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Gegenbaur, Carl
Grundzüge der vergleichenden Anatomie — Leipzig, 1870

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https://doi.org/10.11588/diglit.15089#0360

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Formen eine grössere Diffefenzirung gegeben, die bereits in dem vorhin er-
wähnten Verhältnisse wahrzunehmen ist.

Ganz verschieden von den bisher aufgeführten Einrichtungen verhalten
sich die Geschlechtsorgane der Holothurien. Hoden oder Eierstock stellen
Büschel reich verzweigter Röhren vor, die sich zu einem gemeinsamen Aus-
führgange vereinigen. Des letzteren Mündung findet sich in der Nähe des
Mundes, meist zwischen den Tentakeln. Die Beziehungen zu den Radien
sind also hier aufgegeben, die sonst vertheilten Organe sind zu einem
vereinigt, und durch den Ausführgang wird die bereits bei den Seeigeln ge-
gebene höhere Stufe festgehalten.

Bei den Synaplen stellen die Geschlechtsdrüsen, obschon im Allgemeinen
nach dem bei den Holothurien gegebenen Typus geformt, Zwitter Organ e
vor. Die einzelnen schlauchförmigen Drüsen vereinigen sich zu einem ge-
meinsamen Ausführgange, der über dem Kalkringe nach aussen sich öffnet.
In jedem Schlauche (bei S. digitata) entwickelt sich das Sperma auf der
Innenfläche, indess die Eier darunter entstehen und bei voller Entwickelung
ins Schlauchlumen vorspringende Längsstreifen vorstellen. Für beiderlei
Producte dient ein gemeinsamer Ausführweg. Wenn dieser hermaphrodi-
tische Zustand als ein niederer angesehen werden muss, aus welchem im
Allgemeinen die getrenntgeschlechtlichen Verhältnisse hervorgingen, so ergibt
sich für die Synapten die interessante Erscheinung, dass sich bei ihnen der
primitive Bau mit der primitiven Function der Keimdrüse erhalten hat, indess
sowohl in der Beschränkung der Zahl als in der Complication mit einem
Ausführgange für den Gesammtapparat grosse Umbildungen eingetreten sind.
In dem feineren Theile der Einrichtung ist hier keine Differenz innig erfolgt,
dagegen ist eine solche im Vergleiche zu Seesternen und Seeigeln in sehr
gründlicher Weise an dem gröberen Verhalten aufgetreten.

Die Formelemente des Sperma sind bei allen Echinodermen ziemlich ubereinstim-
mend, fadenförmige mit einem rundlichen Köpfchen versehene Gebilde. DieEier, welche
meist eine geringe Grösse besitzen, weisen feinkörnigen Dotter auf. Bei den Seesternen,
Seeigeln und Holothurien sind sie ausser einer zarten Dotterhaid von einer dicken durch-
sichtigen Hülle umgeben. Bei den Holothurien besitzt diese eine complicirtere Structur.
Sie bildet eine ziemlich dicke, fein radiärgestreifte Schichte, die an einer Stelle von
einem bis auf den Dotter treffenden Canale (Mikropyle] durchsetzt wird. An der äusser-
sten Fläche dieser Dotterhaut liegen Kerne. (Vgl. Joh. Müller Echinod. Entw. 4. Ab-
handlung, ferner Leydig A. A. Ph. 1854. S. 307). Diese Bildung scheint dadurch zu
Stande zu kommen, dass eine das Ovarium auskleidende Membran mit der Entwickelung
der einzelnen Eier sich von diesen aus cuticula-artig verdickt, von jedem wachsenden
Eie ins Lumen des Ovars vorgedrängt, und schliesslich mit dem Eie von der Ovariahvand
abgeschnürt wird. Die Mikropyle entspricht der Verbindungsstelle mit dem Ovarium.

Die Anordnung der Geschlechtsorgane der Asterien zeigt folgende wichtigere Ver-
schiedenheiten. Bei mehreren mit After versehenen Gattungen sind die Geschlechts-
drüsen in kleine Trauben vertheilt, die in zwei Reihen durch die Arme sich hinziehen.
(Ophidiaster, Archaster, Chaetaster}. Bei Ophidiaster finden sich gegen 12 Trauben in
einer Reihe. Dicht gedrängt und bis ans Ende reichend sind sie bei Chaetaster gefunden
worden. Unter den afferlosen Seesternen ist eine ähnliche Anordnung bei Luidia vor-
handen. Das Vorkommen des gleichen Verhaltens in zwei Abtheilungen der Seesterne
 
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