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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 2.1927

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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.13210#0398

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ZEITFORM UND ALTES STRASSENBILD

Wir bilden in diesem Hefte wieder Arbeilen von
Otto Haesler in Celle ab: einige Ansiebten aus dem
mit der unsern Lesern bereits bekannten Siedlung
verbundenen Kindergarten und den Umbau eines
Cafes in einem alten Fachwerkhause, wie sie dort
in der Altstadt nocli straßenweise zu sehen sind.
Anderswo hätte man diese Aufgabe wahrschein-
lich nach den Grundsätzen der „heimischen Bau-
weise" behandelt und damit einen falschen Ton
in das echte alte Bild hineingebracht. Haesler
machte es genau umgekehrt: er vermied jede An-
gleichung an die alten Teile und unterstrich den
„modernen'' Charakter noch durch die Form der
Lichtreklame. Die Folge ist, daß das Alte in seiner
reinen ^ irkung erhalten bleibt, sein Leben ruhig

weiterlebt neben dem, was auch echtes Leben in
sich hat, weil es aufrichtiger Ausdruck einer Zeit-
gesinnung ist, — und es ergibt sich ein Zusammen-
klang, der genau so harmonisch ist wie der zwi-
schen alten Häusern verschiedener Epochen, so wie
wie wir ihn aus alten Städten längst gewrohnl sind.

Das ist lehrreich und wichtig genug, und man
möchte hoffen, daß man jetzt endlich mit dem
schwächlichen Unfug der „heimischen Bauweise"
aufhören möge. Mulhesius hat schon vor zwanzig
Jahren diesen Unfug bekämpft und darauf hinge-
wiesen, daß die lebendige Wirkung alter Bauten
dadurch nur geschädigt werde, wofür es zahllose
Beispiele sehr trauriger Art gibt. W. B.

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