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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 10.1896

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Schumann, Viktor: Von den brechbarsten Strahlen und ihrer photographischen Aufnahmen, 6
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https://doi.org/10.11588/diglit.50999#0058

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Von den brechbarsten Strahlen etc.

Wasserstoffgebiet neuerdings eine abermalige Erweiterung von
ansehnlichem Umfange erfahren hat. Seine jetzige Wirkungs-
grenze liegt weit jenseits der vorigen, welcher ich schätzungs-
weise die Wellenlänge 100 pp beigelegt hatte. Und gleichwohl
geben jenseits dieses neuesten Grenzgebietes wahrnehmbare
Spuren noch brechbarerer Linien auch diesmal wieder der
Hoffnung auf nochmaligen Strahlenzuwachs Raum. Nach diesen
wiederholten Erweiterungen könnte man fast glauben, das
Spectrum des Wasserstoffs laufe fort bis ins Unendliche.
Nach meinen älteren Aufnahmen hatte ich die Linienzahl
des jenseits 185,2 pp liegenden Wasserstoffgebietes auf 600 ge-
schätzt. Das ist nach meinen neueren Beobachtungen nicht
mehr zutreffend. Ich habe das ganze Gebiet in 8 Aufnahme-
bezirke von je 3 Grad eingetheilt, wovon mir vor der Hand
vier in befriedigender Auflösung vorliegen. 2’/a davon — die
übrigen l’/a bestehen aus einem continuirlichen Spectrum, das
erst nach längerer Belichtung erscheint — weisen weit über
700 Linien auf. Danach können die 8 Bezirke zusammen
1500 bis 2000 Linien haben.
Noch strahlenreicher dürfte das Spectrum der Luft sein.
Zu solcher Annahme berechtigen wenigstens die mir vorliegen-
den Aufnahmen, deren lichtstarkste Bezirke auf einer Strecke
von 34 mm Länge mehr als 50, nach Roth hin abgetönte
Banden haben. Diese in zarte Linien aufgelösten Banden er-
scheinen dem blossen Auge wie ein Continuum von wechseln-
der Dichte. So dicht stehen durchweg die Linien und Banden.
Gleich dem Spectrum der Luft habe ich die Spectra des
Fe, Co, Al, Zn, Cd weit über ihre bisherige und wie aus meinen
früheren Berichten bekannt, ungewöhnlich eng bemessene Grenze
hinausphotographirt.
Den Widerstand, den unter Atmosphärendruck stehende
Luft den brechbarsten Strahlen entgegensetzt, hatte ich seiner-
zeit an Schichtendicken bis zu 1 mm abwärts festgestellt. Neuer-
dings bin ich noch weiter gegangen. Und da hat sich gezeigt,
dass eine Schicht von 0,1 mm Dicke immer noch die grössere
Hälfte des Gebietes der kleinsten Wellenlängen, so weit dieses
bis jetzt erschlossen ist, unterdrückt, und dass die Luft erst
dann Strahlen aller Wellenlängen, wenn auch nicht ohne sicht-
lichen Widerstand, durchzulassen scheint, sobald ihre Dicke
wenige Hundertel eines Millimeters nicht übersteigt. Diese
Beobachtungen habe ich mit einer mit Flussspath verschlossenen
Wasserstoffröhre angestellt, die bei einem Drucke von 2x/a mm
von der Luftpumpe abgeschmolzen worden war. Die genannten
 
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