HANDGEWEBTER SEIDENSTOFF
Werkstätten Burg Giebichenstein, Kunstgewerbe-Schule Halle
DIE FESTEN LEHRPLANE
DER KUNSTGEWERBESCHULEN
Im September 1926 hat das preußische
Ministerium für Handel und Gewerbe „Vor-
schriften über die Einrichtung von Fach-
ableilungen mit geordnelen Lehrplänen und
Abschlußprüfungen an den Handwerker-
und Kunstgewerbcschulen" erlassen. Die
Beweggründe, die das Ministerium zu die-
sem Schritte veranlaßten, sind leicht zu ver-
stehen. Man wollte den Schülern, die für
den jahrelangen Besuch einer Kunsl-
gewerbeschule große Opfer bringen, mit
dem Abschlußzeugnis, das als Beleg über
eine abgelegte und bestandene Schlußprü-
fung gilt, etwas in die Hand geben, was
ihnen das Fortkommen erleichlert. Man
wollte vielleicht auch der Gefahr begegnen,
die in der allzu individuellen Auffassung
manches Leiters einer solchen Schule liegen
kann, und wollle verhindern, daß sicli
manche hauptsächlich künstlerisch einge-
stellte Direktoren mit technischen Leistun-
gen der Schüler zufrieden geben, die höhe-
ren handwerklichen Anforderungen nicht
genügen. Man wollte also offenbar vor
allem die Notwendigkeit einer gesunden,
handwerklichen und fachlichen Grundlage
der Kunstgewerbeschulen betonen und das
Abschweifen dieser Schulen in das Bereich
des rein Künstlerischen verhindern oder
doch erschweren.
Es war zu erwarten, daß diese Pläne des
Ministeriums nicht überall freudig begrüßt
würden. Wohl gibt es eine Anzahl von
Kunstgewerbeschulen, deren Lehrmethode
immer schon stark fachlich gerichtet war,
die sich vielleicht auch immer mehr auf be-
stimmte Fachabteilungen spezialisieren, die
daher in den neuen Lehrplänen einen will-
kommenen Halt für ihre Bestrebungen er-
blicken konnten. Daneben aber stehen nicht
wenige Schulen, und deren Zahl wächst zu-
sehends, die vor allem das rein gestaltende
Element im modernen Kunstgewerbe wich-
tig nehmen, und auch die handwerkliche
Schulung in die engste Verbindung mit dem
neuen künstlerischen Geiste bringen wollen,
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Werkstätten Burg Giebichenstein, Kunstgewerbe-Schule Halle
DIE FESTEN LEHRPLANE
DER KUNSTGEWERBESCHULEN
Im September 1926 hat das preußische
Ministerium für Handel und Gewerbe „Vor-
schriften über die Einrichtung von Fach-
ableilungen mit geordnelen Lehrplänen und
Abschlußprüfungen an den Handwerker-
und Kunstgewerbcschulen" erlassen. Die
Beweggründe, die das Ministerium zu die-
sem Schritte veranlaßten, sind leicht zu ver-
stehen. Man wollte den Schülern, die für
den jahrelangen Besuch einer Kunsl-
gewerbeschule große Opfer bringen, mit
dem Abschlußzeugnis, das als Beleg über
eine abgelegte und bestandene Schlußprü-
fung gilt, etwas in die Hand geben, was
ihnen das Fortkommen erleichlert. Man
wollte vielleicht auch der Gefahr begegnen,
die in der allzu individuellen Auffassung
manches Leiters einer solchen Schule liegen
kann, und wollle verhindern, daß sicli
manche hauptsächlich künstlerisch einge-
stellte Direktoren mit technischen Leistun-
gen der Schüler zufrieden geben, die höhe-
ren handwerklichen Anforderungen nicht
genügen. Man wollte also offenbar vor
allem die Notwendigkeit einer gesunden,
handwerklichen und fachlichen Grundlage
der Kunstgewerbeschulen betonen und das
Abschweifen dieser Schulen in das Bereich
des rein Künstlerischen verhindern oder
doch erschweren.
Es war zu erwarten, daß diese Pläne des
Ministeriums nicht überall freudig begrüßt
würden. Wohl gibt es eine Anzahl von
Kunstgewerbeschulen, deren Lehrmethode
immer schon stark fachlich gerichtet war,
die sich vielleicht auch immer mehr auf be-
stimmte Fachabteilungen spezialisieren, die
daher in den neuen Lehrplänen einen will-
kommenen Halt für ihre Bestrebungen er-
blicken konnten. Daneben aber stehen nicht
wenige Schulen, und deren Zahl wächst zu-
sehends, die vor allem das rein gestaltende
Element im modernen Kunstgewerbe wich-
tig nehmen, und auch die handwerkliche
Schulung in die engste Verbindung mit dem
neuen künstlerischen Geiste bringen wollen,
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