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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 29.1918

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Kraft, Leonhard: Ein Umzug fürs Rote Kreuz in Hellerau
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https://doi.org/10.11588/diglit.10022#0307

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INN EN-DEKORATION

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derem kümmerlich fort. Auch die wilden Männertänze
einiger süddeutschen Orte und manche historischen Ge-
denkzüge, freilich oft nur des Fremdenverkehrs wegen
gepflegt, gehören hierher. »ZumTeufel ging der Spiritus,
das Phlegma ist geblieben«, das Phlegma einer reinen
Schaubegierde, die geradezu mit Naturnotwendigkeit die
Blütezeit des Kinos herbeiführen mußte.

An und für sich gehört der Umzug zu jenen Lebens-
äußerungen der Völker, die allen Zeiten gemeinsam sind.
Und von den religiösen Umzügen der antiken Welt bis
zu den Werbezügen der Heilsarmee, von den Triumph-
zügen Roms bis zu den modernen Demonstrationszügen
durchpulst sie immer derselbe Leitgedanke, das Werben
für eine Idee durch ihre sinnfällige Darstellung. Soll dies
höchste Ziel erreicht werden, so darf der Zug nicht im
Kostüm stecken bleiben, seine Gestaltung muß der Aus-
fluß eines inneren Lebens sein, von der Anteilnahme
weitester Kreise getragen, wenn man nicht Treibhaus-
blüten züchten will. Es wird also wenig helfen, wenn
dies Ziel auf dem Wege der Neubelebung alter Feste
gesucht wird, die ungesunde Romantik solcher Bestreb-
ungen kann niemals Allgemeingut werden. Wozu auch?
Das Leben der Jetztzeit bietet Anregungen zum Gestalten
neuer Formen genug, in diesem Punkte ist es nicht ärmer
wie das einer vergangenen Epoche. Und solche Neu-
schöpfungen müssen frei sein von des Gedankens Blässe
und breit auf dem Boden der Wirklichkeit stehen.

Unter den jedem heute verständlichen Bestrebungen
haben wenige eine solche Bedeutung erlangt, wie die des
Roten Kreuzes. In Hellerau stellte man nun schon vor
dem Kriege den Umzugsgedanken in den Dienst der Sache,
die durch dieses Symbol vertreten wird. Die einfachsten
Mittel mußten herhalten, und die Wirkung war aller Be-
achtung wert. Ein mit frischem Grün laubenartig ge-
schmückter Leiterwagen, in dem junge, Sommerlieder
singende Mädchen um die Maienkönigin geschart saßen,

bildete die Hauptgruppe. Knaben und Mädchen, alle
gleichmäßig in feuerrote und weiße Nesselleinen gekleidet,
mit dem roten Kreuz auf der Brust, in der Hand einen
weißen Stab mit grünem Kranze und roter Schleife tragend,
umschlossen die Königin mit ihrem engeren Gefolge und
waren zugleich sammelnd tätig. Auf dem Pferd vor dem
Wagen saß ein Knabe mit einer Roten Kreuzfahne, und
vor diesem zog eine ansprechend gekleidete Musikbande.
Der Umzug fand im Mai statt, darum lag es nahe, etwas
von den alten Maiumzügen in ihm lebendig werden zu
lassen, aber immerhin nicht zu viel, damit der Grund-
gedanke keinem störenden Einflüsse erlag. Der nächst-
liegende Erfolg soll gut gewesen sein. Darüber hinaus
bietet sich hier zweifellos eine Anregung zu neuem Ge-
stalten. Greift nur hinein ins volle Menschenleben!

dr. leonh. kraft-darmstadt.
£

Wer nicht genügende Mittel besitzt, um alle be-
gehrten Konsumtionen ohne irgendwelche Ein-
schränkungen vollziehen zu können, der muß seine Mittel
zu Rate halten; er muß im doppelten Sinne sparen,
einmal darf er nichts von den verfügbaren Mitteln und
ihrem Nutzgehalt unbenützt lassen, sondern muß allen
erreichbaren Nutzen herausziehen, den er ohne Schädigung
herausziehen kann, sodann hat er die viel wichtigere Auf-
gabe zu vollziehen, daß er zwischen den möglichen
Nutzungen eine Auswahl in der Richtung der größten
Intensität trifft. Er soll immer die wichtigsten Nut-
zungen sichern und die minderwichtigen ausschließen.
.... Jedes einzelne Wirtschaftsmittel ist zum größten
Nutzzuwachse zu verwerten, den es zu dem ander-
weitig gesicherten Gesamtnutzen noch hinzubringen
kann, niemals darf ein Mittel zu einer minderwertigen
Wirkung verwendet werden, solange es an irgendeinem
anderen Punkte noch zu einer höheren verwendet wer-
den könnte......................... wieser.

WAGEN DER MAIENKÖNIGIN AUS DEM FESTZUG
 
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