Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit (2.1927)

Zur Frage der heimischen Bauweise

Zur Ergänzung dessen, was wir in der Rundschau
des ersten Heftes zu dieser Frage gesagt haben,
bilden wir hier eine Arbeit des Architekten
0. Haesler, Celle, den Blick über eine moderne
Siedlungsstraße in Celle, ab. Hier sind mit einer
wahrhaft vorbildlichen Entschiedenheit ausge-
sprochen moderne Baukörper in unmittelbarer
Nachbarschaft des alten Stadtteils, dessen steile
Dächer in ländlich freier Gruppierung über die
Gärten hervorragen, hingestellt. Durch den
Gegensatz der Form leidet das alte nicht, son-
dern wird im Gegenteil in seiner Wirkung nur
gesteigert. Vor allem treten die steilen Dächer
des alten Teiles nur um so stärker in Erscheinung,

da sie nicht die Konkurrenz ähnlich geformter,
aber, wie es sich heute gar nicht vermeiden läßt,
durch stärkere Ausnützung unruhiger wirkender
Dächer auszuhallen haben. Und wenn in diesen
neuen Straßen eine ausgesprochen andere, „mo-
derne" Stimmung herrscht, so ist das der ganze
ehrliche Ausdruck der Tatsache, daß diese neue
Siedlung auch unter ganz anderen wirtschaftlichen
Gesetzen emporgewachsen, daß den Menschen, die
dort wohnen, ganz anders zu Mute ist. wie denen,
die einst die allen Häuser bauten.
Wir werden in einem der nächsten Hefte eine
ausführliche Besprechung dieser interessanten
Siedlungen bringen. Gewisse formalistische, nicht
ganz unbedenkliche Elemente werden schon dem
Betrachter dieser Abbildung auffallen.

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