde und den Kern
der Altstadt Kempten rechts liegen ließ, so gehörten diese Teile
der Allgäuer-Hauptstadt nicht mehr znm Nibelgau, sondern
nach urkundlicher Angabe zum anstoßenden Jllergau; nur die
Kemptener Neustadt ist auf Nibelgauer Boden erbaut.
Vom Süden zog sich der Nibelgau von der Mündung
des Gießbaches in die obere Argen, dieser entlang über den
Rücken des Schweinenbergs zwischen Jsny und Gestratz und
die Grenze gegen Westen in die untere Argen, so daß Deu-
chelried zum Argengau, Offlings zum Nibelgau zählte. Der
unteren Argen nach folgte die Grenze bis zur Mündung des
Karbaches. Hier von den Orten Karsee und Leupolz ging
der Nibelgau nach Nordwesten und berührte den Haistergau,
so daß seine letzten Orte Jmmenried, Arnach, dann nördlich
Gospoldshofen und Seibranz sind. Von hier zog sich der
Nibelgau östlich der Iller zu, wo er vermutlich bei dein Feld-
gewande Moosburg bei Mooshausen die Iller traf.
Alles, was zwischen diesem großen Rahmen lag, gehörte
zum Nibelgau und war ursprünglich der Gerichtsbarkeit des
Gau- oder Landgerichtes der Lentkircher Haide unterworfen.
Allein nachdem sich die Territorien gebildet halten, ging
die Gerichtsbarkeit der Lentkircher Haide allmählich aus den
Fugen. Das Kloster Kempten hatte schon 814 die Jmmuni-
tätsrechte erhalten und so sielen die jetzt bayerischen Orte des
ehemaligen Nibelgaus der Gerichtsbarkeit der Herrschaft Kemp-
ten zu. Ratzenried, Praßberg und Kißlegg waren St. Gal-
lisch geworden und kamen letzere später an das Haus Wald-
burg, Ratzenried an die Humpis. Im Süden war die Herr-
schaft Trauchburg entstanden und im Norden war Zeit als
eigene Herrschaft von der Gaugrafschaft Leutkirch 1311—1313
getrennt und Zeit 1323 zuerst an die Grafen von Montfort,
1337 aber an das Haus Waldburg vom Reiche versetzt, end-
lich 1525 dem Georg Waldburg (Bauernjörg) für seine großen
Verdienste im Bauernkriege als ein immerwährendes Reichs-
lehen verliehen worden.
Die Stadt Leutkirch erhielt von König Adolf am 29. Jan.
1293 und etwas später die Stadt Jsny, die Reichsfreiheit mit
eigener Gerichtsbarkeit. Von dem großen Nibelgau mit der
Gerichtsbarkeit auf der Leutkirchcr Haide waren zuletzt nur

0 Siehe Noth's Geschichte voll Leutkirch und der Leutkirchcr
Haide I. Bd. Seite 7 u. 8.
2) Vergleiche Or. Baumauu, Geschichte des Allgäus I. Bd. Seite
173 u. 174.

noch die jetzt noch bestehenden politischen Gemeinden GebnE.
Hofen, Herlatzhofen und Wuchzenhofen verblieben und biO
1486 zur Landvogtei von Ober- und Niederschwaben gesa)'
gen worden. (Fortsetzung folgt.) '

ThsZüäius EslsniuL.
Von I. B. D. Jost.
' (Nachdruck verboten.)
Aus der Ehe des Senators Heinrich Gelen mit Gu^
von Boekel im Kempen gingen sieben Kinder hervor. ^
fünfte Sohn ward am 10. Januar 1595 geboren und ^
pfing bei der heiligen Taufe den Namen Egid. Dieser
suchte das Montanergymnasium in Köln, die Jesuitensch"^ ^
Mainz und dann die Universität Köln. Hier entschloss,
sich, seine Kräfte und Fähigkeiten dem Dienste der katholisch.^
Kirche zu widmen, empfing am 2. August 1614 die 0'
Tonsur und am folgenden Tage die vier kleinen WewO
Dann trat der junge Geistliche am 10. November in Z
coIIeZium §erm3.nicurn in Rom ein, wo er ungefähr pH
Jahre mit Ernst und Eifer philosophische, kirchenrechtl^,
dogmatische und altertümliche Studien betrieb. Als ÄON
unter erhielt er dort am 31. März 1618 das Subdiak>R^
am 22. September das Diakonat und am 19. März
in der Laterankirche durch den Kardinal Johann Garzia ^
hl. Priesterweihe. Mit den besten Zeugnissen verließ er ^
Weltstadt, um in Perugia, wo die Promotion weniger I.
sten erforderte, höhere Grade der Wissenschaft zu erwE^
Am 11. September reiste er mit vier Deutschen zu Wagen ^ ,
Rom ab, über Storta und Nepi nach Todi. Von hier ts^.
er an: 14. in Perugia an, wo er am folgenden Tage in
Prüfung kam. Dieselbe fand vor dem Kanzler Bischof
polion Comitoli und 21 Doktoren in Gegenwart vieler De
scheu statt. Durch gediegene Dialektik, leichte Erklärung
schwierigsten Schriftstellen, scharfsinnige Beweise und Entg
nungen zog Gelen sich den Beifall aller zu und wurde daaT.
zum Doktor der Philosophie und Baccalaur der Theochg,,.
erhoben. Am 16. September reiste er schon weiter, ^ ^
Saravalla, Ramuccio, Mcwerata, Raccanati, Cirolo, wo er .
einschiffte, um nach Venedig zu fahren. Am 20. fuhr er ab s .
langte am 28. Sept. über Rimini in Venedig an. Am 2. Ott- iP)
es von Venedig nach Mestre, wo die kleine Gesellschaft O
Pferde stieg und über Castelfranko auf höchst beschwerlw) l
Bergwegen durch die Tyroler Alpen über die Platten
Trient gelangte. Irr Bozen kam er am 6. an, dann gi"g^,i
durch Brixen über den Brenner nach Innsbruck, wo er ^
9. eintraf. Von Innsbruck reiste er durch Tyrol und O,
Lechfeld nach Bayern. Am 12. Oktober erreichte er -lug^
bürg; von da gings nach Ulm über Göppingen nach ^
Neckar und von Heidelberg nach Speyer. Hier machte
einen Aufenthalt von 22 Tagen. Am 12. November stieg y.
bei Speyer in das Schiss und langte am Abend des 15. ^
1619 in Köln an.
Zuerst wurde er hier Rektor der MargarethenkapH^.,
Ehrenvikar im Domstifte und Kaplan in dessen Peschs P-
Der Erzbischöfliche Generalvikar Schulten erlaubte dem 4^.,,
ster am 16. Juni 1621 das Predigen und ernannte (
gleichzeitig zum Beichtvater der Nonnen des Kapuzinerosbe ^
Die Hochschule verlieh ihm am 12. August 1622 einstin^,,,
ein Kanonikat secunäue §ratme im Andreasstifte. Nachts
er auch Lizentiat der Theologie geworden, hat seinem
gemäß der Propst des Gereonsstiftes ihn zum Pastor ber
 
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