ligt ist. Wird die übliche Kleinwohnung der
Gegenwart auf diese Raumzahl erhöht, so wird sie
unerschwinglich! Sie ist schon gegenwärtig für
ein Arbeitseinkommen -von durchschnittlich 35 M.
pro Woche mit ca. 10 M. Miete für dieselbe Zeit
viel zu teuer, da, sie mehr als % des an sich sehr
knappen Einkommens beansprucht. Soviel über
Tatsachen!
Grundidee des Doppelstockhauses war: durch rela-
tiv geringe Vergrößerung der Raumhöhe eine
Wohnung zu schaffen, die aus zwei niedrigen
Halbstocks und einem durchgehenden allgemei-
nen Wohnraum besteht. Die beiden Halbgeschosse
enthalten die Schlafräume, Küche, Abort, even-
tuell Bad; sie sind verbunden durch eine kleine
offene Treppengalerie im Inneren des Haupt-
wohnraumes. Die wirtschaftliche Belastung jeder
Wohnung durch den halben Treppenhausanteil
pro Geschoß eines Hauses fällt weg: eine sehr be-
deutungsvolle Ersparnis. Trotzdem behalten die
Wohnungen volle Querlüflung. Treppenhäuser
sind etwa in Abständen von 40 Metern angeord-
net und durch einen Gang verbunden, was jeder
Wohnung Zugang zu zwei Treppenläufen sichert.
(Feuersgefahr.) Dieser Gang führt über Loggia
und Silzerker des Hauplwolmraumes, man betritt
also die Wohnung oben und steigt an den Ein-
gängen der oberen Schlafkammern vorbei auf die
Grundfläche des Hauptwolmraumes hinab. Der
Kubikinhalt entspricht dem der üblichen Woh-
nung von zwei Zimmern und Küche mit Treppen-
hausanleil. Etwaige Verteuerungen werden durch
den Raumgewinn an Treppenhausausfall und Bau-
kosten u. a. m. ausgeglichen, wenn nicht ver-
ringert.
Die beiden folgenden Grundrisse, aufgebaut auf
den biologischen Formen der vegetativen Gebilde,
setzen die Entwicklung des Doppelstockhauses
fort, indem es die Begriffe Vorderfront und Hin-
terhaus, also die der Fassade überhaupt vernich-
tet. An Stelle der mehr oder weniger kunstge-
werblich dekorierten Flächen treten autonome
Körper, die ihrerseits wieder streng durchtvpi-
o B t Vi .
siert sind. Jede Wohnung umfaßt ein Halbge-
schoß im Anschluß an den Treppengang und ein
zweites, etwas größeres darüber oder darunter.
Der Hauptwohnraum an der Ecke, der auch die
kleine innere Verbindungstreppe enthält, geht
durch beide Geschosse. Seine großen Fenster sind
immer der Südrichtung zugewendet, ebenso wie
die Küche immer nach Norden zu orientiert ist.
Der Baderaum garantiert Querlüflung, obwohl die
Lüf lungsverhältnisse auch ohnedies als mindestens
ausreichend zu betrachten sind. Die Abwicklung
der Außenfront dürfte die einer normalen zwei-
seitigen Kleinwohnungsfront nicht übersteigen.
Als Heizung ist an eine zentrale Heizungsanlage
gedacht, wie sie bereiLs bei den Geller Wohnungs-
bauten des Architekten Ilaesler mit 3 M. Unkosten
pro Monat und Wohnung durchgeführt wurde.
Diese Grundrisse sind nicht endgültig, aber sie
zeigen mit hinreichender Klarheit eine Wohnidee,
der sich inzwischen u. a. auch Corbusier bedient
hat, ohne sie zu verbessern und ohne ihren Grund-
satz, die Anwendung auf kleinste Verhältnisse,
beibehalten zu haben. Zweifellos wäre es gut,
diese und andere Wohnungsideen grundsätzlich
neuer Form, wie z. B. die von Adolf Rading,
Breslau, und Anton Brenner, Wien, praktisch zu
erproben. Bei Fortführung der jetzt üblichen
Methoden des Kleinwohnungsbaues wird der aus
der schlechten und unzulänglichen Wohnform
der arbeitenden Massen sich ergebende Komplex
von Nachteilen niemals behoben werden können.
Weder die hohen Ziffern der Säuglingssterblich-
keit, noch der Rachitis, noch der Tuberkulose in
jeder Form, noch die Infektion durch Geschlechts-
krankheiten, von der Fülle moralischen Elends
noch ganz zu schweigen, können auf einem ande-
ren Wege beseitigt werden wie dem der entschlos-
senen und sofortigen Abkehr von einer Wohn-
form für die Massen der Bevölkerung, die ihren
Ausgang nahm und nimmt von einer Verkleine-
rung der normalen Bürgerwohnung der Jahrhun-
dertwende. Die dauernde Häufung all jener Nacli-
POPPELSTO CKwUi. UNTEN.
189
Gegenwart auf diese Raumzahl erhöht, so wird sie
unerschwinglich! Sie ist schon gegenwärtig für
ein Arbeitseinkommen -von durchschnittlich 35 M.
pro Woche mit ca. 10 M. Miete für dieselbe Zeit
viel zu teuer, da, sie mehr als % des an sich sehr
knappen Einkommens beansprucht. Soviel über
Tatsachen!
Grundidee des Doppelstockhauses war: durch rela-
tiv geringe Vergrößerung der Raumhöhe eine
Wohnung zu schaffen, die aus zwei niedrigen
Halbstocks und einem durchgehenden allgemei-
nen Wohnraum besteht. Die beiden Halbgeschosse
enthalten die Schlafräume, Küche, Abort, even-
tuell Bad; sie sind verbunden durch eine kleine
offene Treppengalerie im Inneren des Haupt-
wohnraumes. Die wirtschaftliche Belastung jeder
Wohnung durch den halben Treppenhausanteil
pro Geschoß eines Hauses fällt weg: eine sehr be-
deutungsvolle Ersparnis. Trotzdem behalten die
Wohnungen volle Querlüflung. Treppenhäuser
sind etwa in Abständen von 40 Metern angeord-
net und durch einen Gang verbunden, was jeder
Wohnung Zugang zu zwei Treppenläufen sichert.
(Feuersgefahr.) Dieser Gang führt über Loggia
und Silzerker des Hauplwolmraumes, man betritt
also die Wohnung oben und steigt an den Ein-
gängen der oberen Schlafkammern vorbei auf die
Grundfläche des Hauptwolmraumes hinab. Der
Kubikinhalt entspricht dem der üblichen Woh-
nung von zwei Zimmern und Küche mit Treppen-
hausanleil. Etwaige Verteuerungen werden durch
den Raumgewinn an Treppenhausausfall und Bau-
kosten u. a. m. ausgeglichen, wenn nicht ver-
ringert.
Die beiden folgenden Grundrisse, aufgebaut auf
den biologischen Formen der vegetativen Gebilde,
setzen die Entwicklung des Doppelstockhauses
fort, indem es die Begriffe Vorderfront und Hin-
terhaus, also die der Fassade überhaupt vernich-
tet. An Stelle der mehr oder weniger kunstge-
werblich dekorierten Flächen treten autonome
Körper, die ihrerseits wieder streng durchtvpi-
o B t Vi .
siert sind. Jede Wohnung umfaßt ein Halbge-
schoß im Anschluß an den Treppengang und ein
zweites, etwas größeres darüber oder darunter.
Der Hauptwohnraum an der Ecke, der auch die
kleine innere Verbindungstreppe enthält, geht
durch beide Geschosse. Seine großen Fenster sind
immer der Südrichtung zugewendet, ebenso wie
die Küche immer nach Norden zu orientiert ist.
Der Baderaum garantiert Querlüflung, obwohl die
Lüf lungsverhältnisse auch ohnedies als mindestens
ausreichend zu betrachten sind. Die Abwicklung
der Außenfront dürfte die einer normalen zwei-
seitigen Kleinwohnungsfront nicht übersteigen.
Als Heizung ist an eine zentrale Heizungsanlage
gedacht, wie sie bereiLs bei den Geller Wohnungs-
bauten des Architekten Ilaesler mit 3 M. Unkosten
pro Monat und Wohnung durchgeführt wurde.
Diese Grundrisse sind nicht endgültig, aber sie
zeigen mit hinreichender Klarheit eine Wohnidee,
der sich inzwischen u. a. auch Corbusier bedient
hat, ohne sie zu verbessern und ohne ihren Grund-
satz, die Anwendung auf kleinste Verhältnisse,
beibehalten zu haben. Zweifellos wäre es gut,
diese und andere Wohnungsideen grundsätzlich
neuer Form, wie z. B. die von Adolf Rading,
Breslau, und Anton Brenner, Wien, praktisch zu
erproben. Bei Fortführung der jetzt üblichen
Methoden des Kleinwohnungsbaues wird der aus
der schlechten und unzulänglichen Wohnform
der arbeitenden Massen sich ergebende Komplex
von Nachteilen niemals behoben werden können.
Weder die hohen Ziffern der Säuglingssterblich-
keit, noch der Rachitis, noch der Tuberkulose in
jeder Form, noch die Infektion durch Geschlechts-
krankheiten, von der Fülle moralischen Elends
noch ganz zu schweigen, können auf einem ande-
ren Wege beseitigt werden wie dem der entschlos-
senen und sofortigen Abkehr von einer Wohn-
form für die Massen der Bevölkerung, die ihren
Ausgang nahm und nimmt von einer Verkleine-
rung der normalen Bürgerwohnung der Jahrhun-
dertwende. Die dauernde Häufung all jener Nacli-
POPPELSTO CKwUi. UNTEN.
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