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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 29.1918

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Breithaupt, Wolfgang: Holländische Land- und Strandhäuser
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https://doi.org/10.11588/diglit.10022#0281

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XXIX. JAHRGANG.

DARMSTADT.

OKTOBER 1918.

HOLLANDISCHE LAND- UND STRANDHAUSER

ERBAUT VON DEN ARCHITEKTEN HAN & C. WEGERIF UND FRAU AGATHE WEGERIF-GRAVESTEIN

Um die schöpferischen Arbeiten der Architek-
ten Han & C. Wegerif gerecht beurteilen
zu können, muß man berücksichtigen, daß die
Schwarz-Weiß-Photographie kaum annähernd das
wiederzugeben vermag, was die Arbeiten in Wirk-
lichkeit sind. Gerade bei diesen Künstlern muß
darauf besonders hingewiesen werden, weil sich
in ihren Arbeiten nicht nur das Konstruktive,
sondern auch in außerordentlich starkem Maße
das Intuitive verkörpert.

Das Monumentale des in strenger Einfachheit
gehaltenen Stils ihrer Außenarchitektur ent-
wickelten sie mit der ihnen eigenen unerbittlichen
Konsequenz auch im Innenraume, wobei ihnen die
künstlerische Verwendung der Farbe außerordent-
lich zustatten kommt. Sie versuchen keineswegs
irgendeinen Effekt zu erhaschen, sondern in all
ihren Formen verkörpert sich etwas Fundamen-
tales. Ihre architektonischen Werke tragen den
Ausdruck einer geschlossenen Einheit, und es
fehlt ihnen jene Dualität von Fassade und Innen-
kultur, die man nur zu oft in der jüngsten Zeit
zu beobachten Gelegenheit hatte.

Trotz aller individuellen Originalität herrscht
in den Arbeiten der beiden Architekten eine fast

weihevolle Gesetzmäßigkeit. Sie kennen nicht nur
die zweckmäßigste Anwendung des von ihnen
verwerteten Materials, sondern sie beherrschen
auch dessen Psyche so vollkommen, daß sie trotz
der bunten Mannigfaltigkeit in der Auswahl jeden
Mißgriff vermeiden und immer wieder der Zug
vornehmer Schlichtheit in ihren Arbeiten vor-
herrscht. Die Fülle der Ideen, die ihnen eigen,
läßt doch unmittelbar erkennen, wie sehr sie die
Stetigkeit des Motives lieben, das trotz aller Ab-
wandlungen immer wieder an entscheidender Stelle
in den Vordergrund tritt. Offensichtlich wird
ihnen hierdurch die Lösung des Problems der
Raumdisposition wesentlich erleichtert.

Zur Kennzeichnung der Architekten scheint es
mir am besten, ausführlicher bei der im quadra-
tischen Grundriß gebauten Villa (Abb. S. 266 bis
267) zu verweilen. Die Straßenansicht läßt die
strenge Einfachheit ihrer Linienführung zu voller
Geltung kommen, während die Rückseite mit dem
Küchenbau und dem haltlosen Schornstein den
künstlerischen Gedanken erheblich stört. Zweifels-
ohne haben hier die Künstler der Lebensrealität
ein Zugeständnis machen müssen. Betrachtet man
nunmehr mit Aufmerksamkeit die zahlreichen ar-

1918. X. 1.
 
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