Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik (10.1896)

Farbenphotographie durch Körperfarben etc.

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Es wird nur selten vorkommen, dass die Matrize einer
Daueraufnahme einer Verstärkung bedürfen wird, da man es
in der Hand hat, ihr jede beliebige Dichtheit durch den Ent-
wickler zu verleihen, wohl aber übersieht man leicht den rich-
tigen Grad der Dichte und muss dann zum Abschwächer greifen.
Alle diese Plattensorten vertragen eine Abschwächung ganz
gut, nur die Isolar - Platte verträgt eine partielle Abschwächung
mit Cyankalium nicht, sondern man muss zu anderen Ab-
schwächern greifen.
Befriedigende Resultate erreiche ich bei Landschaftsauf-
nahmen mit einer gewöhnlichen guten Platte, die mittels meines
Photonom (Lichtvertheiler) belichtet wurde, welcher in einer mehr
oder weniger langsam sich auf- und abwärts bewegenden, mit
veränderlichen Contouren versehenen Lichtblende vor dem Ob-
jective besteht. Ich überzeugte mich, dass, wenn man den ver-
schiedenfarbigen Theilen (Abschnitten) des Bildes die ihnen ge-
bührende Belichtung zukommen lässt, so nähert sich auch der
Farbenwerth dieser Theile mehr der Wahrheit, und Niemand
kann dann behaupten, dass der Ton falsch sei.
Diese Ergebnisse erhielt ich durch genaue vergleichende
Probeaufnahmen einer Hochgebirgslandschaft, welche die ein-
gangs erwähnten schwierig zu photographirenden Beleuehtungs-
contraste zeigte.

Farbenphotographie durch Körperfarben
und mechanische Farbenanpassung in der Natur.
Von Dr. Otto Wiener in Aachen.
1. Gang der Untersuchung.
Bei der Untersuchung stehender Lichtwellen1) stiess ich
zum ersten Male auf die Frage nach der grundsätzlichen Mög-
lichkeit der Farbenphotographie. Zenker hatte die damals;
schon vorhandenen Verfahren durch die Wirkung stehender
Liehtwellen erklärt2). Gegen diese Erklärung waren aber von

1) Wiener, Wied. Ann. 40, S. 205. 1890.
2) Zenker, Lehrb. der Photochromie. Berlin, Selbstverlag des
Verf. 1868. Bei meiner früheren Untersuchung war mir entgangen, dass
auch Lord Rayleigh gelegentlich der Untersuchung der Wellen-
ausbreitung in einem Medium von periodischer Structur (Phil. Mag. [5]
24, S. 158, Anm. 1887) auf die Möglichkeit jener Erklärung aufmerksam
gemacht hatte. Andererseits kannte er auch nicht die 19 Jahre früher
veröffentlichte Theorie von Zenker.