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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 29.1918

DOI Artikel:
Bredt, Ernst Wilhelm: Ist moderne Kunst noch ein Spekulations-Objekt?
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Roessler, Arthur: Krieg und Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.10022#0304

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288

INNEN-DEKORATION

Wahrscheinlichkeiten lassen sich nur von Werk zu Werk,
von Meister zu Meister aussprechen. Die Höhen, die jetzt
erreicht wurden, dürften durchschnittlich und bestenfalls
mit dem Frieden nur gerade noch bleiben. Nur ganz
außergewöhnliche Werke werden später gelegentlich noch
wesentlich höher bezahlt werden. Da jetzt so sehr viel aber
nach Namen, so wahllos nach der Qualität des einzelnen
Werkes bezahlt wird, dürfte die Mehrzahl der bezahlten
Preise noch lange als übermäßig hoch gelten. Freilich wissen
wir alle, daß unser Geld den hohen Wert den es besessen,
nicht wieder bekommt, daß eine Milderung also des Ur-
teils über allzu hohe Preise der Gegenwart bestehen bleibt.

Doch wo die Aussichten auf einestarke Wertsteigerung
so gering—kann doch von günstigen Spekulationsobj ekten
nicht die Rede sein. Sind die meisten Werke, die jetzt
so teuer gekauft wurden, in gute, feste Hände gekommen,
um so besser —■ wenn nicht die Spekulation noch mehr
verlieren will.

Doch was soll das? Soll das eine Warnung sein vorm
Ankauf moderner Kunst? Gewiß nicht — es sei vielmehr
eine Aufforderung dem Ankauf moderner Kunst
viel mehr Aufmerksamkeit, Liebe, Verständnis,
scharfen Spekulationsgeist sogar zuzuwenden
als dies in den letzten Auktionen der Fall. —■
Man kaufe nicht zu sehr nach dem Namen. Man lasse
sich auf dem Kunstmarkte so wenig von Mitläufern
treiben wie auf dem Geldmarkt. Man beobachte, wähle
selbst, suche Beratung bei denen, die die beste Kenntnis
des Marktes und der Werkstätten haben. — Es ist auf-
fallend, daß jüngere Künstler, für deren glänzende Zu-
kunft eine ganze Reihe von Künstlern und Kennern ein-
treten können, kaum nennenswerte Preise erzielen, daß
sie fast unbeachtet blieben. — Solche Werke aber nur
wären heute das Spekulationsobjekt. — Da auch auf
dem offenen Kunstmarkt die gleichen Beobachtungen zu
machen sind, sollten sich in den einzelnen Kunstzentren
verlässige Gruppen zur Beratung, zum Hinweis auf die

aussichtsreichsten Künstler bilden. Moderne Kunst war
nur ein gutes Spekulationsobjekt — wenn sich's um
Werke von Künstlern handelte, die weit entfernt so be-
zahlt zu werden, wie sie es verdienen, wie sie um ein
vielfaches in einem Jahrzehnt sicher werden bezahlt
werden. Also am besten spekuliert der, der das Tüch-
tigste der Jüngsten, der noch nicht allgemein Anerkannten
erwirbt. — Solche Sammler und Spekulanten für moderne
Kunst sind aber leider heute gerade so selten wie zuvor.

Auch hier hat nur der Mutige Glück..... e. w. b.

A

KRIEG UND KUNST. Ich liebe die Kunst, wie ich
das Leben liebe und den endlichen friedlichen Tod,
und ich liebe sie, nicht weil ich mich berufen fühle, als
Künstler zu wirken, sondern einfach als Mensch. An den
Nutzen des Krieges für die Kunst glaube ich nicht, denn
ich halte nichts von dem möglichen seelischen Wert der
Begeisterung, die eine gedankliche und gefühlsmäßige
Erhebung der Völker zum Mengentod erregt, für die
Bildung und Entwicklung des Menschengeschlechtes. Ge-
wiß, der Krieg weckt in Mann und Weib Tugenden und
steigert sie, er holt aus den Wesenstiefen verborgen und
ruhend gewesene Kräfte hervor, aber er rührt ebenso den
trüben Bodensatz in der Menschennatur auf und tut dies
mehr als jede andere starke Erregung. Ich glaube nicht
an den Nutzen des Krieges für die Kunst. Ich glaube
nicht daran, weil mir aus der Kunstgeschichte kein wahr-
haft innerlich und äußerlich großes Werk bekannt ist, das
unmittelbar dem panischen Erleben des Krieges seine
Entstehung zu verdanken hat. Weder Homers »Epen«,
Dantes »Göttliche Komödie«, Cervantes »Don Qui-
chotte«, Goethes »Faust«, noch Bachs urgewaltige Ton-
schöpfungen, Beethovens »Neunte Symphonie«, Michel-
angelos erschütternde Darstellung des »Jüngsten Gerichts«
und Rembrandts farbige Wunderwerke — von künstleri-
schen Bauwerken ganz zu schweigen — befinden sich in
irgendeinem Zusammenhang mit dem Kriege, a. roessler.

aus der eingangshalle des landhauses »sub rosa« s. 267
 
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