Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 2.1927
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https://doi.org/10.11588/diglit.13210#0146
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Riezler, Walter: Neue Möbel von Adolf G. Schneck: ausgeführt in der Deutsche Werkstätten A.-G. Dresden-Hellerau
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BÜCHERSCHRANK UND ARMLEHNSTUHL
in Hartholz, Eiche oder Mahagoni, ausge-
führt — und der Arbeit erfreuen.
Man soll das rein formale Element bei die-
sen Möbeln nicht unterschätzen. Die Spar-
samkeit der Profile, die Ungeglieclertheit
der Flächen ist nicht nur aus dem Arbeits-
vorgang zu erklären, sondern bat aucb for-
mal ihre Bedeutung. Es herrscht hier das
gleiche Formgefühl wie wir es bei den Bau-
ten von ausgesprochen moderner Gesinnung
feststellen können. Die Hinneigung zu einer
rein kubischen Gestaltung, die den Bau oder
das Möbel als ein für sich existierendes,
nicht sich fassadenmäßig dem Beschauer
darbietendes Gebilde erscheinen läßt. Die
Verwandtschaft mit den Formungen des
Mittelalters ist in beiden Fällen sehr bemer-
kenswert und innerlich wohl begründet.
So gesehen, bedeuten diese Möbel in der Tat
eine wichtige Etappe auf dem Wege des
modernen Kunstgewerbes. Sie haben soviel
echten Stil, daß sie als Vorbild dienen kön-
nen, das allerdings nur da erreicht werden
kann, wo ein ähnlich feines Gefühl und ein
ähnlich sicheres Wissen um die Forderun-
gen des Arbeitsprozesses herrscht. Und
weil sie diesen echten Stil besitzen, kommen
sie auch den Bedürfnissen und inneren
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in Hartholz, Eiche oder Mahagoni, ausge-
führt — und der Arbeit erfreuen.
Man soll das rein formale Element bei die-
sen Möbeln nicht unterschätzen. Die Spar-
samkeit der Profile, die Ungeglieclertheit
der Flächen ist nicht nur aus dem Arbeits-
vorgang zu erklären, sondern bat aucb for-
mal ihre Bedeutung. Es herrscht hier das
gleiche Formgefühl wie wir es bei den Bau-
ten von ausgesprochen moderner Gesinnung
feststellen können. Die Hinneigung zu einer
rein kubischen Gestaltung, die den Bau oder
das Möbel als ein für sich existierendes,
nicht sich fassadenmäßig dem Beschauer
darbietendes Gebilde erscheinen läßt. Die
Verwandtschaft mit den Formungen des
Mittelalters ist in beiden Fällen sehr bemer-
kenswert und innerlich wohl begründet.
So gesehen, bedeuten diese Möbel in der Tat
eine wichtige Etappe auf dem Wege des
modernen Kunstgewerbes. Sie haben soviel
echten Stil, daß sie als Vorbild dienen kön-
nen, das allerdings nur da erreicht werden
kann, wo ein ähnlich feines Gefühl und ein
ähnlich sicheres Wissen um die Forderun-
gen des Arbeitsprozesses herrscht. Und
weil sie diesen echten Stil besitzen, kommen
sie auch den Bedürfnissen und inneren
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