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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 2.1927

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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.13210#0106

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für Völkerpsychologen unendlich fruchtbar sein
kann. Deutschland beschreitet hiermit einen Weg,
auf dem ihm in kurzem auch andere Länder,
denen an der unversehrten Erhaltung edlen Men-
schentums gelegen ist, notgedrungen werden fol-
gen müssen. Daß Deutschland den Weg zuerst
ging, wird ihm immer zum höchsten Ruhme ge-
reichen.

Über die Frage, auf welche Teile Deutschlands
das neue Gesetz angewendet werden soll, ist eine
Entscheidung noch nicht getroffen. Die Wünsche
der einzelnen Länder sollen hierbei weitestgehend
berücksichtigt werden. Wie wir hören, ist bereits
jetzt die Regierung eines der größten deutschen
Bundesstaaten an die Reichsregierung mit der
dringenden Bitte herangetreten, man möge in
erster Linie ihr Land berücksichtigen.

Winke für neuzeitliche Architektur

Die Archilektenvereinigung Kubus gibt ihren Mit-
gliedern folgende beachtenswerte Winke für ihr
baukünstlerisches Schaffen:

Der Grundriß eines Gebäudes sollte im Erdge-
schoß stets eine bedeutend kleinere Ausdehnung
als in den oberen Stockwerken haben, wesentliche
Bauteile werden am besten auf Überbrückungen
oder weit ausragenden Baukörpern untergebracht.
Belebung der Fassaden durch Fenster ist zu ver-
meiden, entweder die ganze Fassade besteht aus
einer Glaswand oder man behilft sich mit Ober-
lichten und sucht die ganze Wucht unseres Rin-
gens um die zeitgemäße Form durch möglichst
ausgedehnte fensterlose Mauerwände zu veran-
schaulichen. Wo sich Fenster nicht umgehen las-
sen, müssen sie um eine Ecke des Gebäudes her-
gehen, wobei jede Andeutung einer Stütze im Eck
verpönt ist. Allenfalls kann eine fortlaufende
Fenslerreihe rings um das Haus herumlaufen,
Stützen dürfen aber von außen nicht zu sehen sein.
Steile Dächer sind Überbleibsel des Mittelalters,
die nicht mehr in unsere Zeit passen, nur der
Kubus ist sachlich, wobei zur Ansammlung des
Regens die Außenmauern unbedingt über die
flache Abdeckung des Hauses hinausgeführt wer-
den müssen.

Die Gliederung der Fassade wird durch farbige
Bauweise ersetzt. Der Bruch mit der Vergangen-
heit läßt sich am deutlichsten dadurch zum Aus-
druck bringen, daß jede Seite des Gebäudes in
einer anderen Grundfarbe möglichst ungebrochen
angestrichen wird.

Im Innern kann durch weitgehende Nacktheit der
Wände die Wohnlichkeit gefördert werden.
Beleuchtungskörper sind viereckig.
Da wir den Individualismus überwunden haben,
sind nur Reihungen gleicher Bautypen nicht unter
50 Stück erträglich.

Reichsauftrag

Um das darniederliegende Kunsthandwerk zu för-
dern, hat das Reich einen großen Auftrag erteilt.

Es soll ein großer Thronsessel hergestellt werden,
auf den sich ein höherer Beamter, der sich um
die Reichskunst besonders verdient gemacht hat,
zur Ruhe niedersetzen kann. Die Sitzfläche wird
von einer reichgeschnitzlen Säule getragen, die
mit Motiven der Volkskunst verziert ist. An die-
ser hängen Wappenschilde, die in symbolischer
Darstellung die wenigen Städte zeigen, in denen
der betr. Beamte nicht zu Wort gekommen ist.
Auf dem Fuß des Sessels sind die deutschen Flüsse
durch allegorische Figuren dargestellt. Auf der
Rückenlehne steht in goldenen Lettern „Mutter-
sprache der deutschen Hand". Um neben dem
Handwerk auch die Industrie symbolisch darzu-
stellen, wird ein Stückchen Ruhrkohle in den Sitz
eingelassen. Der ganze Sessel ist in äußerst wei-
chen und verbindlichen Formen gehalten. Dieses
hochstehende künstlerische Erzeugnis wird für das
Handwerk nicht nur eine materielle Förderung
sein, sondern ihm auch neue künstlerische Ideen
und Motive an die Hand geben. W.

Ausstellungen

Dem Ausschuß für Ausstellungs- und Messefragen
der Deutschen Industrie ging ein Antrag des Deut-
schen Werkbundes zu, welcher anregt, neu auf-
tauchende Programme und Ausstellungsideen stets
möglichst rasch an Kommunalverwaltungen und
Verbände weiterzuleiten, damit solche Ideen bis
zu dem in Aussicht genommenen Zeitpunkt von
möglichst vielen Städten und Verbänden vorher in
größeren und kleineren Ausstellungen an anderen
Orten gründlich ausprobiert und abgewandelt zur
Ausführung gelangen können. Nur so ist zu hof-
fen, daß auch auf dem Gebiete des Ausstellungs-
wesens die erprobte deutsche Gründlichkeit zu ein-
drucksvollen Kundgebungen deutscher Kunst,
deutschen Industrie- und Gewerbefleißes führt.

Volkskunstausstellung 1929

Die Dresdener Volkskunstausstellung im Jahre
1929 wird, wie wir hören, auch einen kleinen
Pavillon erhallen, in dem solche Ausstellungs-
gegenstände untergebracht werden, die schlechter-
dings nicht unter dem erweiterten Begriff Volks-
kunst zu erfassen sind.

Anschriften der Mitarbeiter dieses Heftes:

Die Holzschnitte dieses Heftes sind Arbeiten des Malers
11. Campendonk, Krefeld-Verberg, ."Vieperweg 34

Dr. Erich liaemisch, Geschäftsführer des Vereins Deutscher Seiden^
Webereien, Krefeld, Hindenburgstr. 5/t

Dr. W. Weiteten, Wissenschaftlicher Leiter der Textilforschungs-
anstält, Krefeld, Adlerstr. 32

Dr. Max Creutz, Direktor des Kaiser-Wilhelrn-Museum in Krefeld

Adolf Peltzer, Krefeld, Kaiserstr. 86

Dr. W. Keiper, Direktor der Preußischen höheren Fachschule für
Textilindustrie, Krefeld

Alex Oppenheimer, i. Fa. Audiger & Meyer, Seidenwaronfabrik,
Krefeld, Schwertstr. 3o

Dr. Else Meißner, Geschäftsführerin der Säclis. Landesstelle für
Kunstgewerbe, Dresden-A. 16, Marschnerstr. [\i

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