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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 2.1885

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Brinzinger, Adolf: Geschichtliche Notizen über einige im Umfang des jetzigen Landkapitels Stuttgart gelegene Pfarreien, Kirchen und Klöster, [9]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20206#0071

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leder einzuführen gesucht und Lei Dätzingen sei dies gelungen
Hilfe der benachbarten Kapuziner von Weil als missio-
^"i8 M viel Mühe, wie solches aus Briefen derselben vom
^M)re 1660 und 1673 an den damaligen Komtur Metternich
iin 1649 nämlich berief Metternich gegen eine jähr-
^ Belohnung von 55 fl. und 3 Scheffel Dinkel Kapuziner
Weil, welche seit 1644 freie Vollmacht und Gewalt zur
lsübung aller geistlichen Verrichtungen im ganzen Bistum
^ffffyer vom dortigen Ordinariat erhielten. „Diese Kapuziner
L l^gt Komtur Flachslanden weiter im oben zitierten Schrei-
^ versahen den Gottesdienst in Dätzingen bis zum Jahre
-9 ungestört." Vor ihnen aber schon pastorierten zu Dätzin-
it? ^ilgustiner aus Weil; denn Pater Bruno Gehling, Augu-
Nerprior zu Weil, schreibt am 21. Okt. 1802 an's General-
^ ariat Bruchsal, „daß er in alten Protokollen nachgesucht habe,
^ 1634 eine Rechnung sich vorgefunden habe vom dortmaligen
gustinerprior zu Weil Johannes Gebelius, wornach Dätzin-
hro Quartal 20 ff. und verschiedene Früchte an die
^ Zustiner zu Weil bezahlte wegen der Pfarrei Dätzingen.
en;o berichte 1637 Augustinerpater Simplician Akermann,
^ Einnahme von der Pfarrei Dätzingen so ich allein ver-
dat I ^ ^ Scheffel Dinkel gewesen, woraus hervorgehe,
An- b Augustiner zu Weil die Pfarrei versehen hätten da-
^ -P wann aber und unter welchen Bedingnissen dies seinen
W genommen, habe er nicht finden können" (Speyrer
' -Infolge dieser Bemühungen der Augustiner und Ka-
dai der Pastoration Dätzingens scheint die neue Lehre
23 ^ ^d wieder verdrängt worden zu sein, und anno 1683
As. August sagt ein Bericht des Dekans zu Weil, daß in
nur 4 lutherische Familien seien und 1740 giebt
liQ^inerpater Adolf als Bevölkerungszahl an 318 Katho-
!vr^ 2 alte lutherische Frauen. „Es wurde zur Seel-
Sn,' ^ Dätzingen — wie Flachslanden sagt — immer ein
vom Pater Provinzial der Kapuziner bestimmt und
^ ) geschehener Bestätigung von seiten des Komturs mit einem
^^öen vom Superior nach Bruchsal nck exnmen bestellt."
dy. 1729 aber verlangte Kardinal Damian Hugo, Graf
lg ^chönborn, Fürstbischof von Speyer (geb. Mainz 1676,
Q'i^Pt., feit 30. Nov. 1719 Fürstbischof zu Speyer, 30. Juni
Hy. o ämn Kardinal ernannt, seit 5. Juni 1740 zugleich Bischof
.emstanz als Nachfolger des am Schlagffnß gestorbenen
Zn wJohann Franz Freiherrn von Stauffenberg, und gest.
10- Aug. 1743) H eine eigene vom Komtur zu
zn h ausgestellte Präsentation des als Seelsorger dorthin
wer Q^llenden Kapuzinerpaters, weil „man nicht wissen könne,
lest; iffs pnkronntuZ zu Dätzingen habe". Dagegen pro-
^ ^en jetzt nacheinander die Komture Baron von Schade
st^Qffgen und Flachslanden und deren Beamte, und es ent-
fg^ diese Forderung ein langwieriger Streit bis an-
^H'es Jahrhunderts zwischen den Komturen und dem
zu Speyer. Erstere beanspruchten das alleinige
UnPk Pfarrvikare in Dätzingen nach Belieben zu bestellen
^nrovieren, und c^uonä mores zu strafen, dem Ordi-
Wvr Speyer dagegen wollten sie nur konzedieren die
PrzsOoaEo 3.6 curnm, bestritten die Verpflichtung, eine eigene
crnm ^Pationsurkunde dort einsenden zu müssen, verweigerten
in seit 1683 die Visitation des Kirchhofs und wollten
Nnh ^ Eirche nur die Visitation des Taufsteins, der nltnrin
-^^'aientnlin gestatten durch den Speyrer Kommisfarius,
iopjO'^an zu Weil, all' dies mit Berufung auf die privi-
^^^velche dem Johanniterorden durch die Päpste Anasta-
) Beinling, Gesch. der Speyrer Bischöfe 2,625.

sius IV., Alexander VI., Klemens VII. und Pius III. ver-
liehen worden seien. Kardinal von Schönborn nun und sein
Neffe und späterer Nachfolger August von Styrum, (der be-
kannte edle Donator der Tübinger Speyrer Stiftung von 1788)
Fürstbischof zu Speyer 1770—97, bekämpften diese Ansprüche
mit energischer Wahrung ihrer bischöflichen Rechte unter Be-
rufung auf die vom Driäerrtinum betreffs der privi1e§iu fest-
gesetzten Normen. Im Jahre 1776 und 1777 kündigte Komtur
Baron von Flachslanden den Kapuzinern zu Weil die Dätzinger
Pastoration förmlich auf, wozu er „nach seinen Privilegs berech-
tigt sei" und präsentierte seit 1784 in Speyer Pfarrvikare aus
fremden Diözesen. 1794 beabsichtigte er sogar, Dätzingen der
Diözese Konstanz zu unterstellen, welcher es, wie er behaup-
tete, durch Verträge der Johanniter von 1612 und 1742 zu-
gewiesen worden sei, aber die archivalischen Nachweise konnten
nicht hiefür beigebracht werden und die genauere Untersuchung
ergab, daß eine Verwechslung wahrscheinlich mit Dettingen im
alten Landdekanat Tübingen irrtümlich diese Angaben veran-
laßt haben. Der von Flachslanden zu Konstanz präsentierte
Pfarrvikar Olry wurde sogar von Speyer aus n äivinis
suspendiert 12. Aug. 1794, am 2. Mai 1795 aber wieder
absolviert und endlich nahm Flachslanden einen Vergleich an
betreffs eines neuen Präsentationsformulars, erneuerte aber
1802 wieder die alten Streitigkeiten, bis endlich am 1. Mai
1803 die Gemeinde Dätzingen um einen eigenen selbständigen
Pfarrer bat bei der Johanniterordensregierung zu Heitersheim.
Durch die politischen Veränderungen anfangs unseres Jahr-
hunderts kam Dätzingen an Württemberg, wurde 1813 mit
Weil vereinigt und per vicurios von dort aus excurrencko
versehen. Am 7. Sept. 1812 wurde die alte St. Barbara-
kirche aus Befehl von König Friedrich abgebrochen, im Oktober
der primus Inpis der jetzigen neuen Kirche gelegt und nach
ihrer Vollendung am 6. November 1813, am Geburtstag des
Königs, konsekriert in Iroirorern 3. Deormrcki durch General-
vikar Franz Karl, Fürsten von Hohenlohe, Bischof von Tempe,
wobei der geistliche Rat Johann Baptist von Keller die Fest-
rede hielt. Diese Kirche hat 2 Glocken aus der älteren Schloß-
kirche, eine vom Jahr 1306, und die aus dem Kloster Löwen-
thal hierher gebrachte Orgel. ^) Es wurde jetzt auch auf Bitte
der Gemeinde eine eigene Pfarrstelle errichtet und Andreas
Steimle als erster Pfarrer präsentiert 1. Mai 1814, ein
mangelndes Pfarrhaus wurde ebenfalls 1814 erbaut und im
Herbst bezogen. Die württembergischen Pfarrer von Dätzin-
gen sind: Steimle, Hofmann, Schibel, Peter,
Mayer.6) 1810 kam Schloß Dätzingen samt Zugehör
per ctonntionerrr des Königs Friedrich H an den Grafen
Karl von Dillen (ff 1841). Seine älteren kirchlichen In-
stitutionen verdankt Dätzingen dem Johanniterorden, die Er-
haltung der alten Religion den Augustinern und Kapuzinern
von Weil der Stadt, die Errichtung einer neuen Pfarr-
stelle und den Bau eiuer neuen Kirche der Fürsorge und dem
Wohlwollen König Friedrichs. Der letzte Johanniterkomtur
von Dätzingen Freiherr Jvhann Baptist Anton von Flachs-
landen starb hochbetagt 82 Jahre 8 Monate alt, am 19. März
1822 zu Neuburg an der Donau, wohin er sich zurückgezogen
hatte, seitdem Dätzingen an Württemberg gekommen war; er-
stand in hohem Ansehen bei seinen Unterthanen und bei den
Fürsten und Großen des Rheinbundes, er liegt begraben auf
seinem Gute Ried bei Neuburg. 1817 kam Dätzingen an
das Generalvikariat Ellwangen, dann zum Bistum Rottenburg
5) Oberamtsbeschr. Böblingen. S. 144. ^ Neher, Personal-
katalvg des Bistums Rottenbg. 1878. S. 278. 0 Regbl. von Würt-
temberg 1810,95.
 
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