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Die monokulare Schätzung der Entfernungen etc.
Die monokulare Schätzung der Entfernungen mittels
einer einzigen Photographie und die stereoskopischen
Projectiouen.
Von G. H. Niewenglowski, Paris,
Herausgeber der Zeitschrift „La Photographie“.
Ein neuerer stereoskopischer Hand-Apparat benutzt zur
Prüfung der Photocopien die beiden verwendeten Objective
selbst als Stereoskop, indem die transparente Photocopie auf
Glas die lichtempfindliche Platte ersetzt, welche stets in der
Focalebene sich befindet. Auf diese Weise erhält das Auge
eine genaue Darstellung der photographirten Landschaft. In
Folgendem soll nun gezeigt werden, dass man ein analoges
Resultat auch mit einem beliebigen Apparat und einem ein-
zigen Objectiv erreichen kann.
Da das photographische Bild nichts anderes als ein
perspectivisches Bild, aufgenommen von dem Knotenpunkt als
Augenpunkt, auf einer ebenen Fläche ist, so genügt, um bei
der Beobachtung die Empfindung der genauen Perspective der
Landschaft zu haben, die Betrachtung der Photocopie mittels
nur eines Auges, jedoch muss dasselbe zu der Photocopie
genau in dieselbe Stellung gebracht werden, welche der Knoten-
punkt des Objectivs zu der lichtempfindlichen Platte während
der Exposition inne hatte. Man sieht dann alle Bildpunkte
in denselben einander entsprechenden Richtungen, wie das
Auge die Punkte des Gegenstandes sehen würde, allerdings
ohne jede genaue Schätzung ihrer entsprechenden Entfernungen.
Anders gestaltet sich die Sache dagegen, wenn die Ein-
stellung des Apparates auf unendliche Entfernung erfolgt ist,
d. h. wenn die lichtempfindliche Platte während der Exposition
sich in der Focalebene des Objectivs befand und man dann
die positive Photocopie in diese Focalebene bringt und mit
einem Auge durch das als Lupe dienende Objectiv betrachtet.
In diesem Falle hat man eine Relief-Empfindung, welche der
Wirkung des Stereoskops in allen Punkten gleicht, und nur in-
sofern davon abweicht, als dies Relief in keiner Weise ver-
stärkt oder abgeschwächt ist, wie es bei Anwendung der meisten
Instrumente dieser Art der Fall ist: es ist dies Relief viel-
mehr genau das natürliche, wie man sich aus dem Nach-
stehenden überzeugen kann.
Das Bild des in unendlicher Entfernung befindlichen
Punktes A ist der Punkt A‘ auf dem Phototyp CC- ein Punkt B
der Landschaft dagegen, welcher eine endliche Entfernung von
Die monokulare Schätzung der Entfernungen etc.
Die monokulare Schätzung der Entfernungen mittels
einer einzigen Photographie und die stereoskopischen
Projectiouen.
Von G. H. Niewenglowski, Paris,
Herausgeber der Zeitschrift „La Photographie“.
Ein neuerer stereoskopischer Hand-Apparat benutzt zur
Prüfung der Photocopien die beiden verwendeten Objective
selbst als Stereoskop, indem die transparente Photocopie auf
Glas die lichtempfindliche Platte ersetzt, welche stets in der
Focalebene sich befindet. Auf diese Weise erhält das Auge
eine genaue Darstellung der photographirten Landschaft. In
Folgendem soll nun gezeigt werden, dass man ein analoges
Resultat auch mit einem beliebigen Apparat und einem ein-
zigen Objectiv erreichen kann.
Da das photographische Bild nichts anderes als ein
perspectivisches Bild, aufgenommen von dem Knotenpunkt als
Augenpunkt, auf einer ebenen Fläche ist, so genügt, um bei
der Beobachtung die Empfindung der genauen Perspective der
Landschaft zu haben, die Betrachtung der Photocopie mittels
nur eines Auges, jedoch muss dasselbe zu der Photocopie
genau in dieselbe Stellung gebracht werden, welche der Knoten-
punkt des Objectivs zu der lichtempfindlichen Platte während
der Exposition inne hatte. Man sieht dann alle Bildpunkte
in denselben einander entsprechenden Richtungen, wie das
Auge die Punkte des Gegenstandes sehen würde, allerdings
ohne jede genaue Schätzung ihrer entsprechenden Entfernungen.
Anders gestaltet sich die Sache dagegen, wenn die Ein-
stellung des Apparates auf unendliche Entfernung erfolgt ist,
d. h. wenn die lichtempfindliche Platte während der Exposition
sich in der Focalebene des Objectivs befand und man dann
die positive Photocopie in diese Focalebene bringt und mit
einem Auge durch das als Lupe dienende Objectiv betrachtet.
In diesem Falle hat man eine Relief-Empfindung, welche der
Wirkung des Stereoskops in allen Punkten gleicht, und nur in-
sofern davon abweicht, als dies Relief in keiner Weise ver-
stärkt oder abgeschwächt ist, wie es bei Anwendung der meisten
Instrumente dieser Art der Fall ist: es ist dies Relief viel-
mehr genau das natürliche, wie man sich aus dem Nach-
stehenden überzeugen kann.
Das Bild des in unendlicher Entfernung befindlichen
Punktes A ist der Punkt A‘ auf dem Phototyp CC- ein Punkt B
der Landschaft dagegen, welcher eine endliche Entfernung von