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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 2.1927

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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.13210#0338

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DER REGELBARE PROTOS-RUNDOFEN

dient der Raumbeheizung in den Übergangszeiten
und der Zusatzheizung an besonders kalten Tagen

stellte, naturgemäß u.nd fast wörtlich aus dem
Heimatboden herausentwickelt; nur die Monu-
mentalbauten, die Kirchen, Paläste, Rilterhäuser
waren aus Siein und brachten auch ausländische
Formen mit. Je nach Vermögen nahmen von die-
sen fremdartigen Bauten die Einheimischen diese
und jene Form, und verpflanzten sie an ihr, im
Grunde nur praktischem Zwecke dienendes Haus.
Immer nahm der Wohnbau, als allein heimal-
echt, seinen Schmuck vom Monumentalbau.
Der Herr Reichspostminister will heute den um-
gekehrten Weg gehen. Er will den Monumental-
bau, als welcher der Postbau doch wohl bezeich-
net werden darf, nach dem heimatlichen Wohn-
bau richten.

Ich erlaube mir dagegen die Frage: Was geht
die Reichspost das heimatliche Stadlbild an? Ich
kann besser fragen: Was geht den Verkehr die
Bodenständigkeit an ?

Auf dem Bahnhofsplatz in Göttingen stehen (so-
fern ich der Abbildung davon, die ich kürzlich
sah, folgen darf) derart viele und schöne Palmen,
Fiederpalmen und Fächerpalmen, daß der Süden
einfach blaß werden könnte vor Neid. Heimat-
liches Stadtbild? Nein. Mit Recht, denn der

Bahnhof gehört nicht in die Stadt und nicht zu
der Stadt; er ist ein Stück des Verkehrs, und zwar,
wenn man will, des Weltverkehrs, den unsere Hei-
mat gar nötig hat, damit sie uns Heimat blei-
ben kann. Bahn und Post sind Instrumente des
Verkehrs; ihre Bauten dürfen keinesfalls sich im
Äußern von dem Lokalkolorit einer Heimat ab-
hängig machen, zumal ja auch ihr Inneres sich um
dergleichen nicht kümmert.

Was dem Warenhaus (auch einem Verkchrsinslru-
ment!) recht ist, sollte der Post billig sein.
Allerdings! Solange die Archilektenschaft selbst
noch im Zwiespalt unter sich ist, und Schulze
Naumburg und Bodo Ebhard auch hier die Hei-
mat wollen, darf auch dem Herrn Reichspost-
minister kein Vorwurf aus soinen Worten ge-
macht werden — vorausgesetzt, daß ihm der Herr
Reichskunstwart nicht klar gemacht hat, daß wir
heute die Bauaufgaben anders ansehen als vor
zehn Jahren.

Am ehesten käme man in der Großstadl zum Ziel.
Bremen hat in dem neuen Postgebäude am Bahn-
nofsplatz bereits einen Schritt nach vorwärts ge-
tan; es hat die Weserrenaissance (im Bau an der
Domsheide) überwunden. Aber der Schritt war
noch zu kurz, die Bäume im Erdgeschoß müssen
sogar Vormiltags noch künstliches Licht haben,
es fehlt also an freier Fensterfläche, und die Ein-
zelformen beweisen immer noch die alle Abhän-
gigkeit vom Akademismus. Immerhin ist Herr
Schätzel hier überwunden.

Wäre es nicht angebracht, um zu einem Ende zu
kommen, die Reichspost würde ein Preisaus-
sehreiben um Postbaulypen erlassen ? Jede Ma-
schine und jeder Maschinenteil, die Einzelheiten
des Hausbaues, die Papiergrößen (hoffentlich
auch bald die Briefumschläge) werden typisiert,
genormt. Es müßte im Grunde doch nicht un-
möglich sein, auch für kleine und mittlere Städte
Postbaunormen zu schaffen, die frei von aller
Konvenienz, einzig und allein die Frage lösen, für
eine genau umrissene Bauaufgabe mit sparsamsten
Mitteln einen in Licht und Luft gesunden Postbau
zu schaffen?

Liegt irgendwie Gefahr vor, daß so ein Bau sich
nicht in die Umgebung einpaßt? Was heißt das?
Soll er sich denn einpassen? Es ist innig zu wün-
schen, daß wir über diese Frage und ihre be-
jahende Beantwortung je früher je besser hinweg-
kommen. Aber die Reichsverkehrsbauten sollten
endlich den Anfang machen.

Paul Klopfer
Anschriften der Mitarbeiter dieses Heftes:

Frau Dr. Erna Meyer, München 27, Trogcrstr. 56.

Frl. Hilde Zimmermann, Essen, Gaswerk.

Dr. Halt:, Berlin NW 4o, Friedrich-Carl-Ufer ä -'4.

Frau Dr. M. E. Luders, M. d. R., 2. Vorsitzende des Verwal-
tungsrats der „Reichlforschungsgesellschaft", Berlin-Pichelsdorf,
Boxfeldstr. 8 a.

Paul Renner, Direktor der graphischen Berufsschulen und der
Meisterschule für Deutschlands Buchdrucker, München, Prankh-
straße 2.

Frau Dr. Hildegard Sehwab-Fcliseh, Birkcnwcrder/Polsdain, Berg-
allee I.

Professor Dr. Paul Klopfer, Holzmindcn/IIann.

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