nach Maßeinheit ist Ende, aber nicht An-
fang einer Typisierung. Die Typisierung
z. B. auf dem Gebiete des Fensterbaues hat
m. E. zur Starrheit und Beengung geführt,
wirtschaftlich nicht begründbar und psy-
chologisch deprimierend. Eine Ideallösung
der Typisierung müßte sich wohl mit dem
Schnittpunkt der Wünsche des Baukünst-
lers, des Technikers und des Bewohners
decken. Wir können im Augenblick nur
Sehnsucht durch Aufzeigen einer „Fülle des
Wünschbaren" erwecken. Später wird die
Antwort aus Publikums- und Techniker-
kreisen zur begrenzten Skala typisierter
Einzelformen führen.
Zunächst haben wir Möglichkeiten der
Baumkombinalion für verschiedene Be-
dürfnisse zu zeigen, sowie Einzeldinge, wie
z. B. verschiedene Arten der Fensterherstel-
lung, um so Sicht-, Lüflungs- und Belich-
tungsfenster, fest eingebaute und zu öff-
nende usw. vorzuführen, und diese Fenster
der Größe und Art nach in die richtige Be-
ziehung zu den gewünschten Bäumen zu
setzen, um daraus endlich eine Reihe von
Fenstern — einer Reihe von Wünschen des
Nutznießers entsprechend — als Typenfen-
ster zu entwickeln. Das Gleicbe gilt sinn-
gemäß für alle übrigen Haus- und Woh-
nungsteile, wie eingebaute Möbel, Türen,
den Korridor usw.
*
Die Stuttgarter Ausstellung bietet eine Fülle
solcher Anregungen. Es kommt jetzt nicht
darauf an, abzuwarten, wie die technischen
Formen, in die diese Anregungen gekleidet
sind, sich bewähren werden, sondern dar-
auf, diese Anregungen zu sichten und die
für gut befundenen in ihrer Ausführung
wirtschaftlich und konstruktiv zu ver-
bessern.
Diese Arbeit zu organisieren, wäre jetzt
notwendige und dankenswerte Aufgabe.
(Was ein verständnisvolles Eingehen auf
Publikumswünsche, Material und Kon-
struktion zu schaffen vermag, zeigt die Ent-
wickelung des Autos.)
*
Als Ergebnis und Gewinn der Ausstellung
steht fest:
Die Einheitlichkeit des Gesamtbildes der
Siedlung trotz der subjektiven Durchfüh-
rung der einzelnen Bauten auf Grund ver-
schiedener Persönlichkeiten und Nationen.
Als Wunsch und Hoffnung bleibt:
Die Erkenntnis der Notwendigkeit der kurz-
fristigen Wiederholung ähnlicher Sied-
lungsaufgaben mit immer weiter entwickel-
tem Programm. Diese Programmentwick-
lung fußt auf dem jeweils Erreichten und
umfaßt die Gesamtformulierung des Woh-
nungsproblems sowie alle Unterfragen (Be-
wirtschaftung, Baustoffe, Bauteile usw.)
mit dem Endziel einer Typisierung ohne
Mechanisierung des Lebendigen.
Hans Scharoun
TERRASSEN AM HAUS
Bei dem von mir projektierten „Terrassen-
haus" handelt es sich um ein Konglomerat
von eingeschossigen, zwei-, drei- und vier-
geschossigen Häusern, die so ineinander
hineingeschoben sind, daß immer das flache
Dach des niedrigen Hauses die Terrasse bil-
det für das dahinterliegende höhere Haus.
Sämtliche Wohnungen des Erdgeschosses
haben ihre Freiplätze in einem durch eine
Mauer vom nächstliegenden abgetrennten
Vorgarten. Das erste Obergeschoß erhält
2 m tiefe, auf Betonplatten ausladende
Balkons, das zweite Obergeschoß erhält
seine Terrassen in Größe der darunterlie-
genden Zimmer dadurch, daß die Front-
mauer um die darunterliegende Zimmer-
tiefe zurückspringt. Im dritten Oberge-
schoß bleibt wiederum ein Teil der Zimmer
des zweiten Obergeschosses als Terrassen
liegen. Über dem dritten Obergeschoß des
Mitteltraktes dehnt sich ein großer Dach-
garten aus von ungefähr 144 qm, der durch
Pflanzung und Anlage von Spielflächen in
der inneren Stadt einen Ersatz für Bedürf-
nisse, die man von städtischen Freiplätzen
erhofft, bietet.
294
fang einer Typisierung. Die Typisierung
z. B. auf dem Gebiete des Fensterbaues hat
m. E. zur Starrheit und Beengung geführt,
wirtschaftlich nicht begründbar und psy-
chologisch deprimierend. Eine Ideallösung
der Typisierung müßte sich wohl mit dem
Schnittpunkt der Wünsche des Baukünst-
lers, des Technikers und des Bewohners
decken. Wir können im Augenblick nur
Sehnsucht durch Aufzeigen einer „Fülle des
Wünschbaren" erwecken. Später wird die
Antwort aus Publikums- und Techniker-
kreisen zur begrenzten Skala typisierter
Einzelformen führen.
Zunächst haben wir Möglichkeiten der
Baumkombinalion für verschiedene Be-
dürfnisse zu zeigen, sowie Einzeldinge, wie
z. B. verschiedene Arten der Fensterherstel-
lung, um so Sicht-, Lüflungs- und Belich-
tungsfenster, fest eingebaute und zu öff-
nende usw. vorzuführen, und diese Fenster
der Größe und Art nach in die richtige Be-
ziehung zu den gewünschten Bäumen zu
setzen, um daraus endlich eine Reihe von
Fenstern — einer Reihe von Wünschen des
Nutznießers entsprechend — als Typenfen-
ster zu entwickeln. Das Gleicbe gilt sinn-
gemäß für alle übrigen Haus- und Woh-
nungsteile, wie eingebaute Möbel, Türen,
den Korridor usw.
*
Die Stuttgarter Ausstellung bietet eine Fülle
solcher Anregungen. Es kommt jetzt nicht
darauf an, abzuwarten, wie die technischen
Formen, in die diese Anregungen gekleidet
sind, sich bewähren werden, sondern dar-
auf, diese Anregungen zu sichten und die
für gut befundenen in ihrer Ausführung
wirtschaftlich und konstruktiv zu ver-
bessern.
Diese Arbeit zu organisieren, wäre jetzt
notwendige und dankenswerte Aufgabe.
(Was ein verständnisvolles Eingehen auf
Publikumswünsche, Material und Kon-
struktion zu schaffen vermag, zeigt die Ent-
wickelung des Autos.)
*
Als Ergebnis und Gewinn der Ausstellung
steht fest:
Die Einheitlichkeit des Gesamtbildes der
Siedlung trotz der subjektiven Durchfüh-
rung der einzelnen Bauten auf Grund ver-
schiedener Persönlichkeiten und Nationen.
Als Wunsch und Hoffnung bleibt:
Die Erkenntnis der Notwendigkeit der kurz-
fristigen Wiederholung ähnlicher Sied-
lungsaufgaben mit immer weiter entwickel-
tem Programm. Diese Programmentwick-
lung fußt auf dem jeweils Erreichten und
umfaßt die Gesamtformulierung des Woh-
nungsproblems sowie alle Unterfragen (Be-
wirtschaftung, Baustoffe, Bauteile usw.)
mit dem Endziel einer Typisierung ohne
Mechanisierung des Lebendigen.
Hans Scharoun
TERRASSEN AM HAUS
Bei dem von mir projektierten „Terrassen-
haus" handelt es sich um ein Konglomerat
von eingeschossigen, zwei-, drei- und vier-
geschossigen Häusern, die so ineinander
hineingeschoben sind, daß immer das flache
Dach des niedrigen Hauses die Terrasse bil-
det für das dahinterliegende höhere Haus.
Sämtliche Wohnungen des Erdgeschosses
haben ihre Freiplätze in einem durch eine
Mauer vom nächstliegenden abgetrennten
Vorgarten. Das erste Obergeschoß erhält
2 m tiefe, auf Betonplatten ausladende
Balkons, das zweite Obergeschoß erhält
seine Terrassen in Größe der darunterlie-
genden Zimmer dadurch, daß die Front-
mauer um die darunterliegende Zimmer-
tiefe zurückspringt. Im dritten Oberge-
schoß bleibt wiederum ein Teil der Zimmer
des zweiten Obergeschosses als Terrassen
liegen. Über dem dritten Obergeschoß des
Mitteltraktes dehnt sich ein großer Dach-
garten aus von ungefähr 144 qm, der durch
Pflanzung und Anlage von Spielflächen in
der inneren Stadt einen Ersatz für Bedürf-
nisse, die man von städtischen Freiplätzen
erhofft, bietet.
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