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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 2.1927

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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.13210#0402

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etwas sehr Erstrebenswertes ist — wird sich, wie
ich glaube, niemals durch behördliche Anordnun-
gen, höchstens durch den Einfluß der religiösen
oder weltanschaulichen Gemeinschaft züchten
lassen.

Was aber das Künstlerische anlangt, so möchte
ich da lieber die Resultate abwarten, und einst-
weilen nur die Gefahren andeuten, die mir auf
diesem Wege zu drohen scheinen. Die Formen
werden behördlicherseits vorgeschrieben, an die
Steinmetzwerkstätten werden Werkzeichnungen
kostenlos abgegeben, und wenn auch die Kunst-
gewerbeschule eigene Grabmalkurse eingerichtet
hat, so ist doch auch sie auf die von der Behörde
vorgeschriebenen Formen angewiesen. Wir trauen

diesen Behörden alles Gute zu — aber ob nun
wirklich in jedem Falle hier die stärksten gestal-
lenden Begabungen sitzen, das ist doch noch die
Frage. Deshalb könnte ich mir denken, daß durch
dieses Vorgehen zwar eine gewisse äußere Harmo-
nie der Friedhöfe erreicht, die lebendige Entwick-
lung der Grabmalgestaltung aber wesentlich ge-
hemmt wird. Und wenn eine „zeitgemäße Form-
gebung" als „selbstverständliche Forderung" gilt,
—• woher soll dann, in einer Zeit eines werdenden
neuen Stils, die Einheitlichkeit kommen?

Doch ich lasse mich durch das Erreichte gerne
eines Besseren belehren, — und hoffe, daß wir
dieses Erreichte bald im Bilde vorführen können.

W.R.

BUCHBESPRECHUNGEN

Paul Wolf: Wolinung und Siedlung. Verlag
Ernst Wasmuth A. G., Berlin. Der große sorgfäl-
tig gedruckte Leinenband zeigt die Titelprobleme
vom Zeitaller der Urgeschichte bis zu Paul Wolf.
Material des Hygiene-Museums in Dresden wird
breit ausgewertet, bekannte und gegenstandslose
Historie wiederholt. Viel Ballast macht dieses
Buch schwierig, auch die Beispiele sind nicht
immer überzeugend. Nach 80 Seiten beginnt dann
Einblick in Neuzeitliches und das Buch wird
lebendiger. Zunächst wieder viel Statistik, dann
Planungsideen, gut, nützlich, oft sogar wertvoll,
aber schwunglos und ohne einen Hauch des
Lebendigen. Die Darstellung einer Großstadt auf
Seite 113 z. B. wird hoffentlich immer ein lehr-
haftes Schema bleiben, die Gegenwart hat keiner-
lei Anlaß, alte Notwege der zentralen Stadtbil-
dung zu entwickeln.

Die Versuche, mit Geometrien den Tendenzen
organischen Wachstums beizukommen, müssen wir
ablehnen, mögen sie nun von Stübben, Schuma-
cher, Grenzmer, Langen oder Wolf stammen. Das
Schlagwort von den Trabantenstädten hat viel Un-
fug geschaffen, der in einem solchen Werke nicht
gerade verewigt werden sollte.

Dennoch wird man dieses Buch als Material-
sammlung, als Querschnittssymptom, als Beleg
fortschrittlichen Willens nicht missen dürfen.
Wenn auch die Ruhelosigkeit im Aufbau des Wer-
kes verwirrt, so bleibt viel Wesentliches übrig, das
nähere Betrachtung verlohnt. Es ist das Buch des
Baudirektors einer Großstadt, das viele andere
Bauräte vieler anderer Städte kennen sollten,
schon um den Zweifel am ewig Geistigen zu ler-
nen. Und gibt Wolfs Buch auch nicht die Erfül-
lung, so zeigt es doch eine lebhafte Bemühung
um das Kommende, die Anerkennung verdient.

H. de Fries

F. R. Yerbury: Englische Baukunst um 1800.
Verlag Ernst Wasmuth A. G., Berlin. Es handelt
sicli um die deutsche Ausgabe des gleichzeitig bei
ßenn in London erschienenen Werkes. Das ganze
letzte Drittel des Buches wird durch bauliche
Details ausgefüllt, durch Türen, Seihränke,
Kamine. Treppen, Gitter usw. Aber auch in den

vorderen Teden des sorgfältig und schön ausge-
statteten Buches überwiegen Abbildungen von Ein-
zelteilen und von Ausschnitten, so daß allzuwenig
Material übrigbleibt, das wirklich eine Kenntnis
der englischen Baukunst um 1800 vermitteln
könnte.

Was der Leser glaubt erwarten zu können, den
taktvollen und reservierten Zusammenklang des
englischen Landhausbaues mit der Natur, jene un-
aufdringliche Betonung eines freundschaftlichen
Verhältnisses, das auch auf die städtische Bau-
kunst noch sehr stark einwirkt, das ist in diesem
Buche nur andeutungsweise zu finden. Immer-
hin: daß es das gibt, belegen einige wenige wirk-
lich schöne Blätter aus Epsom, Hertford, Slindon,
Wendower u. a. m. Auch einige Straßenfassaden
des Buchani'anges fesseln durch die Sparsamkeit
der Mittel und den dennoch erreichten hohen und
feinen Takt der Vollendung, den gerade unsere
zeitgenössische Baukunst allzusehr vermissen läßt.
Also hier und da ein Anlauf, wenig mehr. Hoff-
nung auf Ersehntes wird angerührt, bleibt uner-
füllt, erstickt unter langen Reihen photographier-
ler Haustüren und jenem doch mehr kunstge-
werblichen Detail, das oben erwähnt wurde. Den-
noch: auch dieses Buch möge man kaufen, so
wenig der Inhalt dem Titel auch entspricht. Zu
lernen gibt es immer! H, de Fries

Der größte Teil der in diesem Heft abgebildeten
Spielwaren und Kinderbücher ist der Ausstellung
der Abteilung für Gewerbekunst im Bayerischen
Nalionalmuseum entnommen.

Das technische Spielzeug auf den Seiten 366
und 367 ist mit Erlaubnis des Warenhauses Wert-
heim wiedergegeben.

Die keramischen Gegenstände sind in der Aus-
stellung der Deutschen Keramischen Gesellschaft
in Berlin aufgenommen worden.

Anschriften der Mitarbeiter dieses Heftes:

Dr. Günther Freiherr von Pechmann, Leiter der Abteilung J'ir
Gewerbekunst im Bayerischen Aationalmuseum, München, Prinz-
re^enlenstraßc 3.

Jose£ Hartwig, Bildhauer an der Kunstgewerbeschulö Frankfurt,
Frankfurt am Main, Dürerslraße .10.

II. de Fries, Architekt, Düsseldorf, Kunstakademie.

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