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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 10.1896

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Wiener, Otto: Farbenphotographie durch Körperfarben und mechanische Farbenanpassung in der Naturh
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https://doi.org/10.11588/diglit.50999#0120

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Farbenphotographie durch Körperfarben etc.

Nachweis, dass die in der Platte vorhandenen Stoffe fähig sind
farbige Verbindungen zu liefern, unter deren Farben fast alle
Spectralfarben, wenn auch nicht mit deren Farbenton ver-
treten sind.
Es fehlte aber noch die Erklärung, warum die entstehen-
den Farbstoffe mit der jeweiligen Farbe der Beleuchtung über-
einstimmten.
Die Erklärung wurde darin gefunden, dass von allen ent-
stehungsfähigen Farbstoffen nur der mit der Beleuchtungsfarbe
gleichfarbige auf die Dauer bestehen kann, weil er dieselbe
am besten zurückwirft, also am wenigsten absorbirt und daher
am wenigsten verändert werden kann; die andersfarbigen da-
gegen können jene Beleuchtungsfarbe absorbiren und deshalb
auch wieder zersetzt werden.
Diese Erklärung wurde dadurch geprüft, dass auf ein
Spectrumbild ein rechtwinklig kreuzendes Spectrum entworfen
wurde. Dabei vermochte in der That eine richtig abbildbare
Beleuchtungsfarbe alle anderen entstandenen Farbstoff zu zer-
setzen; der gleichfarbige blieb allein erhalten.
Es ist also grundsätzlich möglich, dass farbige
Beleuchtung in geeigneten Stoffen gleichfarbige
Körperfarben erzeugt.
Ich habe solche Stoffe als farbenempfängliche be-
zeichnet.
Diese Möglichkeit und die Erkenntniss ihrer Ursache
bilden die neue Grundlage einer Art Farbenphotographie, die
man als Körperfarbenphotographie bezeichnen kann.
Die Hoffnung scheint berechtigt, dass auf dieser Grundlage
neue Verfahren gefunden werden, welche die alten Körper-
farbenverfahren an Genauigkeit der Farbenwiedergabe und
Fixirbarkeit der Bilder übertreffen.
Die Farbenwiedergabe kann als Farbenanpassung be-
zeichnet werden; denn sie entsteht durch Auslese der Farb-
stoffe, welche der zerstörenden Einwirkung der Beleuchtungs-
farbe am besten widerstehen; das sind die gleichfarbigen.
Dieser Umstand legte die Frage nahe, ob Farbenanpassung
in der Natur auf gleichem Wege entstehen kann, d. h. durch
einen Vorgang mechanischer Anpassung im Gegensätze
zu der biologischen Anpassung, wdlche nach Darwin durch
natürliche Auslese der Einzelwesen entsteht.
Ein solcher Fall liegt vor bei Raupen und ihren Puppen
und ist durch eingehende Versuche von Poulton untersucht.
Wenngleich diese das Hinzutreten verwickelter physiologischer
Vorgänge erweisen, machen sie doch die Annahme wahrschein-
 
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