Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 2.1927
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https://doi.org/10.11588/diglit.13210#0368
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Pechmann, Günther von: Vom Sinn des Handwerks: zur Ausstellung "Das Bayerische Handwerk", München 1927
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ZEITUNGSKIOSK
Architekt
Max Wiederanders
bes übernimmt. Die Anpassung beginnt mit der
Aufstellung von Hilfsmaschinen. Die Erweiterung
des Betriebes führt zur Arbeitsteilung: Die Ver-
einigung der konzipierenden, formschaff enden
Tätigkeit und der technischen Ausführung in einer
Person, in der man das Hauptmerkmal des einsti-
gen Handwerkers sieht, hört auf. Auf dieses
Schicksal des erfolgreichen Handwerkers hat schon
Semper 1851 hingewiesen: „Der beste Künstler
hört auf, es zu sein, und wird Geschäftsmann,
sowie er mit Aufträgen überhäuft wird; er hört
auf zu schaffen und bedient sich fremder Kräfte.''
Der Erwerb von Arbeitsmaschinen beendet diesen
Prozeß. Das einzelne Erzeugnis wird vertretbar.
Stimmung und Hand des Schöpfers wirken nicht
mehr unmittelbar auf das Werk ein. Es kann
in seiner Art höchst vollendet sein, aber es ist
nicht mehr Handwerksarbeit im technischen Sinn
des Wortes, sondern Erzeugnis der Kleinindustrie.
Handwerkliche Arbeit im technischen Sinn des
Wortes — als der Hände Werk, als Handarbeit —
kann unabhängig von Wirtschaftsform und Be-
Iriebsform überall gedeihen, wo die Formgebung
nicht der Maschine anvertraut wird und eine ein-
malige persönliche Leistung das Arbeitserzeugnis
gestaltet. Das Werk stellt dann nicht nur die Idee
des Dinges dar, es gibt — wenn auch nur in der
letzten Nuancierung — die persönliche Ansicht
und Stimmung seines Schöpfers wider. Die Mode-
kunst ist zu einem großen Teil in diesem Sinne
noch Handwerk, der Goldschmied, welcher auf
persönliche Bestellung arbeitet, arbeitet als Hand-
WERKSTÄTTE DER
HANDWEBEREI
VON WEECH
Entwurf:
Joseph Hillerbrand
358
Architekt
Max Wiederanders
bes übernimmt. Die Anpassung beginnt mit der
Aufstellung von Hilfsmaschinen. Die Erweiterung
des Betriebes führt zur Arbeitsteilung: Die Ver-
einigung der konzipierenden, formschaff enden
Tätigkeit und der technischen Ausführung in einer
Person, in der man das Hauptmerkmal des einsti-
gen Handwerkers sieht, hört auf. Auf dieses
Schicksal des erfolgreichen Handwerkers hat schon
Semper 1851 hingewiesen: „Der beste Künstler
hört auf, es zu sein, und wird Geschäftsmann,
sowie er mit Aufträgen überhäuft wird; er hört
auf zu schaffen und bedient sich fremder Kräfte.''
Der Erwerb von Arbeitsmaschinen beendet diesen
Prozeß. Das einzelne Erzeugnis wird vertretbar.
Stimmung und Hand des Schöpfers wirken nicht
mehr unmittelbar auf das Werk ein. Es kann
in seiner Art höchst vollendet sein, aber es ist
nicht mehr Handwerksarbeit im technischen Sinn
des Wortes, sondern Erzeugnis der Kleinindustrie.
Handwerkliche Arbeit im technischen Sinn des
Wortes — als der Hände Werk, als Handarbeit —
kann unabhängig von Wirtschaftsform und Be-
Iriebsform überall gedeihen, wo die Formgebung
nicht der Maschine anvertraut wird und eine ein-
malige persönliche Leistung das Arbeitserzeugnis
gestaltet. Das Werk stellt dann nicht nur die Idee
des Dinges dar, es gibt — wenn auch nur in der
letzten Nuancierung — die persönliche Ansicht
und Stimmung seines Schöpfers wider. Die Mode-
kunst ist zu einem großen Teil in diesem Sinne
noch Handwerk, der Goldschmied, welcher auf
persönliche Bestellung arbeitet, arbeitet als Hand-
WERKSTÄTTE DER
HANDWEBEREI
VON WEECH
Entwurf:
Joseph Hillerbrand
358