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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 2.1927

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Renner, Paul: Der Aufbau unserer Kunst- und Gewerbeschulen
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https://doi.org/10.11588/diglit.13210#0184

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STICKEREI AUF SEIDE

Vereinigte Staatsschulen Berlin, Klasse Prof. Böhm

In den Berufsschulen, Fachschulen und
Kunstgewerbeschulen hält man die Akade-
mien für schädlich und entbehrlich; man
bildet aber selbst für gewöhnlich nur sehr
geschickte, schnellfertige Allerweltskönner
aus. In den Berufsschulen und Fachschulen
sieht man in den Kunstgewerbeschulen
einen unnötigen Luxus; aber künstlerische
Reife und guter Geschmack ist im Lehrkör-
per der Berufsschulen noch seltener anzu-
treffen.

Von allen Schulen wird heute mehr ver-
langt, als sie ihrer Organisation nach lei-
sten können. Wir müssen endlich einsehen,
daß nur ein völliger Umbau, eine gegensei-
tige Ergänzung, eine Zusammenfassung des
ganzen Kunstschulwesens helfen kann;
wenn man das Ziel vor Augen sieht, wird
man auch den Weg zum Ziele finden.

Der glückliche Leser, der nur seinen ge-
sunden Menschenverstand hat, wird mir
ohne weiteres beipflichten. Die Herren vom
Fach, die sich ein Leben lang mit Hand-
werkskammern, Gewerkscha fts-Sekrelären,
Prinzipals-Vereinigungen, Ministerialräten
und Ministerialdirektoren, mit Stadträten
und Akademiepräsidenten herumgerauft
haben, werden meinen Vorschlag für eine
hirnverbrannte Utopie hallen. Diesen Her-
ren möchte ich nur noch sagen: die hier
vorgeschlagene Organisation des Schul-
wesens bat Alfred Altherr in Zürich durch-
geführt; man kann sich dort an Ort und
Stelle davon überzeugen. Was in Zürich
möglich war, sollte das in einem aufbau-
willigen Deutschen Reich unmöglich sein?

Paul Renner

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