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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 29.1918

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Haeuselmann, Johann Friedrich: Volkshäuser
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https://doi.org/10.11588/diglit.10022#0325

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INNEN-DEKORATION

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großer Volkshäuser gegeben sein, während in mittleren
und kleineren Orten ein einziges, sehr viel bescheideneres
Gebäude, ein Gemeindehaus, den Ansprüchen genügen
wird. Je nach Art der vorliegenden Verhältnisse wird
beim Bau bald die eine, bald die andere Wohlfahrtsein-
richtung besonders ausgebildet oder aber ganz fortge-
lassen werden können. Der wichtigste Raum des Volks-
hauses wird ein großer Saal sein. In ihm werden Ver-
sammlungen abgehalten, Vorträge veranstaltet werden,
für deren Erläuterung natürlich Vorkehrungen für Licht-
bildern und Kinovorführungen zu treffen sind. In diesem
Saal werden Feste gefeiert und Konzerte, Theateraufführ-
ungen, kleine Ausstellungen veranstaltet. Bei schlechtem
Wetter mag dort die Jugend spielen und turnen. Für
kleinere Versammlungen und Besprechungen sind weitere
Räume von verschiedenen Abmessungen vorzusehen.
Eine Bücherei, Lesehalle, wird nicht fehlen dürfen. Vieler-
orts wird ein kleines Heimatmuseum angegliedert werden,
an die Versammlungsräume könnten sich Erfrischungs-
räume anschließen, ein Kaffeehaus, ein alkoholfreies
Speisehaus, wie es vielfach noch fehlt. Wohl überall
wird die Errichtung eines Jugendheims in Frage kommen,
mit Räumen zum lesen, spielen, unterhalten, unterrichten,
womöglich auch Werkstätten für Handwerk und Hand-
fertigkeiten. Wo es irgend möglich ist, müßten mit dem
Volkshaus Spielplätze und Gartenflächen für die Jugend

verbunden werden. In manchen Fällen wird ein Jugend-
park mit Spiel- und Sportsplätzen sich anschließen können.

Das Volkshaus ist ein stattliches Gebäude in schlichten,
edlen Formen. Es muß darin das Beste, was die deutsche
Kunst zu geben vermag, zum Ausdruck kommen. Darum
wird das Außere auf zierendes Beiwerk verzichten und
nur durch schön verteilte Flächen und Körper in Ver-
bindung mit der Umgebung wirken. Wo die Umgebung
grün ist, wird sich eine Stätte höchster Ruhe und Samm-
lung erreichen lassen, wo die Häuser in Stadtvierteln ein-
gebaut werden müssen, wird dieses Ziel des Ruhenden
sich immer noch im Innern erreichen lassen. Daher wird
auf die Gestaltung und Ausstattung des Saales besondere
Sorgfalt zu verwenden sein. Dann werden sich die Men-
schen, die sich in ihm ergehen, der beseligenden Wirkung
guter Raumkunst und dem Genuß guter Kunstwerke
willig hingeben und alles Dargebotene an Vorträgen usw.
wird durch die edle Umkleidung in seiner Wirkung und
besonders in der Nachhaltigkeit gesteigert werden. So
wird das Friedensstreben der kommenden Zeit in den
Volkshäusern einen eigenartigen, vertiefenden Ausdruck
finden, es wird das gleichgerichtete Schaffen unserer
Künstler engere Fühlung mit der Volksseele gewinnen
und wir werden so einer neuen bürgerlichen Kultur ent-
gegengetragen, die mit inniger Freude und hohem Sinn un-
ser ganzes Volk erfüllen möge. j. f. häuselmann-stuttgart.

1918. xi. a.
 
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