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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 2.1927

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Peltzer, Adolf: Krefelder Seidensamt
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https://doi.org/10.11588/diglit.13210#0092

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GEMUSTERTE SEIDENSAMTE

KREFELDER SEI DENSAMT

VON ADOLF PELTZER

Aufschwung der Technik und dadurch her-
vorgerufene Industrialisierung, also Lösung
vom Handwerklichen, gibt Möglichkeit,
einem großen Kreise Stoffe zu geben, deren
Besitz vorher nur Auserwählten möglich.
Seidensamt, Jahrhunderte durch auf
schmalen Handwebstühlen mühsam gewebt
in schneckenarlig langsamem Produktions-
gang, zum Kleide des Fürsten und Bischofs
bestimmt, ist heute Allgemeingut eleganter
Frauen. Möglichkeit hierfür schuf die Ma-
schine in der Fabrik, die das Hundertfache
schafft in gleicher Zeit.
Notwendigkeit des Überganges von Hand-
zu Maschinenarbeit ist hierdurch begründet,
bedeutet letztere doch in diesem Falle nicht
Massenfabrikation ohne Charakter. Mode
allein ist bestimmend für die Art des Sei-
densamtes; Mode ist aber nur wieder Aus-
druck unserer schncllebigen und unruhigen
Zeil und wechselt daher ständig Gewebe
und Farbe. Der Begriff „Qualität" muß
so notwendig eine Verschiebung erfahren:
Es gilt nicht mehr Kleider zu vererben; der
aus der Zeit heraus geschaffene Stoff
kann nur dieser* Zeit genügen und keiner
späteren.

Die heulige Mode, durch die Vielheit und
den Bcichtum der ihr zur Verfügung
stehenden Gewebe verwöhnt, verlangt nach
immer stärkeren Effekten. An die Stelle
des Seidensamles tritt der Kunstseidensamt,
aber nicht aus Gründen der Billigkeit, denn
charakteristisch für diesen neuen Bohstoff
ist die Fülle des Glanzes und Feuers, die
starken Licht- und Schalleneffekte, alles
Eigenschaften, die das moderne Auge be-
friedigen. Die Kunstseide hat so den Be-
griff des Ersatzes verloren und ist heute
beim Samte fast vollwerliger und begehrter
als Naturseide. Beachtenswert ist der frülie
Sieg der Kunstseide, deren Herstellung in
den chemischen Fabriken jetzt noch täglich
verbessert wird. Die an ihr heute noch be-
mängelte Druckempfindlichkeit wird viel-
leicht in nächster Zeit schon verschwinden.

Kunslseiclensamt zeigt sich heute schon
in mannigfacher Gestallung. Leuchtend
blühen Kunstseidenblumen und -figuren
auf Kreppgrund, die gewebt oder heraus-
geätzt werden. Metallisch dagegen glänzt
der Chiffonsami, dessen Kunstseidcnflur
herunlergeslrichen ist. Sein Seidenrücken

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