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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 2.1927

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Lotz, Wilhelm: Plastik und Architektur
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Heuß, Hermann: Form und Garten
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https://doi.org/10.11588/diglit.13210#0021

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mit Ornament, sondern es ist ein Auf-
lockern in feine, dauernd sich wiederholende
plastische Formen, es gibt keinen Grund
und kein Ornament mehr, sondern es ist als
Ganzes ein Ineinanderspielen von farbigen
und tonigen Werten, so daß die Bauteile
wirklich etwas von der Lebendigkeit und
dem ewigen Spielen und Verschlingen
orientalischer Muster haben. Solche Schöp-
fungen bedingen natürlich ein ganz beson-
ders geschultes Arbeitermaterial und der
Pfeiler an einem Fabrikneubau, von dem
wir hier eine Aufnahme abbilden, stellt eine
handwerkliche Qualitätsleistung ersten Ran-
ges dar. Der Pfeiler wächst, schraubt sich
langsam hoch, das Material verschwindet
hinter diesem aufquirlenden Hochstreben.
(Abb. S. n.) Das ist kein Unterstreichen
des statisch Konstruktiven, im Gegenteil,
ein Überspinnen und Auflösen in einem

Rhythmus, der keinen Anfang und Ende
hat. Das ist keine Plastik im Sinne von
Skulptur, sondern ein Lebendig-machen der
Bauteile mit plastischen Mitteln.
Es ist notwendig, daß man gegenüber dem
starren rationellen Zweckstandpunkt der
heutigen Architektur einmal auf andere
Werte hinweist, die tiefer im Sinnlich-
Künstlerischen verankert liegen, denn der
Mensch braucht nicht nur Erfüllung von
Bequemlichkeitsbedürfnissen.
Zweckhaftigkeit und Bedingtheit in den
technischen und materiellen Einstellungen
der Zeit bedeuten wohl im Augenblick eine
Säuberung von all dem toten Überlieferten,
aber sie enthalten als Theorie noch keine
Werte für eine weitere künstlerische Ent-
wicklung. Die künstlerische Entwicklung
stellt sich unmerklich ein ohne Rücksicht
auf Theorie und Gefordertes.

FORM UND GARTEN

VON PROF. HERMANN HEUSS, CHEMNITZ

Theoretische Formulierungen, die auf die
Architektur passen oder wenigstens zu pas-
sen scheinen, werden schwankend, will man
sie auf den Garten übertragen. Da merken
wir, daß Gartenformung nicht einfach eine
Art Projizierung des Hausgrundrisses nach
außen bedeutet, wie die erste Zeit der
Umstellung um 1900 herum annahm. Wir
spüren auch, wie wir uns von der Gewalt-
samkeit der Barockgärten entfernten, die
noch vor wenig Jahren Vorbild architek-
tonischer Alleinherrschaft über alles Form-
bare bedeuteten. Wir erkennen schließlich,
daß es sich hier nicht um die heut vordrän-
gende Aufgabe handeln kann: für neue Le-
bensverhältnisse, neue Baumethoden ent-
sprechenden Ausdruck, d. h. Form zu fin-
den, sondern daß es zunächst gilt, in ein
ganz verändertes und vertieftes Verhältnis
zum Wachsenden zu gelangen und dann
beim Planen immer dieses Wachsen, dieses
täglich und jährlich sich Ändern im Auge
zu behalten.

Weil solche Versenkung keine Ablenkung
verträgt, ist es klar, daß es nicht Sache des
Architekten sein kann, Gartengestaltung
weiter als höchstens in ganz großen Zügen
anzugeben, da nur der „Gartenmensch" das
Letzte auszuschöpfen im Stande ist. Aber
der bauende Architekt muß mit dieser
neuen Auffassung vertraut sein, schon weil
von ihr zurück Bückwirkungen auf die
Form des Hauses gehen, wie es in solcher
Naturumgebung nur möglich ist.
Es scheinen mir zunächst zwei Urgründe zu
sein, aus denen die neue Einstellung zum
Garten oder überhaupt zur Natur hervor-
gehen: eine erhöhte Voraussetzungslosigkeit
und Unbefangenheil, d. Ii. im allgemeinen
Begriff Naivität, und ein vertieftes Wissen
um die Dinge. Vermutlich läßt sich so auch
die ganze Frage der neuen Baukunst, losge-
löst vom Schwulst tönend philosophischer
Umschreibungen, die an Tiraden der Ju-
gendstilbcwegung peinlich erinnern, erfolg-
reich betrachten. Denn was will alles im

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