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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 29.1918

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Gleichen-Rußwurm, Alexander von: Der Salon
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https://doi.org/10.11588/diglit.10022#0363

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INNEN-DEKORATION

347

Tag müssen die Fenster so abgeblendet werden, daß nie-
mand durch allzu grelles Licht gestört ist, oft genügt ein
kleiner Vorhang, ein geschickt aufgestellter Paravant das
ganze Zimmer gemütlich zu machen. Wenn wir inbezug
auf künstliche Beleuchtung den weichen Glanz des Wachs-
lichtes kaum vollständig ersetzen können, so läßt sich
doch mit diskreten elektrischen Flammen viel reizvolle
Wirkung erzielen. Auch hier lautet die wichtigste For-
derung: keine Aufdringlichkeit, der Salon muß so ge-
schickt und so ausreichend beleuchtet sein, daß niemand
danach fragt und darüber spricht, mit einem Wort: die
Beleuchtung muß selbstverständlich wirken. Sie darf
keine Schatten auf die Augen werfen, so daß die Leute
wie geschminkte Leichen aussehen, sie darf nicht grell
und unvermittelt erhellen, soll aber auch nicht den Ge-
danken erwecken, daß eine alternde Schönheit zu viel Licht
abdämpft, um etwas rosige Jugend vorzutäuschen.

Und schließlich — das gehört eigentlich nicht zur Ein-
richtung — im Salon soll man am Parfüm sparen, ein
zarter Blumenduft von gut verteilten lebenden Blumen
ausgehend, nur ein wenig vielleicht von einer aromati-
schen Essenz unterstrichen, genügt, jenes angenehme Ge-
fühl des festlich Gewohnten zu geben, das einen echten
Salon erfüllt und ihn zur Stätte des geistigen wie physi-
schen Wohlbehagens für geschmackvolle Menschen macht.
Ein tadelloser Salon ist immer so eingerichtet, daß er in
der Wirkung zurücktritt gegen die Menschen, die ihn

besuchen und doch wieder in seiner stillen Schönheit auf
diese Menschen angenehm beruhigend wirkt.

Ist der Gesellschaft reich gestickter Rahmen
Wohl der Salon im gastlich frohen Haus,
Er sei den anmutsvoll geschmückten Damen
So wie ein Garten seinem Blumenstrauß.

alexander von gleichen-russwurm.
ä

Es besteht eine geheimnisvolle Verwandtschaft zwi-
schen dem Sinn für schöne Formen in Gerät und
Wohnraum und dem Sinn für sittiges Auftreten, Ordnung
und Anmut, zwischen der Freude an schöner Farbe und
dem Wunsch, alle Menschen in der Umgegend lächeln zu
sehen. Man mag einwenden, daß es tüchtige Familienväter
und Bürger gibt, die sehr geschmacklos wohnen und sich
bewegen, dagegen Ästheten, die übertriebene Egoisten
oder sonst lasterhafte Menschen sind. Aus diesen Extre-
men läßt sich aber nur die Lehre ziehen, daß es sehr ge-
sunde Leute gibt, die nichts umbringt und sehr kranke,
denen keine Medizin hilft. Schöne Umgebung und sinnige
Lebensgewohnheiten wirken wohltätig auf alle, die weder
zu den übergesunden, noch zu den unheilbar Kranken

gehören................ a. v. gleichen-russwurm

*

Selbständigkeit von Geist, Herz und Hand, ein reines,
durch Eitelkeit unvergiftetes Gemüt, sind nötig zur
Bewunderung, und Bewunderung wirklich bewunderns-
werter Dinge ist der schönste, edelste Luxus. . a. v. g.-r.

architekt fritz nagel-wien. fahrbare vitrine aus einem teezimmer
 
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