Von der Vergleichung der Organe.
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entfaltungen eines Typus in einem genetischen Zusammenhang. Ein
in dem einen Zustande einfacheres Organ zeigt sich ohne Wechsel seiner
allgemeinen Beziehungen in einem andern Zustande auf einer höheren Stufe
durch Differenzirung umgebildet, hat neue Abschnitte aus sich hervorgehen
lassen, neue Organe aus sich differenzirt. Wie bei der individuellen Ent-
wicklung eine unmittelbare Fortsetzung der einzelnen Differenzirungs-
zustande gegeben ist, so zeigt sich auch bei jedem Typus (in verschiedenem
Maasse deutlich) eine Fortsetzung der sich differenzirenden Organe von einem
Zustande in den andern. Wo die ausgebildete Form durch eine weitere Kluft
von anderen Formen getrennt erscheint , da weisen die embryonischen Ein-
richtungen den Zusammenhang nach und füllen die Lücken. Von der indi-
viduellen Entwicklung unterscheidet sich die Entfaltung der zu einem Typus
gehörigen Formen dadurch, dass sie nicht in einer einfachen Linie liegt. Von
allen Stadien aus bilden sich Abzweigungen, die ihre eigene, das Typische
zwar forterbende aber zugleich vielfach modificirende Richtung einschlagen.
Dadurch bleibt das Grundverhältniss der Organe unverändert, und aus allen
Graden der Modification, sei es durch Differenzirung oder durch Reduction,
lässt sich das verwandtschaftliche Verhältniss der gemeinsamen Abstammung
erkennen. Bei diesen morphologischen Veränderungen der Organe erleidet auch
die Leistung derselben Wandelungen, so dass ein und dasselbe Organ in ver-
schiedenen Formzuständen verschiedenen Verrichtungen dient. Diese letz-
teren bleiben bei unserer Aufgabe untergeordnet, da wir es nur mit dem
morphologischen Verhalten zu thun haben. Demgemäss unterscheidet die
vergleichende Anatomie die morphologisch gleichwerthigen Organe als Ho-
mologa von den physiologisch gleichbedeutenden Organen oder Analoga.
Homologie und Analogie sind daher zwei scharf gesonderte Begriffe,
von denen der eine die Beziehung des Organs zu seiner Genese, der andere
jene zu seiner Verrichtung zum Objecto hat.
Der Bereich, in welchem Homologieen sich finden, wird durch die Grenze
des Typus abgesteckt. Die strenge Vergleichung kann sich nur innerhalb
eines Typus bewegen. Darüber hinaus trifft sie meist nur Analogieen, da die
Verwandtschaften der Organe differenter Typen nur auf die Aehnlichkeit oder
Uebereinstimmung der Function begründet sind. Analogieen sind aber auch
innerhalb eines und desselben Typus vorhanden, da, wie mehrfach betont,
homologe Organe verschiedene Verrichtungen, folglich auch morphologisch
verschiedene Organe die gleiche Verrichtung besitzen können.
Wenn wir Körpertheile von morphologischer Uebereinstimmung als Ho-
mologa bezeichnen, so wird in Folge der verschiedenen Art dieser Ueberein-
stimmung auch der Begriff der Homologie wieder in zwei Hauptabtheilungen
gespalten werden müssen. Wir unterscheiden demgemäss:
I, Allgemeine Homologie, wenn ein Organ auf eine Kategorie von
Organen bezogen wird, oder wenn ein damit verglichenes Einzelorgan nur
als Repräsentant einer solchen Kategorie zu gelten hat. Die Kategorieen wer-
den dann immer aus mehrfach im Körper vorhandenen Organen oder Theilen
bestehen. Wenn wir die Körpersegmente eines Gliederthieres, die Wirbel,
die Gliedmassen eines Thieres etc. unter einander vergleichen, begründen
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entfaltungen eines Typus in einem genetischen Zusammenhang. Ein
in dem einen Zustande einfacheres Organ zeigt sich ohne Wechsel seiner
allgemeinen Beziehungen in einem andern Zustande auf einer höheren Stufe
durch Differenzirung umgebildet, hat neue Abschnitte aus sich hervorgehen
lassen, neue Organe aus sich differenzirt. Wie bei der individuellen Ent-
wicklung eine unmittelbare Fortsetzung der einzelnen Differenzirungs-
zustande gegeben ist, so zeigt sich auch bei jedem Typus (in verschiedenem
Maasse deutlich) eine Fortsetzung der sich differenzirenden Organe von einem
Zustande in den andern. Wo die ausgebildete Form durch eine weitere Kluft
von anderen Formen getrennt erscheint , da weisen die embryonischen Ein-
richtungen den Zusammenhang nach und füllen die Lücken. Von der indi-
viduellen Entwicklung unterscheidet sich die Entfaltung der zu einem Typus
gehörigen Formen dadurch, dass sie nicht in einer einfachen Linie liegt. Von
allen Stadien aus bilden sich Abzweigungen, die ihre eigene, das Typische
zwar forterbende aber zugleich vielfach modificirende Richtung einschlagen.
Dadurch bleibt das Grundverhältniss der Organe unverändert, und aus allen
Graden der Modification, sei es durch Differenzirung oder durch Reduction,
lässt sich das verwandtschaftliche Verhältniss der gemeinsamen Abstammung
erkennen. Bei diesen morphologischen Veränderungen der Organe erleidet auch
die Leistung derselben Wandelungen, so dass ein und dasselbe Organ in ver-
schiedenen Formzuständen verschiedenen Verrichtungen dient. Diese letz-
teren bleiben bei unserer Aufgabe untergeordnet, da wir es nur mit dem
morphologischen Verhalten zu thun haben. Demgemäss unterscheidet die
vergleichende Anatomie die morphologisch gleichwerthigen Organe als Ho-
mologa von den physiologisch gleichbedeutenden Organen oder Analoga.
Homologie und Analogie sind daher zwei scharf gesonderte Begriffe,
von denen der eine die Beziehung des Organs zu seiner Genese, der andere
jene zu seiner Verrichtung zum Objecto hat.
Der Bereich, in welchem Homologieen sich finden, wird durch die Grenze
des Typus abgesteckt. Die strenge Vergleichung kann sich nur innerhalb
eines Typus bewegen. Darüber hinaus trifft sie meist nur Analogieen, da die
Verwandtschaften der Organe differenter Typen nur auf die Aehnlichkeit oder
Uebereinstimmung der Function begründet sind. Analogieen sind aber auch
innerhalb eines und desselben Typus vorhanden, da, wie mehrfach betont,
homologe Organe verschiedene Verrichtungen, folglich auch morphologisch
verschiedene Organe die gleiche Verrichtung besitzen können.
Wenn wir Körpertheile von morphologischer Uebereinstimmung als Ho-
mologa bezeichnen, so wird in Folge der verschiedenen Art dieser Ueberein-
stimmung auch der Begriff der Homologie wieder in zwei Hauptabtheilungen
gespalten werden müssen. Wir unterscheiden demgemäss:
I, Allgemeine Homologie, wenn ein Organ auf eine Kategorie von
Organen bezogen wird, oder wenn ein damit verglichenes Einzelorgan nur
als Repräsentant einer solchen Kategorie zu gelten hat. Die Kategorieen wer-
den dann immer aus mehrfach im Körper vorhandenen Organen oder Theilen
bestehen. Wenn wir die Körpersegmente eines Gliederthieres, die Wirbel,
die Gliedmassen eines Thieres etc. unter einander vergleichen, begründen